Nick aus der Flasche 3
mitgenommen hat.«
»Ja, und die Flaschen!«
»Also haben sie die anderen Dschinns wirklich«, murmelte er.
»Jetzt stellt sich nur die Frage, ob sie gut oder böse sind.« Seufzend steckte Connor die Karte wieder weg.
»Was weißt du denn noch von deiner Mom?«, wollte Julie von ihrem Bruder wissen.
»So gut wie nichts. Doch ich kann mir unmöglich vorstellen, dass Dad mit einer Hexe zusammen war, wo er so verdammt konservativ und gläubig ist!« Kopfschüttelnd kratzte er sich an der Stirn. »Eine Hexe … Ich würde ja deren Existenz anzweifeln, wenn nicht gerade ein Flaschengeist vor mir stehen würde. Aber so langsam glaube ich an alles.«
»Mist, wir müssen in die Schule!«, rief Julie nach einem Blick auf ihre Armbanduhr.
Sie hatte ja recht, doch Nick hielt das für unklug. »Was, wenn diese Hexe mir dort auflauert? Oder diese Organisation, von der sie sprach?«
Julie lief zu ihrem Kleiderschrank und zerrte einen Rock heraus, in den sie hastig schlüpfte. »Das glaube ich nicht, sonst hätten sie nicht versucht, dich hier abzupassen. Sie haben keine Ahnung, dass du in die Schule gehst. Welche Herrin würde das ihrem Dschinn erlauben?«
Connor trat neben sie. »Sie suchen auch dich, Julie. Ich weiß nicht, wie schnell sie merken, dass ich sie verarscht habe, aber es ist besser, ihr bleibt hier. Ich rufe in der Schule an und melde euch krank.«
»Wir können nicht hierbleiben!« Nicks Puls raste noch immer. »Ich wette, sie observieren das Haus.«
»Wir fahren zu dir«, schlug Julie vor. »In Emmas altem Haus werden sie dich nie vermuten.«
»Okay, ich bringe euch hin.« Connor zog einen Autoschlüssel aus der Hosentasche und überreichte ihn Nick. »Am besten, ihr geht durchs Haus in die Garage. Duckt euch auf der Rückbank. Ich sehe schnell nach, ob alle Türen und Fenster verriegelt sind, dann fahren wir los.«
*
Keine fünf Minuten später machten sie es wie vereinbart. Nick quetschte sich mit Julie auf die Hinterbank und sie hielten die Köpfe unten, während Connor das Tor öffnete, einstieg und aus der Einfahrt fuhr.
Nick beschrieb ihm, wo er langfahren musste. Schon nach der zweiten Kreuzung sagte Connor: »Wir werden verfolgt.«
Nicks Magen verkrampfte sich. »Verdammt, das war ja klar!«
»Ist ein großer schwarzer Wagen. Bestimmt wieder diese Ginger.«
Die Magier brauchten ihn, um die anderen zu retten, hatte die Hexe gesagt. Meinte sie wirklich die anderen Flaschengeister? Falls es doch so wäre! Nick würde sofort helfen. Aber es roch geradezu nach einer Falle. »Lass uns an der nächsten Kreuzung raus, wir gehen den Rest.«
Connor warf ihm über den Rückspiegel einen skeptischen Blick zu. »Wenn ihr die Tür aufmacht …«
»So schlau bin ich auch. Ich mache uns unsichtbar und wir klettern durchs Fenster.«
Julie starrte ihn erstaunt an. »Du kannst uns tatsächlich unsichtbar machen?«
Er wusste es nicht. »Ich muss es versuchen.«
Während der Wagen ausrollte, nahm Nick Julie an der Hand, kniff die Lider zusammen und wünschte sich nichts inniger, als dass man sie beide nicht mehr sehen könnte. Als Julie aufkeuchte, riss er die Augen auf. Sie war weg! Er spürte nur noch ihre Hand in seiner. Wie seltsam, sich auch selbst nicht zu sehen. Er hatte es wirklich geschafft!
Nick hielt sich eine Hand vor die Nase und schaute an sich hinunter – doch da war nichts, bloß der Fußraum des Wagens.
»Der helle Wahnsinn«, sagte Connor und trat kräftig auf die Bremse.
»Au«, hörte er Julie. »Fahr nicht so wild. Ich bin zwar unsichtbar, aber nicht unverletzlich.« Sie kicherte. »Mann, wenn ich das jemandem erzählen könnte!«
Oh weh, hoffentlich drehte sie nicht durch.
»Du bist echt der Hammer, Nick!« Er fühlte, wie sie nach ihm tastete. »Lass mich bloß nie allein, falls wir uns verlieren … Nachher bleib ich für immer unsichtbar.« Sie klang panisch. »Wenn mich ein Auto anfährt oder ich einen Herzinfarkt bekomme, kann mir keiner helfen!«
»Keine Angst, ich mach das gleich wieder rückgängig, sobald wir im Haus sind.« Ihm war das auch unheimlich. »Es wird nichts passieren.«
»Ihr müsst los«, zischte Connor. »Ich kann nicht ewig die Kreuzung blockieren.« Er ließ die automatischen Fenster herunter, und Nick kletterte heraus.
»Geht’s, Julie?«, fragte er leise und starrte auf die Öffnung.
»Nimm mal meine Handtasche!«
Er hielt die Hände vors Fenster, bis er etwas Kühles, Nachgiebiges spürte, und nahm es an sich. Dann hörte er Julie keuchen.
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