Nichts
Öffentlichkeit vorenthält…, aber die Schriften an denen ich arbeite, sind erst vor wenigen Monaten entdeckt worden.“
„Gut… es geht darin um die vier Grundkräfte…, was hat deine Auftraggeber dann am meisten an dem Kodex interessiert? Sie müssen dich doch auf eine bestimmte Spur angesetzt haben, oder nicht?“, versuche ich meinem Rätsel auf den Grund zu gehen.
Er überlegt.
„Der große Unsichtbare! Es bestand reges Interesse an dem, der keinen Namen trägt. Laut der Darstellung Jesu ging aus eben ihm alles hervor, Welten, Himmel und Firmament, letztlich der Mensch selbst…“
„Gott?“
„Vielleicht. Aber vor allem gibt es eine Aussage, an der wir wochenlang intensiv herumgedoktert hatten… Jesus sagte; »Ich lache über die Fehler der Engel, denn diese ziehen umher und sie alle werden gemeinsam mit ihren Geschöpfen untergehen« “
„Verstehe nicht… untergehen?“
„Nun, die Engel über die er lacht, stellen den Kosmos oder das Zeitalter dar. Das Zeitalter soll demnach untergehen. Das nun merkwürdige daran ist aber, dass dieses Zeitalter alles und jeden umfasst, außer den mysteriösen Unsichtbaren.“
„Außer Gott?“
„Na ja... Zeitalter kann man auch mit Zeitabschnitt oder Phase übersetzen. Ich weiß, Zeitalter verkettet man automatisch mit einer längeren Periode. Daher setzen wir immer voraus, es gäbe einen finalen, zeitlich definierbaren Weltuntergang. Das Ende der Zeit. Womöglich ist diese Auslegung aber falsch. Das gewinnt an Bedeutung, wenn man etwas weiter liest; »das Zeitalter in welchem eine Wolke von Wissen ist, wird Punkt, Punkt, Punkt genannt, und das Zeitalter Punkt, Punkt, Punkt«. Hier fehlen leider die Worte. Der Kodex ist an diesen Stellen zerstört. Aber ich habe mich gefragt, was wäre wenn der fehlende Logos Tag und Nacht wäre? Wenn wir von einer weitaus kürzeren Zeitspanne als Jahrtausenden oder Jahrhunderten ausgehen würden.“
„Der Zeitraum in dem Wissen ist, wird Tag genannt, und das Zeitalter Punkt, Punkt, Punkt Nacht ?“, konstatiere ich.
„ Unwissen ! Der weitere Zeitabschnitt ist Unwissen und wird Nacht genannt! Mir kam dieser Gedanke, als ich Shiva und Brahma ins Spiel brachte. In beiden Fällen entsteht und vergeht permanent irgendetwas. Wie Tag und Nacht eben.“, vermutet Robert, „Tut mir Leid, aber ich erkenne dabei einen deutlichen Zusammenhang…“
Wir kommen so nicht weiter. Ich brauche ein größeres Bild. Wobei Robert nicht ganz Unrecht hat. Auch ich sehe durchaus einen Konnex wenn auch einen anderen als er. Meinerseits denke ich eher an Quantenfluktuation, die wir immerhin berechnen können - und nicht an einen religiösen Mythos aber vor allem daran, dass es sich um meinen ersten Gedanken nach dem Experiment handelt. Und der erste Gedanke ist meistens der richtige.
Wir Physiker glauben, dass der Urknall aus sich ausdehnender Energie entstanden ist. Zunächst war da nur leerer Raum. Leerer Raum leidet aber an ADHS, wie ich immer sag, an einem Hyperaktivitätssyndrom. Er kann einfach nicht still sitzen. Es scheint so, alle Untersuchungen weisen zumindest daraufhin, dass leerer Raum ein reges Eigenleben besitzt, welches wir Quantenfluktuation nennen. Permanentes erschaffen von Paaren aus Teilchen und Antiteilchen, Plus und Minus, die sich indes gegenseitig sofort wieder vernichten. Bei diesem Spiel entstehen phantastische Energiewerte, die mit unserer Existenz, einem Universum wie wir es uns vorstellen, absolut nicht vereinbar sind. Mag das was mit diesen Mythen zu tun haben? Einem Zeitalter des Wissens und einem Zeitalter des Unwissens? Einem permanenten Schaffen und Vergehen? Plus Minus? Materie Antimaterie?
Ich schaue auf die Uhr. Kurz vor Elf. Reynolds ist mittlerweile eingeschlafen. Kann ich verstehen. Kyobpa meditiert und sitzt aufrecht in seinem Stuhl. Möglicherweise schläft auch er. Nur Robert und Billy halten mir noch die Stellung.
„Ich hatte Julie versprochen, spätestens heut nach Hause zu kommen.“, seufze ich leise und stehe mit knackenden Knien auf. „Brauche bisschen Bewegung.“, stelle ich fest und krabble aus der Maschine.
Der Himmel will und will sich nicht beruhigen. Ich stehe da, betrachte das schaurige Szenario und stelle fest, dass man diesem Anblick eine gewisse Schönheit durchaus nicht absprechen kann.
„Besorgniserregend, nicht wahr?!“, meint Robert.
Er gesellt sich an meine Seite, starrt
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