Nichts
ausmachen könnten. Schüttle etwas entrüstet mit dem Kopf, ohne daran zu denken, dass er mich auch ohne Glaswände sehen kann: Videokonferenz!
„Ist ja gut. War nicht ernst gemeint, Junge. Also, was sagten Sie noch gleich, war der Grund ihres Anrufs?“
Okay, mein dritter Anlauf.
„Nun, ich wollte fragen, ob Sie sich vielleicht mit dem Thema »Energieprotokolle« auskennen.“
Ohne Umschweife werfe ich ihm ein Stück Fleisch hin. Mal sehen, wie er darauf reagiert.
„Energieprotokoll?“, wiederholt er mich platt. „Ich dachte Sie arbeiten an der Auswertung und Diagnose. Was interessieren Sie sich da für Energieprotokolle, Junge?“
Womit ich wohl endgültig meinen Spitznamen bei ihm weghabe.
„Na ja“, beginne ich ein wenig zu stottern. „Wenn Sie schon von mir gehört haben., dann vielleicht auch, dass ich manchmal um die berühmte Ecke denke. Eine quälende Angewohnheit. Kann nichts dagegen machen…“
„Gut so, Junge! Das ist heutzutage völlig außer Mode gekommen. Wir brauchen dringend mehr Leute die unbequeme Fragen stellen! Protokoll, ja? Hmm…“, denkt er laut nach und lehnt sich in seinen Bürostuhl zurück, womit er beinahe aus dem Sichtfeld des Motion-Eyes seines Computers und damit aus meinem Sichtfeld gerät.
„Also, Energieprotokolle stehen im Zusammenhang mit großen Maschinen, ich meine wirklich großen Maschinen. Jede Maschine hat einen gewissen Energiebedarf, um korrekt zu arbeiten. Daher wird in der Regel ein Energieprotokoll erzeugt, da diese Geräte in gewissen Spannungsbereichen laufen müssen. Weil diese Bereiche niemals zu hoch oder zu niedrig sein dürfen, was die Anlagen beschädigen könnte, kontrolliert man die angelegte Spannung permanent mittels dieser Protokolle, Junge!“
„Super.“, spende ich Beifall.
„Könnte es sein, dass so ein Protokoll bei unserem Teilchenbeschleuniger verwendet wird?“
Er überlegt nicht, kippt nur den Stuhl wieder in die Aufrechte, kratzt sich kurz an seinem Bart und hebt dann entschlossen den Zeigefinger.
„Also, wenn dort nicht, wo sonst, Junge? Um eine hohe Effizienz trotz begrenzter RF-Kavitäten zu erzielen, muss man Teilchen-Strahlen so ablenken, dass sie einen geschlossenen Kreis fliegen und so die RF-Kavitäten viele Male durchlaufen. Der Strahl wird dann durch magnetische Felder abgelenkt - wie ein Lichtstrahl mittels einer optischen Linse - und damit auf seiner Kreisbahn gehalten. Bei EINAI verwenden wir hierfür Dipol-Magneten. Diese lenken geladene Teilchen immer senkrecht zu ihrer Flugrichtung ab. Aber…, je höher die Energie der geladenen Teilchen, desto stärker muss auch das magnetische Feld sein, sonst machen sie was sie wollen. Die maximale Feldstärke, die wir mit unserer Anlage erreichen können, beträgt aber nur zwei Tesla für konventionelle Magnete, und nur zehn Tesla für supraleitende. Wobei 'nur' in diesem Zusammenhang nicht falsch zu verstehen ist. Mehr geht einfach nicht! Deshalb ist unser Beschleuniger auch so groß. Je mehr Energie man erreichen will, desto größer muss sein Durchmesser sein, was wiederum die Notwendigkeit einer äußerst exakten Stromsteuerung voraussetzt. Diesen Vorgang bezeichnet man als Energieprotokollierung. Außerdem muss der Teilchenstrahl noch mit Quadrupol-Magneten fokussiert werden, da er sonst immer breiter wird. Wie auch immer, Junge. Die geringste Abweichung der Energieneigung hätte katastrophale Folgen. Denke, ein Energieprotokoll ist für uns alle hier Lebenswichtig!“, referiert er, scheinbar völlig in seinem Element.
Ich überlege einen Moment, wobei mir eine Kleinigkeit klar wird.
„Demnach hat das Wort Energie in diesem Fall überhaupt nichts mit physikalischer Energie im engeren Sinn zu tun, sondern vielmehr mit Strom?“
„Könnte man so sagen.“
„Danach hab ich gesucht!“, freue ich mich über sein Wissen. „Sie sind wirklich eine große Hilfe! Vielleicht…, also wenn ich Ihnen nicht zu sehr auf den Geist gehe…, wo finde ich die EINAI Energieprotokolle? Haben Sie da irgendeine Vorstellung?“
„Junge, das ist absolut technischer Kram. Was wollen Sie denn damit anfangen?“
„Um ehrlich zu sein Sir…, das weiß ich noch nicht!“
„Gut so! Sie gefallen mir. Sind Sie wirklich Amerikaner?“, lacht er und streicht sich genüsslich durch die weiße Fräse. Denke noch über seine Frage nach, als er auch schon fortfährt.
„Wie
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