Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
können.
»Ich liebe dich seit Hunderten von Jahren. Ich bin dir über Meere und Kontinente gefolgt. Was immer du dir auch wünschst, du sollst es haben, wenn du nur mein wirst.«
»Ich kann nicht, Adam. Ich liebe einen anderen, das weißt du.«
»Selbst nach allem, was passiert ist?«
»Ja.«
»Er ist nicht gut genug für dich, Constance. Er wird dich niemals so sehr lieben wie ich.«
Haven erwachte mit klopfendem Herzen aus ihrer Vision. Sie kannte den Mann, mit dem Constance auf der Terrasse geredet hatte. In neunzig Jahren war Adam Rosier um keinen Tag gealtert. Sie setzte sich auf und stellte fest, dass sie in einem verlassenen Zimmer auf einem Sofa lag. Ihre Füße waren nackt, und sie sah sich nach ihren Schuhen um, konnte sie aber nirgends entdecken, ebenso wenig wie ihre Handtasche. Voller Panik hastete sie zur Tür, doch der Knauf ließ sich nicht bewegen. Sie riss die Vorhänge auf, doch die Fenster dahinter waren verschlossen. Es war dunkel, und der Mond war noch nicht aufgegangen. Schwarze Wolken hingen am Himmel und ließen unter Donnergrollen Regen auf die Stadt niederprasseln. Dann erkannte Haven den Park unter sich. Sie war im obersten Stockwerk der Gramercy Park Historical Society.
Sie musste einen Weg finden, um nach Hilfe zu rufen. Die Panik drohte sie zu überwältigen, und Haven griff nach einem silbernen Fotorahmen, der auf einem nahen Tisch stand und schleuderte ihn gegen eins der Fenster, in der Hoffnung, die Scheibe würde zerbrechen. Doch der Rahmen prallte nur von dem Sicherheitsglas ab und landete mit der Vorderseite nach oben auf dem Boden. Das Bild darin zeigte Constance, die auf einer Bank im Gramercy Park saß und verkrampft lächelte. Die Gesichtszüge des Mannes neben ihr waren unscharf.
Haven fuhr herum und suchte nach etwas – irgendetwas –, das ihr dabei helfen würde, freizukommen. Dann hielt sie inne. Als sie den Raum genauer betrachtete, wurde ihr mehr als deutlich bewusst, dass es keinen Ausweg gab. Zwei Wände des Zimmers waren mit alten, handgemalten Fresken verziert, die blühende Wiesen zeigten. Drei hölzerne Garderobenstangen stellten reihenweise wunderschöne Kleider zur Schau. Einige davon hatten Constance gehört – wahrscheinlich waren das die Kleider, die Frances Whitman gestohlen worden waren. Andere schienen aus früheren Epochen zu stammen. Zu ihrem Entsetzen stellte Haven fest, dass sie sie alle kannte. Jedes dieser Kleider hatte sie eigenhändig genäht, und sie hatte sie in Leben getragen, an die sie sich noch nicht erinnern konnte. Haven streckte die Hand nach dem Ärmel eines grünen Samtkleides aus, das mindestens fünfhundert Jahre alt sein musste, aber es zerfiel in dem Augenblick, als ihre Finger es berührten, zu Staub. Die feinen Partikel schwebten langsam zu Boden.
Ein großer Teil von Adam Rosiers bizarrem Museum schien bereits dasselbe Schicksal erlitten zu haben. Überall lagen Staubhäufchen, und auf den Borden einer Vitrine am anderen Ende des Zimmers waren halb verkohlte Gegenstände aus Constances Haus ausgestellt wie wertvolle Schätze. Bei näherem Hinsehen hatte nichts in diesem Raum es unbeschadet ins einundzwanzigste Jahrhundert geschafft. Über allem lag der Verfall.
Havens Entsetzen wich einer morbiden Faszination, als sie durch Adams Sammlung wanderte. Sie betrachtete jeden Gegenstand, ohne jedoch etwas anzurühren, bis sie vor der Vitrine stand, in deren unterem Teil sich sechs breite, tiefe Schubladen befanden. Sie musste all ihre Kraft aufwenden, um die erste von ihnen zu öffnen. Als sie sah, was sich darin befand, wünschte sie sich, sie hätte es nicht getan. In der Schublade lag ein Skelett in einem mottenzerfressenen Kleid. Der Inhalt der fünf weiteren war ganz ähnlich, nur dass einige der Leichen frischer wirkten als andere. Haven brauchte keine Erklärung, wer sie waren. Es waren die Frauen, die die Kleider aus Adams Sammlung getragen hatten. So hatten mindestens sechs von Havens Leben geendet.
KAPITEL 56
H aven starrte auf die Tür und wartete. In dem verschlossenen Raum herrschte absolute Stille. Es war, als hätte die Erde aufgehört, sich zu drehen. Neben ihr auf dem Sofa lag ein kleiner Haufen Gegenstände. Darunter eine leicht verkohlte Statue eines weiblichen liegenden Akts, eine leere Parfümflasche und ein Riemchenpump. Haven hatte sie alle als mögliche Waffen in Erwägung gezogen, nur um ihre Fluchtpläne schließlich wieder zu verwerfen. Der Mensch, der sie hier gefangen hielt, hatte die Zeit
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