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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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ich mich rechtfertigen sollte, falls jemand fragte, was ich auf dem Mast zu suchen hatte. Aber dann änderten beide Geräusche ihre Richtung und verklangen, als der Wagen in Richtung Durham abbog. Das passierte noch zwei Mal. Ich verharrte jeweils unbeweglich, bis das Auto vorbeigefahren war. Zum Glück boten mir die Bäume in der Nähe wenigstens etwas Deckung.
    Als ich schon fast oben war, hörte ich ein viertes Auto kommen - diesmal aus Richtung Durham. Je näher es herankam, desto langsamer wurde es.
    Ich warf einen Blick nach unten, um zu sehen, was Sarah machte, aber sie verschwand bereits unter den Bäumen, um in Deckung zu gehen.
    Der Wagen schien genau an der Einmündung zu halten. Als eine Tür geöffnet wurde, hörte ich deutlich Funksprechverkehr. Das Auto musste ein Streifenwagen sein.
    Nach meiner Pistole konnte ich nicht greifen, weil ich alle Kraft dafür brauchte, den glitschigen Mast zu umklammern, damit ich nicht abrutschte. Ich überlegte, ob ich den letzten Meter hinaufklettern sollte, um an dem Querträger Halt zu finden, aber bei meinem Pech würde ich vermutlich abgleiten, den Telefonmast hinuntersausen und auf ihren Köpfen landen.
    Ich hörte lautes Lachen und sah wieder nach unten. Sarah war verschwunden, aber jetzt sah ich einen breitkrempigen Smoky-Bear-Hut mit einem wasserdichten Überzug aus durchsichtigem Plastikmaterial. Der Hut bewegte sich über einem dunkelbraunen, seitlich ausgestellten Regenmantel ein paar Schritte in den Wald hinein. State Trooper tragen
    Regenmäntel mit seitlichen Reißverschlüssen, damit sie leichter an ihre Pistolen herankamen, aber dieser Kerl machte etwas ganz anderes: Er zog den Reißverschluss seiner Hose auf. Ich hörte, wie der Strahl einen Baum ganz in meiner Nähe traf, und sah vor dem Hut eine Dampfwolke aufsteigen.
    Ich wollte nicht das geringste Geräusch machen. Ich wollte nicht einmal schlucken. Meine Finger verloren allmählich den Halt an dem glitschigen Holzmast.
    Die ganze Zeit über hielt ich verzweifelt Ausschau nach dem zweiten Trooper. Aber er war nirgends zu sehen, vermutlich war er bei diesem Sauwetter im Wagen geblieben. Ich sah Regentropfen, die im Licht der Leuchtreklame glitzerten, vom Vordach der Tankstelle abprallen. Der Trooper unter mir war endlich fertig; er zog seinen Reißverschluss wieder hoch und furzte dabei dröhnend laut. Dann ging er zu seinem Streifenwagen zurück.
    Ich merkte, dass ich abzurutschen begann, und umklammerte den Mast wie ein Ertrinkender. Ich hörte, wie einer der Trooper eine Bemerkung machte, über die beide lachten. Die Autotür wurde zugeknallt, und der Wagen fuhr davon. Ich atmete erleichtert auf und schob mich etwas höher, um mein Blickfeld zu erweitern. Drüben fuhr der Streifenwagen in die Tankstelle ein. Warum zum Teufel hatte er überhaupt hier gehalten? Wahrscheinlich wollte der Trooper mit der Blondine flirten und hatte verhindern wollen, dass sie hörte, wie er furzte und den Laden verstänkerte.
    Ich erreichte die Mastspitze und hakte einen Arm über den Querträger. Nachdem ich mehrmals tief durchgeatmet hatte, um mich wieder zu beruhigen, hielt ich Ausschau nach Sarah. Wenige Sekunden später tauchte sie aus dem Unterholz auf, in
    dem sie in Deckung gegangen war.
    Ich verfolgte die Telefonleitung, um mich davon zu überzeugen, dass sie zur Tankstelle hinüberführte, griff dann in die Tasche und zog meinen Leatherman heraus. Um die Zugbelastung zu verringern, werden solche Leitungen an den Masten aufgehängt, wobei sie oberhalb des Hakens jeweils eine hübsche kleine Schlaufe bilden. Ich beugte mich weiter hinaus, hielt die Profilsohlen meiner Stiefel an den Mast gepresst und knipste die Leitung mit dem Seitenschneider des Leatherman durch. Danach musste ich nur noch langsam und vorsichtig den Telefonmast hinunterrutschen, damit ich nicht mit einer halben Tonne Splitter in Armen und Beinen herunterkam.
    Sarah fiel sofort über mich her. »Ich will eine Pistole, Nick. Was wäre passiert, wenn er dich gesehen hätte?«
    Ihr Wunsch klang vernünftig, aber mir war dabei unwohl zu Mute. Sarah eine Waffe zu geben, kam mir vor, als gäbe man Popeye eine Büchse Spinat. Andererseits hätte sie etwas unternehmen können, wenn der Trooper mich entdeckt hätte. Ich wusste weiterhin nicht, ob sie versuchen würde, mich reinzulegen, aber ich glaubte zu wissen, dass sie noch immer zu sehr auf mich angewiesen war. Ich würde ihr vorläufig eine Waffe geben.
    Ich zog Lance’ klobige 9-mm-Pistole -

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