Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
meiner falschen Papiere – und London hätte sie aus Angst, die Amerikaner könnten hinter meinen Auftrag kommen, nie preisgegeben. Also mußte es die Frau an der Rezeption gewesen sein. Sie mußte die Fernsehnachrichten gesehen und Kelly auf dem Photo wiedererkannt haben. Trotzdem paßte das alles nicht recht zusammen. Mir war allmählich sehr unbehaglich zumute.
    Diese Jungs waren kein Mickymaus-Klub. Als ich
    vorhin mit dem Baywatch -Mann zusammengeprallt war, hatte er einen Zweireiher mit offener Jacke getragen.
    Aber erst als ich jetzt darüber nachdachte, wurde mir klar, daß seine Jacke nicht von Anfang an offen gewesen war. Sie hatte einen Klettverschluß.
    Der Funkverkehr wurde aufgeregter. Sie hatten ihn gefunden. Der Baywatch -Mann hieß Luther; aber dem Einsatzleiter war Luthers Zustand ziemlich egal. Ihn interessierte nur, ob Luther reden konnte.
    »Yeah, er ist soweit in Ordnung.«
    »Ist er allein?«
    »Yeah, er ist allein.«
    »Hat er die Zielperson gesehen?«
    »Nein, er sagt, daß er die Zielperson nicht gesehen hat
    – aber die beiden sind weiter zusammen.«
    »Weiß er, in welche Richtung sie abgehauen sind?«
    Darauf entstand eine Pause.
    »Nein.«
    126
    Ich stellte mir vor, wie Luther auf dem Asphalt saß, seinen Kopf an den Wagen lehnte, während er verarztet wurde, und verdammt sauer auf mich war. Im
    Hintergrund hörte ich ihn Antworten murmeln. Er sprach fast wie besoffen.
    »Nein, keine Ahnung, wohin sie abgehauen sind«,
    meldete Luthers Kollege. »Und noch etwas – er ist bewaffnet. Er hat eine Pistole gehabt und auch Luthers mitgenommen … Moment!«
    Ich hörte ein Klicken; danach berichtete der Mann, der bei Luther war, höchst aufgeregt: »Wir haben ein
    Problem – er hat das Funkgerät! Er hat das Funkgerät!«
    Der Boß reagierte augenblicklich: »Scheiße! An alle, sofort die Funkgeräte ausschalten! Alles ausschalten!
    Ende.«
    Die Stimmen in meinem Ohrhörer verstummten. Alle
    würden ihre Funkgeräte ausschalten und erst mit einem neuen Code wieder in Betrieb nehmen. Nun war Luthers Funkgerät wertlos. Was hätte ich jetzt für ein
    Verschlüsselungsgerät gegeben!

10
    Luther hatte ausgesagt, er habe die Zielperson nicht gesehen – folglich waren sie hinter Kelly her, nicht hinter mir. Mein Gesicht brannte vor Zorn. Das waren die Leute, die Kev ermordet hatten; sie mußten es gewesen sein. Diese Verfolgungsjagd hatte nichts mit der
    Fahndung nach einem flüchtigen Verdächtigen zu tun, 127
    sondern wurde von Leuten veranstaltet, die ihren Auftrag zu Ende bringen wollten. Wahrscheinlich fürchteten sie, Kelly habe sie gesehen.
    Inzwischen hatte ich den Cappuccino ausgetrunken, und eine Serviererin hatte meine Tasse mitgenommen.
    Ich wurde hier lästig, weil andere Leute schon auf meinen Tisch warteten. Also ging ich in die Toilette zurück. In meiner Tasche steckte noch die Fernbedienung des Hotelfernsehers. Sie wanderte mit dem nutzlosen Funkgerät in den Abfallbehälter.
    Was war mit Kelly? Was hatte ich zu gewinnen, wenn ich zurückging? Was war, wenn die anderen sie gefunden und umgelegt hatten und mir auflauerten, falls ich zurückkam, um sie abzuholen? Das hätte ich an ihrer Stelle getan. Mir fielen viele Gründe ein, die dafür sprachen, nicht zurückzugehen.
    Bockmist.
    Ich ging zum Ausgang der Einkaufspassage zurück.
    Ein Blick nach links ließ mich jenseits des unbebauten Geländes gerade noch das Dach von CompUSA
    erkennen. Der Parkplatz war so voll wie zuvor, und es regnete jetzt stärker. Ich schlug den Kragen von Kevs Jacke hoch und sah zur Schnellstraße hinüber. Mitten auf dem Parkplatz stand ein Wendy’s – wie eine Insel in einem Meer aus Autos. Es war wieder mal Kaffeezeit.
    Ich suchte den Weg vor mir nach meinen neuen Freunden ab und benutzte erneut große Fahrzeuge als Deckung.
    Ich setzte mich mit dem Kaffeebecher und meiner
    Hamburgerschachtel an einen Tisch am Fenster. Von dort aus konnte ich zwar nicht die Rückfront des
    128
    Einkaufszentrums, aber die nähere der beiden
    Zufahrtsstraßen sehen, zu der ich unterwegs gewesen war, als ich mit Luther zusammengeprallt war. Immerhin besser als nichts. Das Wendy’s hatte eine Spielstation, die eine hervorragende Tarnung war; Kinder tobten in einer riesigen Wanne mit farbigen Tennisbällen herum, während ihre Eltern wie ich an den Tischen saßen.
    Ich saß da und starrte durchs Fenster in den Regen hinaus. Ich erinnerte mich daran, wie ich als kleiner Junge manchmal unartig gewesen war, worauf

Weitere Kostenlose Bücher