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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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nicht
    endlos lange sitzen, ohne aufzufallen oder in Kaffee zu ertrinken.
    Kelly nahm mir die Entscheidung ab, indem sie fragte:
    »Was machen wir jetzt?«
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    Ich legte ein paar Geldscheine auf den Tisch. »Knöpf den Mantel zu, dann sehen wir nach, ob Pat zu Hause ist.«
    Wir traten ins Freie und gingen wieder an Pats
    Apartmentgebäude vorbei. Sein Mustang stand noch
    immer da. Ich wollte unbedingt herausbekommen, was mit Pat los war. Hatte er etwa nur keine Lust mehr, mir zu helfen? Aber das kam mir unwahrscheinlich vor, denn ich wußte, wie hilfsbereit Pat war. Also gab es ein Problem, das stand fest. Aber ich brauchte eine
    Bestätigung dafür; erst dann konnte ich meine Lage erneut analysieren und einen Plan machen, der ohne seine Mitwirkung auskam.
    Als wir den Hügel hinab weitergingen, fragte Kelly:
    »Weißt du überhaupt, wo Pat wohnt?«
    »Klar, aber ich weiß auch, daß er nicht zu Hause ist.
    Wir sind eben bei ihm vorbeigegangen, und ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Kannst du ihn nicht anrufen?«
    Ich konnte meinen Freund nicht einfach anrufen; falls sein Telefon abgehört wurde, sollte niemand Pat mit mir in Verbindung bringen können. Ich hatte ihm
    versprochen, ihn nicht zu kompromittieren. Aber ihre Frage hatte mich trotzdem auf eine Idee gebracht.
    »Hör zu, Kelly, willst du mir helfen, Pat einen Streich zu spielen.«
    »Klar!«
    »Okay, dann müssen wir üben, was du sagen sollst.«
    Wir schlenderten weiter durch die Straßen und
    beschrieben dabei einen großen Kreis um Pats
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    Apartmentgebäude. Unterwegs übten und übten wir, bis Kelly ihren Text beherrschte. Ungefähr drei
    Straßenblocks von Pats Adresse entfernt fanden wir eine Telefonzelle – eigentlich nur eine Halbschale aus Plexiglas an einer Hauswand. Ich nahm den Hörer ab und hielt ihn Kelly hin. »Kann’s losgehen?«
    Sie reckte einen Daumen hoch. Sie war aufgeregt; sie fand unseren Streich großartig.
    Ich wählte die Notrufnummer 911. Keine drei
    Sekunden später kreischte Kelly ins Telefon: »Ich hab’
    gerade einen Mann gesehen! Ich hab’ einen Mann im ersten Stock gesehen … im Haus eins-eins-zwei-eins Twenty-seventh Street, und … und er hat eine Waffe, und der andere Mann ist verletzt, und … und … und er hat eine Waffe! Hilfe!«
    Ich drückte mit der anderen Hand die Gabel herunter.
    »Gut gemacht! Gehen wir jetzt zurück und
    beobachten, was passiert?«
    Für den Rückweg wählte ich eine andere Route.
    Diesmal näherten wir uns dem Apartmentgebäude von oben und gingen hügelabwärts daran vorbei. Inzwischen war es längst ganz dunkel, und der Regen war stärker geworden. Wir erreichten mit gesenkten Köpfen die Twenty-seventh Street, bogen rechts ab und gingen den Hügel hinunter.
    Zuerst hörte ich eine Sirene, dann raste ein
    Streifenwagen mit eingeschaltetem Blinklicht an uns vorbei. Wenig später sah ich, daß vor Pats
    Apartmentgebäude weitere Fahrzeuge mit blauen und roten Blinklichtern vorgefahren waren.
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    Als wir näher kamen, zählte ich drei Streifenwagen und einen neutralen Dienstwagen, dessen Fahrer seine Blinkleuchte mit Magnefhaftfuß aufs Wagendach gesetzt hatte.
    Wir gingen weiter den Hügel hinunter und blieben an einer Bushaltestelle stehen. Ich tat nicht mehr, als zu warten und zu beobachten – genau wie alle anderen in der kleinen Menge, die sich dort angesammelt hatte.
    »Kommen die alle wegen Pat?« fragte Kelly.
    Ich war zu deprimiert, um diese Frage gleich zu
    beantworten; der Anblick eines vorbeifahrenden
    Krankenwagens hatte mir den Rest gegeben. Ich fuhr Kelly geistesabwesend mit der Hand über den Kopf.
    »Darüber reden wir gleich. Laß mich noch einen
    Augenblick zusehen, okay?«
    Wir warteten wie alle anderen. Eine Viertelstunde verging. Inzwischen trafen die ersten Kamerateams lokaler Fernsehstationen ein. Dann sah ich sie aus dem Gebäude kommen: zwei Sanitäter mit einer fahrbaren Krankentrage, auf der ein Toter in einem Leichensack lag. Ich brauchte sein Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, wer der Tote war. Ich konnte nur hoffen, daß sein Ende schnell und schmerzlos gewesen war, aber wenn ich an die Ermordung der Browns dachte, hatte ich den grausigen Verdacht, daß das nicht der Fall gewesen war.
    »Komm, wir gehen, Kelly«, sagte ich leise. »Pat ist heute abend nicht zu Hause.«
    Mir war zumute, als sei mir eines meiner liebsten Besitztümer geraubt worden und jetzt unwiederbringlich dahin. Unsere Freundschaft war nach langen Jahren 363
    wiederaufgelebt, und

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