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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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Bönig!
       Der könnte passen. Schaue mir kurz sein Profil an. Geboren am zwanzigsten Juli 1950 in Frankfurt. Ein deutscher Physiker und, wie könnte es anders sein – Nobelpreisträger. Siebzig absolvierte Bönig sein Abitur am Rudolf-Koch-Gymnasium in Offenbach. Er promovierte Zweiundachtzig in Physik über Tunnelspektroskopie an supraleitendem SNx an der Goethe-Universität in Frankfurt. Das ist der Richtige.
       Bingo! Zumal ein Deutscher. Die haben Ahnung von Energieprotokollen, da wette ich drauf!
       Entwickelte zusammen mit einem Holländer Soundso Soundso, bla, bla, bla…, im IBM-Forschungslabor Zürich sechsundachtzig eine Erweiterung des Rastertunnelmikroskops. Achtundachtzig dann den Otto-Klung-Award als bester Nachwuchswissenschaftler im Bereich Physik. Nobelpreis einundneunzig für seine Geräteentwicklungen. Na wer sagt’s denn…
       Ich klicke den Button » Chat with me « und warte ab, was passiert.
     
    „Ja?“, erklingt aus den Lautsprechern.
       „Spreche ich mit Alexander Bönig? Hier ist Brian Barron.“
       „Ähh… Ja! Bitte?“
       „Mister Bönig…, ich muss zugeben, mit diesem Video Dings noch nicht so ganz vertraut zu sein…, bin erst seit ein paar Tagen im Amt, sozusagen…“.
       In diesem Moment flackert das Videofenster auf und ich sehe den Mann auf meinem Monitor. Bei jedem Anruf, das kenne ich von den Gesprächen mit George, muss der Gegenüber zuerst einer Bild-Konferenz zustimmen. Unterlässt er diesen simplen Klick, wird das Gespräch lediglich akustisch übertragen. Da ich Bönig nun sehen kann, hat er mich folglich frei geschaltet. Er trägt graues, krauses Haar, eine schmale Brille mit Metallrahmen und einen wuschligen, ebenfalls grauen Vollbart. Sein schmales, eingefallenes Gesicht wird von einer ebenso schmalen, mit roten Äderchen überzogenen Nase unterstrichen. Irgendwie denke ich bei diesen seltsamen Netznasen immer gleich an Saufbolde. Keine Ahnung warum. In Wirklichkeit handelt es sich wohl eher um eine dünne Haut oder so was. Jedenfalls lächelt der Mann freundlich, um nicht zu sagen er strahlt, was mich darin bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
       „Aber da ich vor einem kleinen Problem stehe, komme ich wohl nicht drum rum, dieses Videoteil mal auszuprobieren…“
       „Keine Sorge.“, tritt er freundlich dazwischen. „Geht mir nicht anders! Auch wenn ich mittlerweile recht froh über diese Möglichkeit bin. Man muss nicht so viel durch die Gänge dackeln! In meinem Alter ‘ne echte Erleichterung. Was sagten Sie, wie ihr Name ist?“
       „Brian Barron. Ich bin im zwölften Stock des Achtzehn-D und arbeite am Higgs-Teilchen. Bestimmt…“, er unterbricht mich erneut.
       „Fermilab-Fellow? Der Barron?“
       „Keine Ahnung ob ich der Barron bin. Aber mit Fermilab haben Sie schon Recht. Ist allerdings ‘ne Weile her.“, wundere ich mich so langsam allen Ernstes über meinen ominösen Bekanntheitsgrad.
       „Kenne Ihren Direktor ganz gut…, den alten Harold.“
       „Sie kennen Wegener?“
       „Ja, natürlich. Am Silicium Vertex Detector und verschiedenen Datenerfassungssystemen haben wir zusammen gearbeitet. Ist schon paar Tage her. Wir sind beide Mitglieder der National Academy of Sciences , und so haben wir uns auch kennen gelernt. Soll sich ebenfalls hier oben irgendwo rumtreiben, der Gute!“
       Was sagte er grade?
       „Wegener ist hier?“, hake ich ungläubig nach. „Sind Sie sicher?“
       „Ja, ziemlich. Hab’ ihn zwar noch nicht gesehen, aber davon gehört! Und meine Quellen sind recht zuverlässig.“, lacht er aus ganzem Herzen.
       Was für ein Schelm.
       Wie’s scheint, hab’ ich heute Glück. Also probieren wir’s mal…
       „Sagen Sie…“, starte ich einen vorsichtigen Versuch, um dann erneut unterbrochen zu werden.
       Der Deutsche hat wohl nicht viele Kollegen, mit denen er sich unterhalten könnte.
       „Was sagten Sie…, im zwölften Stock?“
       „Ja. Achzehn-D, zwölfter Stock!“, bestätige ich.
       „Na, dann zappeln Sie doch mal etwas rum!“, fordert er mich auf.
       Denke er macht Witze. Doch dem ist nicht ganz so.
       „Vielleicht kann ich Sie ja sehen. Bin im vierzehnten…, und da es keinen dreizehnten gibt, müsste ich Sie mit etwas Glück von hier aus sehen können.“
       Natürlich komme ich seinem Angebot nicht nach. Obwohl, interessieren würd’s mich schon, ob wir uns gegenseitig tatsächlich

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