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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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von einer zivilen Tarnfirma betrieben wurde, verlief meine Ankunft in Shannon nicht anders, als wenn ich ein Pferdezüchter gewesen wäre, der auf seinem Gestüt in Tipperary nach dem Rechten sehen wollte, oder als Geschäftsmann aus London
    herübergekommen wäre, um meinen Aktenkoffer mit
    EU-Subventionen zu füllen. Ich ging übers Vorfeld, betrat das Abfertigungsgebäude, passierte die
    Zollkontrolle und folgte den Wegweisern zum Taxistand.
    Erst im letzten Augenblick bog ich ins Abfluggebäude ab.
    Am Aer-Lingus-Schalter holte ich mein auf den
    Namen Nick Stamford ausgestelltes Ticket nach
    Heathrow ab. Wählt man einen Decknamen, ist es immer ratsam, seinen Vornamen beizubehalten – so reagiert man ganz natürlich darauf. Vorteilhaft ist es auch, wenn der Nachname mit dem ersten Buchstaben des richtigen
    Namens beginnt, weil die Unterschrift dann flüssiger ausfällt. Ich hatte mich wegen der Schlacht bei Stamford Bridge für Stamford entschieden. Ich liebe
    mittelalterliche Geschichte.
    43
    Ich ging sofort in eines der Geschäfte, um mir eine Reisetasche zu kaufen. Jeder Fluggast hat Handgepäck; ich wäre aufgefallen, wenn ich nur mit einer Coladose in der Hand an Bord gekommen wäre. Ich reise nie mit Gepäck, das aufgegeben werden muß, denn sonst ist man den Unbekannten ausgeliefert, die beschließen, für Tokio bestimmte Koffer nach Buenos Aires zu schicken. Selbst wenn das Gepäck sicher ankommt, ist man erledigt, wenn es erst fünf Minuten nach dem Koffer der Zielperson auf dem Gepäckband liegt.
    Während ich kaufte, was ich an Toilettenartikeln
    brauchte, hielt ich nach Euan Ausschau. Ich wußte, daß er an Kerr und McGear kleben würde, falls die beiden nicht bereits abgeflogen waren.
    Im Abfluggebäude wimmelte es von irischen Familien, die zu Ostern in die Sonne entfliehen wollten, und kürzlich pensionierten Amerikanern, die
    herübergekommen waren, um ihre Wurzeln zu finden, und nun mit ihren brandneuen Guinness-Sweatshirts, Stockschirmen, Baseballmützen, Kobolden in
    Blechdosen und kleinen Blumentöpfen mit irischem Klee zum Selbstanbau herumliefen.
    Jedenfalls herrschte reger Betrieb, und die Bars
    machten gute Geschäfte. Am anderen Ende des
    Terminals sah ich Euan in einem Café sitzen. Er las eine Zeitung und hatte vor sich auf dem Tisch einen großen Kaffee mit aufgeschäumter Milch stehen. »Euan«, was für ein eigenartiger Name. Ich mußte dabei an einen Kerl denken, der einen Rock trug und sein Breitschwert schwingend über die schottischen Hügel lief. Tatsächlich 44
    war er in Bedford geboren, und seine Eltern stammten aus Eastbourne. Sie mußten einen historischen Film gesehen und dabei Gefallen an diesem Namen gefunden haben.
    Links neben dem Café lag eine Bar. Aus Euans
    Blickrichtung schloß ich, daß die Akteure sich dort aufhielten. Ich machte mir nicht die Mühe, die Bar nach ihnen abzusuchen; ich wußte, daß Euan sie mir zeigen würde. Das hatte keine Eile.
    Als ich aus der Drogerie kam, sah ich zum Café
    hinüber und nahm Blickkontakt mit Euan auf. Ich ging mit breitem Grinsen auf ihn zu, als hätte ich soeben einen lange vermißten Kumpel entdeckt, sagte aber vorerst noch nichts. Falls er beobachtet wurde, hätte es nicht normal gewirkt, wenn ich einfach an seinen Tisch
    getreten wäre, mich zu ihm gesetzt und eine Unterhaltung begonnen hätte. Das Ganze mußte wie eine zufällige Begegnung aussehen, die aber nicht so lärmend sein durfte, daß sie anderen Leuten auffiel. Sie würden nicht denken: Ach, sieh mal an, da treffen sich zwei Spione –
    aber irgend etwas würde ihnen doch im Gedächtnis
    bleiben. Das brauchte im Augenblick nichts zu bedeuten, konnte einen aber später teuer zu stehen kommen.
    Euan stand halb auf und erwiderte mein Lächeln.
    »Hey, alter Scheißer, was machst du denn hier?« Er lud mich mit einer Handbewegung ein, mich zu ihm zu
    setzen.
    Wir nahmen Platz, und da Euan den Treff organisierte, erzählte er als erstes die Legende. »Ich bin aus Belfast rübergekommen, um dich zu sehen, bevor du wieder nach 45
    London zurückfliegst. Wir sind schließlich alte
    Schulfreunde.« Es ist immer nützlich die gleiche Story parat zu haben.
    »Wo sind sie?« fragte ich wie nach Angehörigen.
    »Halblinks von mir hast du die Bar. Beide vor dem Fernseher. Beide sitzen – der eine trägt eine Jeansjacke, der andere einen schwarzen dreiviertellangen
    Wildledermantel. Kerr sitzt rechts. Er heißt jetzt Michael Lindsay. McGear ist Morgan Ashdown.«
    »Haben

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