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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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anfangen sollte, die Sache zu erklären. Mam alles erzählen und hoffen, dass es sich von ihr aus über ihren morgendlichen Kaffeeinformationsservice weiterverbreitet? Und wie sollte ich dann den anderen gegenübertreten und ihr dreifaches oder gar vierfaches Mitleid ertragen, und das in dem Wissen, dass ich der einzige Kerl in diesem Land bin, bei dem im Leben kein einziges Fitzelchen mal ausnahmsweise gut läuft. Und so schreibe ich ihr eine ganze Nacht lang in einer Mischung aus Sorge, Einsamkeit und dem bloßen, die Eingeweide zerquetschenden Elend, am anderen Ende von Saibhdhs Zorn zu stehen, diesen ellenlangen, irren Brief – mit Kugelschreiber auf Schmierpapier und hingekritzelten Kringeln über den gesamten Rand verteilt, in dem steht, wie sehr ich sie liebe und wie viel Angst ich habe, sie zu verlieren, und dass ich das mit der Jungfräulichkeit nur nicht erzählt habe, weil ich mir nicht sicher war, was für eine Art Mann sie wollte, und nicht sicher war, ob ich dieser Mann sein könnte oder ob ich überhaupt schon ein Mann war. Verstehst du?, schreibe ich. So Macho und so.
    Nachdem ich den Brief mit einem »Streng geheim«-Stempel aus Garys Schnickschnacksammlung versehen habe, werfe ich ihn um sieben Uhr morgens in ihren Briefkasten, indem ich vorgebe, kurz eine frühmorgendliche Runde um den Block zu joggen, weil ich angeblich versuche, für den großen Tag in Form zu kommen. Mam sieht mich äußerst irritiert an, als ich im rot-schwarzen Jogginganzug zurückkomme, als würde sie sich fragen, was genau ich beim Abschlussball zu tun gedenke, für das ich sportlich gesehen in Topform sein muss. Ich sage ihr, dass das alle Jungs machen, einfach damit wir ein paar Kilos verlieren und in unseren Anzügen eine möglichst gute Figur machen, was sie offenbar zufriedenstellt.
    Ist ja auch egal, der Brief erfüllt jedenfalls seinen Zweck, und Saidhbh kommt etwas später am gleichen Morgen vorbei, gleich nachdem Mam Claire und Susan zur Sorrows gebracht hat, und sie ist ganz komm-in-meine-Arme-mäßig traurig und plötzlich wieder fest davon überzeugt, dass wir das eine Paar auf diesem Planeten sind, das dazu bestimmt ist, für immer zusammenzubleiben. Eine Sache wäre da aber noch, sagt sie. Und das ist der Sex. Sie glaubt, dass es falsch von uns war, damit so Hals über Kopf anzufangen, und wegen meinem Alter und so findet sie, wir sollten damit aufhören. Sie spielt sogar mit dem Gedanken, runter zur Kirche in Kilcuman zu gehen und um eine weiße Weste zu winseln, und zwar beim Gemeindepfarrer höchstselbst, Vater O’Culigeen.
    Bei diesen Worten bekomme ich Panik und sage ihr, sie soll keine Idiotin sein, und in einem riesigen Wortschwall füge ich noch hinzu, dass Liebe gut ist und Gott Liebe ist und Liebe Sex und Sex Liebe ist und dass, wenn Liebe gut ist und Gott gut ist und Sex Liebe ist, auch Gott Sex ist und Sex gleich gut gleich Gott ist. Und dass kein Pfarrer das je verstehen wird, es sei denn, er hatte schon Sex oder Liebe oder beides. Und um einen draufzusetzen, sage ich noch, dass O’Culigeen wahrscheinlich der letzte Mensch auf dieser Welt ist, der das alles je versteht, weil er ein lebloser alter Holzklotz und nicht qualifiziert dazu ist, über irgendetwas anderes als die Bibel zu reden und den Preis von Olivenöl und die Rückkehr des verfickten verlorenen Sohnes! Sie umarmt mich noch einmal und sagt mir, ich soll nicht so ein blasphemischer kleiner Hitzkopf sein und dass sie jetzt gerade eh nicht beichten kann, weil O’Culigeen aus familiären Gründen irgendwo an den Arsch der Welt fahren musste – einer seiner Brüder wird beerdigt –, und dass es ihr nicht einmal im Traum einfallen würde, bei irgendwem anders die Beichte abzulegen als bei ihm.
    Und in der Zwischenzeit, sagt sie und zwickt mich in die Nase, kein Sex für dich.
    Am Morgen nach dem Abschlussball haben wir dreimal hin tereinander Sex, und es ist der Hammer. Mitten auf dem Wohn zimmerboden der Donohues. Wir sind beide noch verpennt und zerknautscht vom Vorabend, Saidhbh hatte ein langes lila Kleid mit verstärktem Filz am Dekolleté und weichen Puffärmeln an und ich den Anzug und extra viel Gel in den Haaren. Im Klospiegel des Abrakebabra auf der Dame Street sehen wir, dass wir ziemlich zerstört aussehen, und wir haben so viel getrunken und so viel getanzt, dass wir eher in einer Art wackligem Nebel herumwabern, statt zu laufen oder zu stehen. Natürlich hat Saidhbh meiner Mam versprochen, dass mir während des ganzen

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