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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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mein
    Stiefvater mich nach einer Tracht Prügel über Nacht in den Holzschuppen gesperrt hatte. Ich wußte noch gut, wie ich Angst vor dem Regen gehabt hatte, der aufs Dach aus gewelltem durchsichtigem Kunststoffmaterial
    geprasselt war; ich hatte zusammengekauert in der Ecke gehockt und mir gesagt, wenn der Regen mich erreichen könne, könne das auch der Schwarze Mann.
    Als Soldat und später als K war ich öfters beschossen, mißhandelt, eingesperrt worden; ich hatte jedesmal Angst gehabt – aber nie wieder so stark wie damals als kleiner Junge. Ich dachte an Kelly, die mutterseelenallein in ihrem provisorischen Versteck hockte, während der Regen auf die Pappkartons prasselte. Dann verdrängte ich sie aus meinen Gedanken. Sie würde darüber
    hinwegkommen. Ich durfte mich nicht von
    Sentimentalitäten beeinflussen lassen; ich hatte schon schlimmere Dinge getan.
    Von meinem Fensterplatz aus sah ich, wie der weiße Taurus von der Rückseite des Einkaufszentrums
    kommend die Zufahrtsstraße entlangfuhr, an der
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    Einmündung hielt und sich dann in den Verkehrsfluß einordnete. Der Ford schien mit vier Mann – alle in Anzügen – besetzt zu sein, obwohl das im Regen nicht genau zu erkennen war. Die Besetzung mit vier Personen ließ darauf schließen, daß sie die Suche aufgaben; hätten sie Luther ins Krankenhaus gebracht, wären sie höchstens zu dritt gewesen: ein Mann als Fahrer und einer, der sich um den Verletzten kümmerte. Die anderen wären
    zurückgeblieben, um weiterzusuchen. Ich merkte, daß ich dabei war, einen Entschluß zu fassen.
    Ich würde meine äußere Erscheinung verändern
    müssen, ohne dafür viel Geld ausgeben zu können – ich besaß ungefähr fünfhundert Dollar, die bis zum letzten Cent draufgehen würden.
    Ich trank meinen Kaffee aus und trat wieder auf den Boardwalk hinaus. In einem Textilgeschäft kaufte ich einen dünnen schwarzen Nylonregenmantel, der sich handtuchgroß zusammenfalten ließ, und eine dunkelrote Baseballmütze ohne auffälligen Werbeaufdruck.
    Daneben ging ich zu einer Filiale von Hour Eyes und kaufte mir eine dickrandige Hornbrille mit Gläsern aus Klarglas. Eine Brille verändert jedes Gesicht erstaunlich.
    Hatte ich im Dienst einmal meine Erscheinung verändern müssen, hatten ein Kurzhaarschnitt und eine Brille jedesmal genügt. Die Mindestanforderungen waren
    erfüllt, wenn man andere Farben trug und die Umrisse seines Gesichts veränderte.
    Ich verschwand wieder auf die Toilette, um meine
    Verwandlung in Angriff zu nehmen. Als erstes riß ich mit den Zähnen die Taschen meines Regenmantels heraus.
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    Meine neue Sig Kaliber 45 steckte vorn im Hosenbund meiner Jeans; die dazugehörigen Magazine hatte ich in den Jeanstaschen. Notfalls konnte ich die Pistole ziehen und durch den Regenmantel hindurch schießen.
    Ich wollte die restliche Dreiviertelstunde Tageslicht dazu nutzen, den Lieferbereich hinter dem
    Einkaufszentrum zu erkunden; der Abzug konnte ein Trick gewesen sein, und ich mußte mich vergewissern, daß mir dort niemand auflauerte. Bevor ich einen
    Rundgang ums Zielgebiet machte, wollte ich noch mal am Hotel vorbeigehen; ich wollte sehen, ob dort
    Polizeifahrzeuge standen, um beurteilen zu können, ob diese Fahndung ein amtliches Unternehmen war. Falls Luther und seine Freunde einen Mörder suchten, mußte die Polizei jetzt im Hotel sein, um Fingerabdrücke sicherzustellen und Zeugen zu vernehmen.
    Ich setzte Mütze und Brille auf und begutachtete das Spiegelbild des heißesten Typs in ganz Washington – nun ja, beinahe. Sah jemand genauer hin, würde er mich für den ältesten Swinger der Stadt halten. Ich drehte den Schirm meiner Baseballmütze nach vorn und machte
    mich auf den Weg. Ich ging über den Parkplatz,
    überquerte die Schnellstraße an der Kreuzung und folgte der schmalen Parallelstraße zurück zum Best Western.
    Dort wirkte alles völlig normal; nirgends war ein Polizeifahrzeug zu sehen.
    Auf dem Rückweg dachte ich darüber nach, wie Kev, Marsha und Aida zugerichtet worden waren. Wozu sie in Stücke hacken? Luther und seine Freunde waren nicht drogensüchtig; sie waren Profis, die nichts ohne
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    bestimmten Grund taten. Sie hatten es offensichtlich darauf angelegt, Täter aus der Drogenszene zu imitieren.
    Nachdem auf Kev schon mehrere Attentate verübt
    worden waren, konnte die Polizei logischerweise
    annehmen, dieser Versuch habe schließlich Erfolg
    gehabt, und die Täter seien daraufhin ausgeflippt und hätten die ganze

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