Nichts gegen Engländer
Kerl vom Boden essen
müssen«, sagt Bonner.
Ein
ähnliches Überwachungsexperiment hatte es bereits in verschiedenen englischen
Städten gegeben. Die unbemannten Kameras wurden in dunklen Ecken aufgestellt,
in denen sich nachts Prostituierte und Drogendealer herumtrieben. Spürte der
Bewegungsmelder im Umkreis von 30 Metern eine Bewegung auf, machte die Kamera
ein Blitzlichtfoto und rief: »Verlasse sofort die Gegend!«
Das
Problem war, dass die Kameras eine Hure mit einem Kunden nicht von einer Oma
mit einem Hund unterscheiden konnten. In Wakefield klauten Unbekannte 60 dieser
sprechenden Kameras, obwohl die lauthals schrien. Das führte dazu, dass eine
ältere Anwohnerin glaubte, Gottes Stimme zu hören. Und die befahl ihr, sofort
die Gegend zu verlassen. Seitdem wurde sie nicht mehr gesehen.
Noch
verhasster als die Überwachungskameras sind die Angestellten privater
Sicherheitsfirmen, die Falschparker auf Privatgrundstücken mit Metallkrallen
lahm legen. Die modernen Wegelagerer, die von den Grundstücksbesitzern meist
kein Geld nehmen, sondern lediglich von dem Lösegeld leben, das sie für die
Freilassung der Blechkisten verlangen, kassieren nach Gutdünken zwischen 50 und
240 Pfund. Dabei bestehen sie auf Bargeld. Wer nichts dabei hat, muss ein Pfand
herausrücken, damit das Auto freigegeben wird. Eine Frau aus London musste
ihren Goldzahn hinterlegen, ein Mann aus Liverpool seinen neuen Videorecorder.
In einem Fall verlangte die Privatkralle gar das Kind einer Parksünderin als
Geisel.
Um
auf ihre Kosten zu kommen, gehen die Firmen recht listig vor: Autofahrer
behaupten, dass die Angestellten die Warnschilder abmontieren, um die Autos auf
verbotenes Gelände zu locken. Kaum haben die Ahnungslosen geparkt, werden die
Schilder wieder angeschraubt und der Wagen festgekrallt. Die Privatfirmen
nehmen etwa 150 Millionen Pfund im Jahr ein. Nicht immer gelingt es den
Krallenmenschen jedoch, sich mit der Beute aus dem Staub zu machen. Manch Opfer
zieht vor den Kadi, und meistens lenken die Firmen vor der Verhandlung ein,
weil sie keinen Präzedenzfall schaffen wollen. Die 45jährige Julie Jones aus
Birmingham nahm sogar ihren Kleinwagen auseinander, um der Lösegeldzahlung zu
entgehen.
Die
Schwerbehinderte war per Eisenbahn von einer ärztlichen Untersuchung aus Sunderland
zurückgekehrt. Ihr Mann Michael, der sie vom Bahnhof abholen wollte, hatte den
Wagen so nah wie möglich am Ausgang geparkt. Als beide zum Auto zurückkehrten,
hatte ein Angestellter der Firma »Uro Securities« den Wagen festgekrallt -
trotz eines großen Behinderten-Aufklebers am Auto. Der überaus misstrauische
Mensch ließ sich nicht auf eine bargeldlose Transaktion ein, sondern verlangte
»siebzig Pfund bar auf die Hand«. Daraufhin rief Frau Jones die Polizei, die
ihr erklärte, dass sie die Zahlung umgehen könnte, wenn es ihr gelänge, die
Kralle loszuwerden, ohne sie zu beschädigen. Das ließ sich die wütende Frau
nicht zweimal sagen. Mit Hilfe ihrer Schwester und ihres Schwagers sowie
zahlreicher Passanten löste sie die Radaufhängung, schob den Wagen zur Seite
und zog das Rad dann lässig aus der unversehrten Kralle. Zum Abschied grüßte
Julie Jones den gefoppten Krallenmonteur mit ausgestrecktem Mittelfinger.
Meistens
geht die eigenmächtige Autobefreiung jedoch schief. Ein 42jähriger aus
Leicester fand nach der Taufe seines Sohnes den Wagen angekrallt vor der
Kirche. In der Hoffnung, mit plattem Reifen der Kralle zu entkommen, schlitzte
er das Rad mit einem Schraubenzieher auf. Beim Anfahren verkantete sich die
Kralle jedoch und riss den Kotflügel ab. Am Ende musste der Mann nicht nur das
Lösegeld, sondern obendrein für den Kotflügel und die beschädigte Kralle
blechen.
Im
Vergleich zu Milchmännern und ihren Nachkommen sind Überwachungskameras und
Krallenmonteure jedoch Waisenknaben. Milchmannsohn Sting zum Beispiel,
Engländer, Retter der Regenwälder und Kämpfer für Menschenrechte - solange
diese Menschenrechte nicht in seinem Haus gelten. Er und seine Frau, die
Gelegenheitsschauspielerin Trudie Styler, verloren einen Gerichtsprozess wegen
Diskriminierung: Sie haben ihre Köchin Jane Martin, die im achten Monat
schwanger war, schikaniert und schließlich gefeuert. Das Ehepaar ließ die
Köchin manchmal von Wiltshire nach London anreisen, damit sie dem Sohn
Spaghetti kochte. Als sie wegen einer Mageninfektion ein paar Tage krank war,
fluchte Styler: »Was glaubt sie, wer sie ist? Wenn ich sie brauche, hat sie
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