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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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klar wird, dass sie gerade einen richtiggehenden Anfall hat und es sich nur noch um Sekunden handelt, bevor sie aus dem Haus stürmt.
    Ihre letzten Worte, bevor sie die Haustür zuknallt und Dad sich schließlich in seinem Bett bewegt, lauten: Und den Abschlussball kannst du dir in den Arsch stecken.

12
    Der Abschlussball
    D er Abschlussball, bei uns »Debs« genannt, ist das Highlight des Schultrimesters, des Schuljahres und des gesamten sozialen Schulkosmos. Im Grunde ist es das Highlight von so ziemlich allem, was in der Schulzeit passiert, von den ersten nervösen Schritten durchs Hauptportal an der Hand deiner Mam bis zum letzten Gang hinaus nach der letzten Klausur. Anders gesagt, ist es der Höhepunkt des gesamten Lebens, das du hier verbracht hast, unter diesem Dach und innerhalb dieser Tore. Und er kommt in Form eines riesigen Abschlussballs am Ende des letzten Sommertrimesters, ein bisschen wie die Prom in Amerika, nur mit einer Extraportion Suff und Kotzerei, die das Ende deines Lebens als sorgloser kleiner Schülerbubi symbolisiert, der ein sorgenfreies Leben führt, und den Anfang deiner Erwachsenenexistenz als einer, der zu viel trinkt und dem irgendwie andauernd schlecht ist.
    Die Debs finden im gesamten Land in coolen und nicht ganz so coolen Bars statt, und Fiona sagt, sie wären so eine Volkskrankheit, bei der die gesamte Nation sich eine Nacht lang Augen und Ohren zuhält und so tut, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass Zehntausende sonst so brave Siebzehnjährige sich bis in die frühen Morgenstunden die Kante geben und hauptsächlich in hoffnungslos verwahrlosten Haufen enden, die Klamotten zerrissen, verdreckt, die Gesichter verschmiert und den Inhalt ihres umgedrehten Magens vor sich auf dem Gehweg.
    Mal die Sau rauslassen, nicht wahr?, sagt Mam zu Garys Mam, als sie bei aufgeweichten Keksen über Seamus Kennedys Debs plaudern und wie ihm die Nase gebrochen wurde, als er unten am Hafen versucht hat, in den frühen Morgenstunden bei ein paar richtig harten Säufern aus der Stadt einen Kurzen zu bestellen und dabei noch seinen Anzug anhatte. Er war mit seiner Debs Fianna Malarky da – man nennt beides Debs, die Party und das Mädchen. Sie stand in ihrem lila Rüschenkleid neben ihm, und die Barbesitzer, völlig besoffene Dubliner, wollten sie reinlassen und ihn nicht, und dann haben sie ihm eins übergebraten und ihn bewusstlos in einer Seitenstraße liegen lassen, weil er sie alte Knacker genannt hat.
    Garys Mam ist auch der Meinung, dass das die eine große Chance für die Kinder dieser Nation ist, mithilfe eines vor tänzlichen Aperitifs, eines Dinners, eines Jazzbandauftritts mit anschließender Disco, gefolgt von einer Sauftour bis in die frühen Morgenstunden und einer peinlich berührten Taxifahrt nach Hause, die wie auch immer geartete Sau rauszulassen, die seit dreizehn Jahren in ihnen herumtobt.
    Hauptsächlich spukt dieses Thema meinetwegen in den Köpfen von Mam und Garys Mam rum. Alle wissen, dass ich zu Saidhbhs Debs gehe, was eine Riesensache ist, vor allem, weil ich noch lange nicht volljährig bin und weil dies die einzige gute Neuigkeit ist, die es seit Monaten in unser Haus geschafft hat. Selbstverständlich musste Saidhbh bei Mam um Erlaubnis bitten, mich mitzunehmen, und es war ein Riesenaufhebens, Susan und Claire wurden nach oben verbannt, während Saidhbh und Mam am Kaminfeuer darauf warteten, dass Dad auftauchte und die Sache mit verschlafenen Augen ebenfalls abnickte. Dann vollführten Saidhbh und Mam eine halbe Umarmung, als wären sie sich nun einig über das Datum der Hochzeit und alles, und dann ließ Mam Saidhbh rauf in mein Zimmer rennen, um mir die großartigen Neuigkeiten zu verkünden – das war natürlich vor dem großen Krach darüber, dass ich rein technisch gesehen keine Jungfrau war.
    Dank Gary spricht sich das Ganze auch an der Schule rum. Und es dauert nicht lange, da heißt es Debs hier und Debs da, und alle nennen mich Finno den Madser, weil ich die erste vierzehnjährige Schwuchtel in der Geschichte der Schule bin, die je einen Debs live und in Farbe mitbekommen durfte, und dann auch noch mit einem Mädchen. Gary erzählt mir, dass einige der Lehrer gesagt haben, dass das eine Schande ist, aber dass sie verstehen können, warum ich gehen darf, wo mein Vater doch im Sterben liegt und so.
    Natürlich geht mir bei dem Gedanken, dass Saidhbh die ganze Sache abbläst, der Arsch ganz tief auf Grundeis. Ich wüsste überhaupt nicht, wie ich

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