Nichts für Anfänger - Roman
Abends kein Tropfen Alkohol über die Lippen kommt, man denke nur an mein Alter. Aber die Absprache war schon vergessen, als uns das Taxi auf dem Dury’s-Parkplatz in Ballsbridge absetzte und wir mit einer ganzen Horde von Saidhbhs Mhuire-ni-Bheatha-Kumpels abhingen, die alle ihre eigenen Schnapsflaschen dabeihatten, weil die Preise für Getränke drinnen astronomisch waren. Ich habe in den ersten zehn Minuten schon genug Schlucke genommen, um unterm Tisch zu landen, und mich dann mit ein paar älteren Debs-Typen unterhalten, die echt in Ordnung waren und mich andauernd mit den Ellenbogen angestoßen und mich behandelt haben, als wäre ich heute Abend ihr Maskottchen – am Tisch bekam ich immer als Erstes mein Getränk und einen ordentlichen Hieb gegen die Schulter, wenn ich mein Pint aus getrunken hatte. Saidhbh bekam sie alle dazu, mich einen Mad ser zu nennen, und wenig später war ich einer von ihnen, und wir haben gesoffen und Witze gerissen, und ich habe genau wie sie Erdnüsse in Richtung Bardamen geschnipst.
Während die Jazzband spielte, haben Saidhbh und ich auf dem Klo geknutscht und rumgefummelt. Allerdings war ich quasi von den Augen abwärts gelähmt. Fergus, einer von den älteren Jungs, Typ Rugbyspieler, kam an und hämmerte gegen die Kabinentür und sagte, er muss da mit seiner Alten rein, also seiner Debs namens Barbara, und dabei brüllte er immer wieder, dass, wer auch immer da drin war, also wir, sich verdammt noch mal verpissen sollte. Doch als Saidhbh zurückbrüllte, er solle sich selbst verpissen und dass diese Kabine dauerhaft besetzt ist, hat er sich am Türrahmen hochgezogen, und als er auf uns runtersah, ich halb nackt und Saidhbhs Klamotten wer weiß wie hochgeschoben, hat er sich einfach nur totgelacht und den anderen zugerufen, dass der kleine Madser hier auf dem Pott ganz schön beschäftigt ist.
Natürlich wäre es uns nicht im Traum eingefallen, morgens zu mir zu gehen. Mam hätte bei meinem Anblick einen Schock gekriegt und bei meinem Gestank und dem Wissen, dass an diesem Abend jedes erdenkliche heilige Vertrauen und Versprechen gebrochen worden war. Mal ganz abgesehen davon, dass es für Dad zu viel gewesen wäre, seine drogeninduzierte Abschottung im Morgengrauen für kurze Zeit zu durchbrechen, nur um seinen einzigen Sohn übernächtigt und voll wie zehn Eimer vorzufinden.
Nein, stattdessen stranden wir um acht Uhr morgens in den Donohue-Towers, just in dem Moment, als Taighdhg und Sinead aus dem Haus gehen, still gefolgt von Eaghdheanaghdh. Die Donohues sind, was Alkohol angeht, viel cooler als meine Eltern. Vor allem, weil ihr Dad schließlich ein Alki ist und den Kindern ja schlecht eine Moralpredigt über die Schattenseiten des Alkoholkonsums halten kann, wenn er morgens ohne einen vorsorglichen Schluck Jameson noch nicht mal die Schuhe zubekommt.
Saidhbh sagt, dass ihr Dad noch nicht mal was unternehmen würde, wenn er plötzlich trocken wäre oder wie meine Mam über Nacht zum Antialkoholiker mutieren würde, weil er mit dem ganzen politischen Kram viel zu beschäftigt ist, um sich den Kopf über etwas so Nebensächliches wie jugendlichen Alkoholkonsum zu zerbrechen. Als Lehrer führte er quasi das Land und war andauernd bei Gewerkschaftstreffen und forderte Leute auf, Ortsgruppen zu bilden und zu streiken und auf Demos zu gehen und dies und das zu wählen. Was auch ein Grund dafür ist, warum seine Nerven so blank liegen, weil er so erschöpft davon ist, dieses Land zu retten.
Zurzeit hat er sich knietief in die Rechte von IRA -Gefängnisinsassen und die Konsequenzen des Zusatzartikels acht reingearbeitet. Bei Ersterem geht es darum, sicherzustellen, dass die englische Regierung die IRA -Jungs im Gefängnis nicht windelweich prügeln lässt, nur weil sie allen Londonern das Weihnachtsfest vermiest haben, indem sie die englische Version von Clery’s in die Luft gejagt haben. Und bei Letzterem geht es darum, sicherzustellen, dass unser Land nicht von westlichen, englischen Heiden überrollt wird, die aus unseren ganzen Frauen Schlampen machen und ihre ungeborenen Babys gegen ihren Willen mit kaputten Staubsaugern und Vorschlaghämmern töten. Sie sagt, das ist total wichtig und eine der größten Schlachten, in die die Lehrer je gezogen sind, und eine Möglichkeit, der Welt zu zeigen, dass wir hier in Irland anerkennen, dass uns die Babys im Bauch genauso wichtig sind wie die Erwachsenen auf der Straße oder im Pub.
Und sie hat recht. Denn Taighdhg sagt kaum ein
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