Nick aus der Flasche 3
abwenden. Ginger … Der Name passte zu ihr und klang wie süßer Wein.
»Connor«, sagte sie lächelnd, wobei helle, ebenmäßige Zähne zum Vorschein kamen.
Als sie ihm die Hand hinstreckte, ergriff er sie wie in Trance und hatte nichts dagegen, von ihr intensiv gemustert zu werden. Ihre Handfläche prickelte an seiner Haut und Hitze durchströmte seinen Körper, die wie Alkohol in seinen Kopf vordrang und den Schwindel verstärkte. »Woher kennen Sie meinen Namen?« Aber dann dämmerte es ihm. Einwanderungsbehörde – sie hatte ihn überprüft!
Anstatt ihm zu antworten, sagte sie: »Ich muss mich im Haus umsehen. Anscheinend beherbergen sie einen illegalen Einwanderer. Ich komme nun rein.«
»Hm«, brummte er verträumt und betrachtete sie genauer. Trotz des milden Morgens trug sie eine schwarze Stretchjeans und kniehohe Stiefel. War ihr denn nicht zu warm? Ihm war plötzlich verdammt heiß. Ihre Bluse hatte sie einen Knopf zu weit geöffnet, weshalb Connor den silbernen Anhänger erkannte, der im Tal zwischen ihren Brüsten lag und ein Einhorn in einem Oval zeigte.
Nachdem sie ihm die Hand entzogen hatte, fühlte es sich an, als hätte jemand ihre besondere Verbindung durchtrennt. Schlagartig war er wieder klar im Kopf. Was hatte sie gesagt? Von welchem illegalen Einwanderer sprach sie? »Hey, Sie können nicht einfach …«
Ungeniert drückte sie sich an ihm vorbei, und der Hauch ihres Parfüms drang in seine Nase. Wenn diese Frau meinte, sie könne sich alles erlauben, nur weil sie gut aussah, musste er sie enttäuschen. Er lief ihr hinterher und stellte zähneknirschend fest, dass ihre Rückansicht nicht weniger attraktiv war. Ihr Haar reichte fast bis zu den Hüften und schillerte selbst im düsteren Flur. Bevor Ginger die Treppen erreichte, bekam er ihren Arm zu fassen. »Ich will Ihren Ausweis sehen!«
»Aber natürlich.« Erneut lächelte sie ihn betörend an, während sie etwas aus ihrer winzigen Handtasche zog, die ihm bisher nicht aufgefallen war. Dann hielt sie ihm eine Visitenkarte vor die Augen. »Ginger Lamont« stand darauf sowie eine Telefonnummer. Außer einem abgebildeten Lavendelhalm mit violetten Blüten war nichts weiter auf der Karte zu erkennen.
»Wollen Sie mich veräppeln?«
Schlagartig verdüsterte sich ihr attraktives Lächeln. »Du hast viel von ihr geerbt.«
Wovon zum Teufel sprach sie?
Sie flüsterte etwas, das sich lateinisch anhörte, woraufhin er spürte, wie sich seine Brust erwärmte und ihm erneut leicht schwindlig wurde.
Da schnaubte sie. »Du solltest eigentlich erstarren.«
»Was?« Langsam dämmerte es ihm. Offensichtlich hatte sie eben einen Zauberspruch gemurmelt. »Bist du auch ein Dschinn?«
Sie riss die Augen auf. »Aha!«
Verdammt …
Hektisch schaute sie sich um. »Wo ist er?«
Automatisch warf er einen Blick zur Decke, was ihr Lächeln zurückbrachte.
Als sie vor ihm die Treppen nach oben stürmte, hatte er ihren kleinen runden Po, an den sich die schwarze Hose schmiegte, genau vor Augen.
»Hier ist niemand!«, rief er so laut, dass Julie und Nick es hoffentlich hörten. »Und schon gar kein Dschinn!«
Ginger lief schnurstracks in Julies Zimmer und auf den Schreibtisch zu. »Das muss er sein«, murmelte sie und schaltete den Computer an.
Schnell schaute Connor sich um. Julie und Nick waren nirgendwo zu sehen, seine Warnung hatte sie anscheinend erreicht.
Als sein Blick auf dem Nachttisch hängen blieb, unterdrückte er einen Fluch. Verdammt, die Flasche!
Während Ginger am Computer hantierte, bewegte er sich langsam rückwärts auf das Tischchen zu, schnappte sich die schwere Flasche und steckte sie mit dem Hals voran hinten in den Hosenbund. So hatte er die Hände frei und Ginger würde nichts bemerken. Hoffte er.
»Wo ist er?«, fragte sie über die Schulter.
»Der illegale Einwanderer?«
Sie rollte mit den Augen. »Na, der Dschinn! Jemand hat sich gestern von diesem Computer ins Magiernet eingeloggt und eine gewisse Seite geöffnet. Erst dachten wir an einen von uns, aber du hast mir ja verraten, wer es war.« Sie klang richtig aufgeregt, ihre Stimme überschlug sich beinahe. »Also gibt es doch einen Dschinn, der für Solomon gearbeitet hat, und den brauchen wir unbedingt!«
»Wer … ist … wir?«, fragte er gedehnt. Die Frau sprach in Rätseln.
Anstatt ihm zu antworten, holte sie ein Handy aus der Tasche und klappte es auf. »Hi, Morris, ich bin im richtigen Haus, das ist der Computer. Außerdem haben wir
den
Dschinn.«
Connor
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