Nick aus der Flasche 3
eine Taucherschleuse und den Kontrollraum. Dort saß Phil in einem festgeschraubten Drehstuhl und wandte ihnen den Rücken und seinen langen graue Zopf zu. Phil tippte auf diversen Monitoren herum, überall blinkten Lämpchen auf und es gab unzählige Anzeigegeräte, beinahe wie im Cockpit eines Flugzeuges. Neben ihm stand das Tablett mit der Flasche, die weiterhin auf das offene Meer zeigte. Außerdem war noch ein Techniker an Bord: Mr. Dearborn, ein braunhaariger Mann mittleren Alters, der sie beide begrüßte und sich in einen Stuhl neben Phil setzte.
An der Front besaß das Boot eine große Panoramascheibe. Durch sie hindurch erkannte Connor Greifarme, um die kleine Fische schwammen. Die Motoren dröhnten los, die Fische suchten das Weite und die Altus fuhr aus dem Hafen.
»Woher habt ihr das Teil?« Connor hatte so viele Fragen, die ihn zugleich hoffentlich von seiner Klaustrophobie ablenkten.
»Ist ein ehemaliges Forschungs-U-Boot.« Ginger führte ihn in einen kleinen Salon, in dem eine halbkreisförmige, mit rotem Samt bezogenen Couch vor einem runden Holztisch stand.
»Cool.« Nervös nestelte er am Kragen seines Shirts. Obwohl hier drin bestimmt genug Sauerstoff vorhanden war, hatte er das Gefühl zu ersticken. Immer schneller fuhr das Boot, immer tiefer sanken sie, und die Dunkelheit und Stille des Meeres schlossen sie ein. Durch die kleinen Bullaugen fiel kaum noch Licht. Hoffentlich drang nirgendwo Wasser ein.
Gefangen … über ihnen unzählige Liter …
Connor schwankte.
Ginger drückte ihn auf die Couch. »Komm, leg dich hin.«
Seine Schwäche war ihm peinlich, dennoch streckte er sich auf dem Polster aus.
»Ruhig atmen. Du wirst dich schon dran gewöhnen.«
Sie hatte leicht reden.
Ginger setzte sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm. Ihre Nähe war beruhigend. Ohne viel drüber nachzudenken, ergriff er ihre Finger und sagte schmunzelnd: »Du rettest mich doch, falls wir ertrinken?«
»Natürlich.« Zärtlich streichelte sie seine Hand und schaute ihn ernst an. »Entspanne dich. Schließe deine Augen.«
»Was hast du vor?«
»Ich verabreiche dir eine kleine Dosis Beruhigungsmagie.«
Tief schaute er sie an. Connor vertraute ihr, obwohl sie ihn bei ihrer ersten Begegnung hatte bezirzen wollen. »Okay.« Dann schloss er die Lider, ihre Hände lösten sich.
Ihre Finger glitten in sein Haar und streichelten ihn. Das war angenehm, sorgte aber eher für noch mehr Herzrasen, vor allem, als ihre Hand an seinem Hals abwärts wanderte und sich auf seine Brust legte. Er fühlte sein Herz wild gegen ihre Handfläche klopfen, während sich ihre Finger erwärmten.
Connor keuchte auf und schaute in Gingers Gesicht, das seinem ganz nah war.
Sie lächelte. »Meine Magie funktioniert bei dir einfach nicht.«
Atemlos schüttelte er den Kopf. Ihre Zauberversuche bewirkten bei ihm eher das Gegenteil. Nein, nicht ihre Zaubereien, es waren ihre Hände auf seinem Körper. Die bewirkten bei ihm einiges. Was ihm auch wieder recht war, denn sie lenkten ihn von seinen Sorgen ab. Er wollte Ginger am liebsten küssen.
»Bin froh, dass du überlebt hast«, sagte sie und umkreiste mit dem Zeigefinger den Brandfleck auf seinem Shirt. »Darf ich noch einmal nach deiner Verletzung sehen?«
»Ich bin verletzt?« Er hatte keine Schmerzen; seine Rippen fühlten sich lediglich leicht geprellt an. In all der Aufregung hatte er den Angriff auf sich total vergessen. Neugierig zog er sich im Liegen das Shirt über die Brust und erkannte einen dunklen Schatten auf seiner Haut, dort, wo auch das Herz saß. »Bleibt der Fleck?«
Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht ein paar Tage, dann wird er verblasst sein. Das sind Reste schwarzer Magie, die sich in deinen Hautzellen eingelagert haben. Du hattest solch ein Glück, ich kann es immer noch nicht fassen.« Zärtlich strich sie ihm über die nackte Brust, woraufhin er ein Keuchen unterdrückte. Warum reagierte er so empfindlich auf ihre Berührungen? Weil er seit Monaten keine Beziehung mehr gehabt hatte? Bisher hatte er sich ganz auf sein Studium konzentriert und war an den Wochenenden meist nach Hause gefahren. Auch dort traf er sich nur selten mit alten Freunden, ging kaum aus. Er lebte für sein Studium, wollte ein hervorragender Arzt werden. Nichts sollte ihn ablenken. Ginger war die Erste, die das schaffte.
»Ich kann dir was anderes zum Anziehen bringen«, sagte sie.
Er grinste schief. »Nee, bleib bitte hier. Außerdem sieht der schwarze Fleck auf meinem
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