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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Familie als Warnung für andere
    massakriert.
    Aber ich wußte, daß das nicht der wirkliche Grund war. Sie hatten Marsha umgebracht, weil sie annehmen mußten, Kev habe ihr von seinen Fahndungsergebnissen erzählt, und danach hatten sie Aida ermorden müssen, weil keine Augenzeugen am Leben bleiben sollten. Daß Kelly überlebt hatte, verdankte sie der Tatsache, daß die Kerle sie nicht gesehen hatten. Vermutlich hatten sie erst durch die Berichterstattung im Fernsehen gemerkt, daß sie ihren Auftrag unvollständig ausgeführt hatten, daß es möglicherweise doch eine Augenzeugin gab …
    Inzwischen hatte der abendliche Berufsverkehr bei beginnender Dunkelheit voll eingesetzt. Die Geschäfte waren noch geöffnet, und überall wimmelte es von
    Menschen. Für mich waren das ideale Verhältnisse, denn so konnte ich in der Menge untertauchen.
    Ich ging mit gesenktem Kopf durch den Regen und
    erreichte den Parkplatz mit dem Wendy’s in der Mitte.
    Diesmal war ich dem Zaun näher; indem ich beim
    Näherkommen meine Brille häufig abwischte, konnte ich die Rückseite des Einkaufszentrums überblicken.
    Als ein Sattelschlepper rückwärts an eine Ladebucht heranfuhr, hörte ich das laute Zischen von
    132
    Druckluftbremsen. Drei weitere Lastwagen standen jetzt neben dem Auto, in dessen Nähe ich mit Luther
    zusammengeprallt war. Aber auch hier waren keine
    Polizeibeamten zu sehen, die wegen des Überfalls
    ermittelten. Vielleicht war ihnen das Wetter zu schlecht.
    Nur die benutzten Ladebuchten waren beleuchtet. Die Müllbehälter, bei denen ich Kelly zurückgelassen hatte, lagen ziemlich im Schatten. Einer wurde eben mit den alten Regalteilen befüllt, von denen ich eines benutzt hatte, um Luther niederzuschlagen. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich das laute Krachen und Scheppern hören. Kelly mußte in ihrem Versteck Todesängste
    ausstehen.
    Ein vollständiger Rundgang war nicht nötig; ich hatte genug gesehen. Während ich mich umblickte und
    überlegte, wohin ich als nächstes gehen sollte, sah ich einen Bus an einem Bushäuschen halten, Fahrgäste
    aufnehmen und weiterfahren. Vielleicht war das eine Fluchtmöglichkeit für uns.
    Aber wohin sollte ich flüchten, falls sie Kelly
    aufgespürt und sich in den Hinterhalt gelegt hatten? Ich mußte mir eine Fluchtroute zurechtlegen. Auf belebten Parkplätzen kam eine Autoentführung nicht in Frage – sie hätte zuviel Aufsehen erregt. Da war es besser, in der Menge unterzutauchen und sich aufs Hakenschlagen zu verlegen. Ich entschied mich für drei mögliche Routen.
    Je länger ich mich hier herumtrieb, desto größer war die Gefahr, erkannt zu werden, deshalb beschloß ich, die Parkplätze eine Zeitlang zu meiden. Ich ging zu den Geschäften weiter. Vielleicht konnte ich ein paar Sachen 133
    für Kelly kaufen, denn sie mußte ihr Aussehen ebenfalls verändern. Sie war in den Nachrichten gewesen; sie war jetzt berühmt.
    Als erstes kaufte ich ihr einen hübschen Samthut mit weicher Krempe. Ich wollte ihr Haar darunterstopfen und gleichzeitig ihr Gesicht so gut wie möglich verbergen.
    Dann kaufte ich einen dünn gefutterten, dreiviertellangen rosa Mantel, um ihre mageren Beine zu tarnen, und eine komplette Ausstattung für eine Neunjährige. Kelly war für ihr Alter ziemlich groß, deshalb nahm ich lieber etwas größere Kleidungsstücke. Dann fiel mir ein, daß ich ebenfalls neue Sachen brauchte, und ich kaufte mir neue Jeans und ein T-Shirt.
    Mit mehreren Tragetüten in der Hand ging ich wieder den Zaun entlang. Als ich mich von den Geschäften entfernte, spiegelten ihre Lichter sich auf dem nassen Asphalt. Der Verkehr auf der Schnellstraße kam nur stockend voran, aber alle Scheibenwischer arbeiteten mit höchster Geschwindigkeit.
    Als ich den Zaun erreichte, sah ich nach links. Dort hatte sich nichts verändert.
    Ich ging weiter. Auf Höhe des Einkaufszentrums stieg die Zufahrtsstraße leicht an, und der Zaun hörte auf. Ich bog nach links ab, überquerte die rutschige
    grasbewachsene Böschung und erreichte die Zufahrt, die zur Rückseite der Läden führte. Hier folgte ich wieder dem Zaun, der die Begrenzung zu dem unbebauten
    Gelände hinter dem Einkaufszentrum bildete.
    Der Regen hatte den staubigen Boden in Schlamm
    verwandelt. Ich hatte jetzt den Zaun links und die 134
    Ladebuchten rechts von mir. Ich ging weiter und kämpfte gegen die Versuchung an, zu Kelly zu laufen, sie aus ihrem Versteck zu holen und mit ihr wegzurennen. Dabei konnte man allzuleicht

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