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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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nächsten vorzuarbeiten, während ich das Zielobjekt und seine Umgebung im Auge behielt.
    Sobald ich nahe genug heran war, machte ich zwischen zwei Bäumen halt und lehnte mich an einen der Stämme.
    Aus dieser Entfernung war an der Rückseite des
    Gebäudes ein Bewegungsmelder zu erkennen, der
    aktiviert wurde, sobald sich jemand der Feuertreppe näherte. Ich wußte nicht, was der Bewegungsmelder einschaltete – eine Sirene, einen Scheinwerfer, eine Kamera, vielleicht sogar alle drei. Ich konnte keine Kameras entdecken, aber über beiden Brandschutztüren waren Halogenscheinwerfer angebracht. Wurden sie
    durch den Bewegungsmelder eingeschaltet? Vermutlich, aber warum war die Feuertreppe nicht durch eine Kamera gesichert, damit der Sicherheitsdienst sah, weshalb die Scheinwerfer aufgeflammt waren? Das spielte jedoch keine Rolle; ich würde mich so verhalten, als gäbe es hier Sirenen, Scheinwerfer und Kameras.
    Rechts neben dem Gebäude sah ich in Zaunnähe einen Stapel Paletten. Die konnte ich später brauchen.
    Als nächstes begutachtete ich die beiden
    Brandschutztüren. Ihre breiten Stahlrahmen sollten verhindern, daß jemand sich an den Türschlitzen zu schaffen machte. Gesichert waren sie mit auffällig großen Zylinderschlössern, die mich aber nicht lange aufhalten 246
    würden.
    Ein rascher Blick in die Verteilerkästen zeigte, daß alle Anschlüsse für Gas, Strom, Wasser und Telefon frei zugänglich waren und beliebig manipuliert werden
    konnten. Das war eine beruhigende Erkenntnis.
    Nur die Möglichkeit, daß das Gebäude bewacht sein könnte, machte mir noch Sorgen. Unter Umständen kann die Anwesenheit eines Wachmanns sogar vorteilhaft sein.
    Eventuell kann man ihn herauslocken – und ist im
    nächsten Augenblick im Gebäude, ohne die Alarmanlage ausgelöst zu haben. Aber ich würde auf jeden Fall heimlich eindringen müssen.
    Der Firmenparkplatz war leer, was ebenfalls darauf schließen ließ, daß sich niemand in dem Gebäude
    aufhielt. Trotzdem mußte ich das überprüfen. Ich
    entschied mich dafür, einen Angetrunkenen zu spielen, der die Straße entlangwankte, und beschloß, vor das Bürogebäude zu pinkeln. Dabei konnte ich aus nächster Nähe einen Blick in die Eingangshalle werfen. Falls dort jemand Wachdienst hatte, würde er vielleicht
    herauskommen, um mich zu verjagen, oder ich würde ihn irgendwo im Hintergrund vor dem Fernseher sitzen
    sehen.
    Ich kehrte auf demselben Weg zurück, auf dem ich
    gekommen war, und erreichte die Ball Street. Inzwischen war ich ziemlich durchnäßt; der Nieselregen und die rostigen Zäune hatten meine Kleidung stark in
    Mitleidenschaft gezogen.
    Ich näherte mich dem Zielobjekt auf der
    gegenüberliegenden Straßenseite und überquerte die 247
    Fahrbahn in einem spitzen Winkel, um das Gebäude
    länger beobachten zu können. Dann stolperte ich mit gesenktem Kopf – wegen der Überwachungskamera – die Stufen hinauf, machte halt, sowie ich durchs Fenster in die Eingangshalle sehen konnte, zog meinen
    Reißverschluß auf und begann in die Büsche zu pinkeln.
    Fast im selben Augenblick gerieten die Büsche in
    heftige Bewegung, während eine Männerstimme
    losbrüllte: »Scheißkerl! Scheißkerl! Scheißkerl!« Ich fuhr vor Schreck zusammen.
    Meine Hand wechselte sofort an den Griff der Sig
    über. Ich wollte meine Pistole schon ziehen, als mir einfiel, daß das vielleicht noch nicht nötig war. Vielleicht war es ein Wachmann. Vielleicht konnte ich mich
    irgendwie herausreden.
    »Arschloch! Für wen hältst du dich eigentlich?
    Verdammter Scheißer!«
    Ich konnte den Mann hören, aber noch immer nicht
    sehen. In den Büschen rumorte es gewaltig, dann tauchte eine gotteslästerlich fluchende Gestalt auf.
    »Verdammtes Arschloch, was fällt dir ein, mich
    vollzupissen? Ich werd’s dir zeigen! Sieh mich an! Du hast mich vollgepißt!«
    Er war Anfang Zwanzig und trug zu alten
    Armeestiefeln ohne Schnürsenkel verdreckte schwarze Jeans und einen schmuddeligen, zerfetzten Parka mit Löchern in den Ellbogen. Als er herankam, sah ich, daß er einen Stoppelbart hatte, einen großen Ring im linken Ohr trug und lange speckige Rastalocken hatte. Er war ziemlich durchgeweicht.
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    Als er mich sah, hatte er Mühe, ein erwartungsvolles Grinsen zu unterdrücken. Für ihn war ich ein verirrter Tourist: Mr. Hush Puppy, der sich im falschen Teil der Großstadt verlaufen hatte. Ich konnte fast sehen, wie sich hinter seiner Stirn die Räder drehten; der Kerl glaubte, es gut

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