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Nick Perfect – Bruder per Post

Nick Perfect – Bruder per Post

Titel: Nick Perfect – Bruder per Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Kuhlmann
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und Pa drückte den Erdgeschossknopf mindestens elf Mal. Es kam uns wie eine Ewigkeit vor, bis die Türen sich schlossen.
    » Das ist verrückt«, sagte Ma. » Ich wollte gerade mal nach euch schauen. Und jetzt…« Sie sah aus, als würde sie gleich die Nerven verlieren. Pa drückte ihre Hand.
    » Pardonne-moi«, sagte Nick. » Aber sind diese jüngsten Entwicklungen meine Schuld?«
    Ma, Pa und ich schwiegen. Wie soll man einem Jungen sagen, dass es durch seine Existenz seine Familie in Gefahr bringt? Mir fiel jedenfalls keine gute Antwort ein.
    Der Aufzug hielt im ersten Stock, und wir erstarrten. Doch als die Türen aufglitten, kam nur ein junger Mann in Radlerhosen und T-Shirt rein, der an irgendeinem Vitamindrink nuckelte. Pa warf dem Typen einen Blick zu, der meine eigenen Gedanken exakt wiedergab: Nimm nächstes Mal die Treppe, du Blödmann!
    Im Erdgeschoss rannten wir aus dem Aufzug und zur Haustür hinaus, wo wir alle ruckartig stehen blieben. Was hatten wir überhaupt für einen Plan? In einen Bus steigen? Zur U-Bahn laufen? Ein Taxi anhalten?
    » Zum blauen Bomber!«, riefPa und hob den Zeigefinger. Ma verdrehte die Augen, aber dann rannten wir zur Tiefgarage hinterm Haus.
    Nick hielt mich an der Hand und zog mich mit. Danke, Bruderherz. Mein Körper war all die Aufregung so früh am Tag einfach nicht gewöhnt.
    In der Tiefgarage hasteten wir zum Aufzug und fuhren zum obersten Deck hinauf. Ich glaube, da oben ist die Miete billiger. Die schöneren Wagen stehen alle auf den unteren Ebenen.
    Oben angekommen, rannte wir zum Bomber, auch bekannt als der kleine blaue 1992er Renault Clio, in dem Pa vor vielen Jahren Ma und ein paar andere Studenten zu diesem Pariser Kunstmuseum gefahren hatte.
    Als Ma und Pa nach New York zogen, ließ Pa ihn aus » sentimentalen Gründen« aus Frankreich per Schiff hierher bringen. Früher war er eine richtige Klapperkiste gewesen, aber Pa hatte ihn reparieren lassen, damit wir jederzeit einen fahrbaren Untersatz hatten.
    » Dann müssen wir wohl den Clio nehmen«, seufzte Ma.
    Sie fuhr nicht gern mit dem Renault. Der sei ungefähr so sicher wie ein völlig verrosteter Kühlschrank auf Rädern, hatte sie mal gesagt.
    Pa gab Ma die Schlüssel. » Vielleicht solltest du fahren«, sagte er. » Ich bin kurz vor dem Durchdrehen.«
    » Und ich bin die Ruhe in Person?«, fragte Ma, nahm aber die Schlüssel.

    Als ich in den Renault kletterte, dachte ich zwei Dinge. Erstens: Wär ich doch noch aufs Klo gegangen, bevor wir um unser Leben rennen! Und zweitens: Wenn die uns wirklich verfolgen, kriegen sie uns vermutlich. Ma ist keine Rennfahrerin, das Auto alt und langsam, und wir befinden uns in New York City. Hier sind sogar die Highways verstopft.

44.
    Kurz darauf fuhren wir in südlicher Richtung durch Manhattan, an Zabar’s Deli vorbei. Nick und ich saßen hinten eng zusammengedrängt und hielten Ausschau nach den Spionen.
    Ich kann nur für mich sprechen, nicht für Nick oder meine Eltern, aber ich erinnere mich, dass ich dachte: Das ist der totale Wahnsinn.
    Vor zwanzig Minuten war ich noch ein normales Kind gewesen, mit einem ziemlich normalen Leben, obwohl ich einen Bruder hatte, der ein Roboter war. Und ich hätte mir nie vorstellen können, dass meine Familie und ich mal um unser Leben rennen müssten. Aber so war es gekommen. Meine Familie und ich rannten beziehungsweise fuhren um unser Leben.
    » Wo sollen wir denn hin?«, fragte Ma und sah immer wieder in den Rückspiegel. So oft, dass ich Angst bekam, sie könnte vergessen, auf die Straße zu schauen.
    » Ich weiß noch nicht genau«, sagte Pa. » Fahr einfach weiter. Wir überlegen unterwegs.« Jetzt erzählte er Ma, was mit Jean-Pierre senior und junior passiert war.
    Das war gruslig. Nicht aufregend gruslig oder cool gruslig oder wenigstens aufinteressante Weise gruslig. Es war nur auf gruslige Weise gruslig, die schlimmste Art.
    Ich sah Nick an. Vielleicht konnte mich ja sein analytischer Verstand irgendwie beruhigen, aber plötzlich erstarrte er und sein Gesicht wurde ganz ausdruckslos, als sei von Nick gar nichts mehr übrig. Was zum Teufel war das?
    Bevor ich es Pa sagen konnte, begann Nick mit einer schaurigen, tiefen Erwachsenenstimme zu sprechen: » Wenn ihr wisst, was gut für euch ist, Familie Rambeau«, sagte er, » fahrt rechts ran und übergebt uns den Roboter. Fahrt jetzt rechts ran – sofort!«
    Irgendwie wurde alles immer noch noch grusliger.
    » Benjamin… wer ist das?«, fragte Ma panisch. » Was ist

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