Nick aus der Flasche
um ihn herum auf einen Schrank zu. »Das kann ich leider nicht. Es ist ein Glücksfall, dass ich euch beide habe. Deine Herrin wird mein Versuchsobjekt sein. Dann wirst du dich wenigstens anstrengen.«
»Versuchsobjekt?«, fragte er vorsichtig und schluckte.
Cumberland öffnete den Schrank. Darin befanden sich unzählige winzige Schubladen, Fläschchen, Beutel. So einen Schrank hatte Solomon auch besessen. In ihm hatte er sämtliche Zutaten aufbewahrt.
»Sie wird die Erste sein, die ich in einen Dschinn verwandle.«
Ihm wurde schwarz vor Augen. »Nein!«
Lächelnd schaute der Magier über seine Schulter. »Das dürfte dir doch gefallen. Ich habe euch beobachtet, habe bemerkt, wie nah ihr euch steht. Sieh dich an! Du bist bereits so schwach, dass ich nicht mal einen Zauber verschwenden brauche, um dich ruhigzustellen.«
Er war nicht mehr verzaubert?
»Wenn sie so wird wie du, könntet ihr zusammen sein. Vielleicht behalte ich euch ja beide.«
Julie wäre wie er?
»Ist das kein großzügiges Angebot?«
In Nicks Kopf überschlugen sich die Gedanken, während Cumberland murmelnd in seinem Schrank herumwühlte.
Julie würde so lange leben wie er, sie wären ewig jung … Wenn sie ein Flaschengeist wäre, könnte sie Cumberland womöglich mit ihren magischen Fähigkeiten besiegen, wobei … Nein, der Magier wäre ihr Herr, sie würde ihm nichts tun können. Und er, Nick, würde dann ebenfalls ihm gehören. Verdammt, Julie durfte kein Dschinn werden!
»Und?« Cumberland hob die goldenen Brauen und legte einen kleinen Dolch auf den Tisch. »Ist das kein guter Deal?«
Das Messer … Er brauchte ihr Blut. Er würde ihr wehtun! »Halten Sie Julie da raus! Bringen Sie sie in Sicherheit, danach sage ich Ihnen alles.«
»Ts.« Der Magier schnaubte und holte eine Flasche aus dem Schrank. Es war so eine ähnliche, in die auch Solomon die Kinder gebannt hatte.
»U-und ich sage Ihnen, auf welchen Konten Solomon sein Geld deponiert hat!«
Cumberland schaute für einen Moment ehrlich interessiert, bevor sich seine Brauen zusammenzogen. »Du bluffst.«
Verdammt! Nick hatte zwar die Buchführung seines ehemaligen Meisters gemacht, doch die Kontonummern kannte er nicht. Solomon war sehr sorgfältig gewesen, wenn es um sein Vermögen gegangen war. Nick fragte sich, warum der alte Mann so viel Geld gebunkert und selbst relativ einfach gelebt hatte.
Seufzend schüttelte Cumberland den Kopf. »Es könnte alles so einfach sein, aber nein, immer muss man euch zwingen. Und dein Edelmut kotzt mich an.« Er packte Julie unter den Armen und zerrte sie nach draußen.
»Was machen Sie?«, rief Nick ihm hinterher, wobei sein Herz panisch raste. Mühsam krabbelte er über den Boden und die vier Stufen nach oben auf ein kleines Deck. Diese kurze Strecke kam ihm meilenweit vor. Jede Muskelzelle schmerzte, das Atmen fiel ihm schwer. Bald würde er kein Dschinn mehr sein, dann könnte er Julie nicht mehr helfen.
Als Cumberland auf dem Deck in Sichtweite kam, erstarrte Nick. Er hatte Julies Hände gefesselt und ein dickes Seil um ihren Körper geschlungen, das mit einer Winde verbunden war. Als der Magier auf einen Knopf an einem Bedienteil drückte, zog die Winde das Seil ein und hob Julie in die Höhe. Cumberland murmelte einen Spruch, woraufhin Julie sofort zu schreien und zappeln anfing.
»Hören Sie auf!«, rief Nick mit letzter Kraft, als er erkannte, was der Mann vorhatte.
Der Magier positionierte Julie so, dass sie bestimmt drei Meter über dem Meer hing. Ihre Augen weiteten sich in Todesangst, während sie weiterhin wie am Spieß schrie. Nick konnte kaum hinsehen. »Ich sage Ihnen alles! Bitte!«
»Du würdest ihr Leben retten wollen und selbst sterben?«
»Sterben? Ich verwandele mich doch in einen Menschen!«
Cumberland lachte plötzlich so heftig los, dass Nick glaubte, der Mann wäre verrückt geworden. Zumindest verrückter als sonst. Sogar Julie erstarrte. »Sag bloß … Du hast keine Ahnung!? Du glaubst ernsthaft, du würdest dich zurückverwandeln? Ein Dschinn stirbt, wenn er sich verliebt, hast du das in all der Zeit nicht mitbekommen?«
Was?
»Warum glaubst du, habe ich es so eilig? Du hast vielleicht nur noch wenige Stunden. Aber bevor du stirbst, töte ich sie. Dann ist der Fluch gebrochen. Also sag mir endlich, welche Zutaten ich brauche. Oder ist es euch lieber, ihr sterbt beide?«
Er starb, weil sie sich liebten? Diese Neuigkeit war der größte Schock.
Ich werde versuchen, ihn hinzuhalten, bis ich …
Weitere Kostenlose Bücher