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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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in einer kleinen Gruppe über die letzte Bodenwelle kamen. Als Erstes sah ich zwei große Hunde, deren nasses Fell dampfte; sie zerrten hechelnd an ihren langen Leinen, sodass der Hundeführer sich immer wieder gegenstemmen musste, um nicht mitgerissen zu werden. Das Gute daran war, dass es sich um zwei Schäferhunde handelte - keine wirklichen Spürhunde, sondern gewöhnliche Polizeihunde, die uns stellen sollten, falls wir zu Fuß flüchteten und schneller als die Verfolger waren. Gut war auch, dass ihr am Körper klebendes nasses Fell sie nicht ganz so groß erscheinen ließ.
    Die Gruppe hinter dem Hundeführer bestand aus sechs Polizeibeamten. Einer von ihnen hatte einen Springerspaniel an der Leine, der überall herumschnüffelte und offensichtlich Spaß an der Waldwanderung hatte. Außer dem Hundeführer war keiner der Uniformierten für diese Jagd ausgerüstet; alle trugen nur ihre normalen braunen Regenjacken, und zwei von ihnen hatten sogar nur Halbschuhe an, über denen ihre braunen Hosen mit den gelben Biesen dick mit Schlamm bespritzt waren.
    Sie zogen in einer Wolke aus Dampf und Hundelärm an uns vorbei, als unsere Spur sie halb links von uns weg in Richtung Bach führte. Sobald die Verfolger in der nächsten Senke verschwunden waren, wandte ich mich an Sarah. »Jetzt hauen wir ab.«
    Ich zwängte mich unter dem Baum hervor und rannte sofort in die dem Bach entgegengesetzte Richtung los. Vielleicht war meine Idee, wir sollten uns bis Einbruch der Dunkelheit verstecken, doch nicht so gut gewesen. Jetzt konnten wir nur versuchen, die Suchmannschaft abzuhängen. Die Schäferhunde waren bestimmt noch nicht müde, aber ihr Tempo hing von dem der Männer ab, das sich vermutlich nicht mehr steigern ließ. Die Polizeibeamten hatten nass und erschöpft ausgesehen; ich bildete mir sogar ein, sie keuchen gehört zu haben. Selbst in unserer miserablen Verfassung mussten wir noch besser in Form sein als sie.
    Ich trabte weiter und hielt nach einer Stelle Ausschau, wo wir einen Richtungswechsel tarnen konnten. Er würde unsere Verfolger nicht lange täuschen, aber sie wenigstens für einige Zeit aufhalten. Nachdem ich ungefähr eine halbe Stunde lang in scharfem Tempo durch dichten Wald gerannt war, musste ich warten, bis Sarah wieder heran war; sie keuchte vor Anstrengung, und die Dampfwolken ihres Atems vermischten sich mit dem Dampf, der aus ihren nassen Haaren aufstieg. Bevor wir weiterrannten, sah ich auf meine Armbanduhr. Es war jetzt 11.39 Uhr.
    Wir liefen noch eine ganze Stunde weiter. Sarah blieb immer wieder zurück, aber ich forcierte das Tempo. Ich wusste, dass sie nicht aufgeben würde. Das hatte sie schon bei unserem gemeinsamen Training in Pakistan nie getan - nicht einmal bei Geländeläufen, die wir nur zum Spaß angesetzt hatten. Dort hatte sie nur aus Stolz mitgehalten, während hier etwas mehr auf dem Spiel stand.
    Wir rasteten kurz in einer Senke, von der aus ich in ungefähr hundert Metern Entfernung ein Stück Himmel zwischen den Baumstämmen sehen konnte. Dann hörte ich das Motorengeräusch eines Autos und das Zischen der Reifen auf nassem Asphalt.
    Ich arbeitete mich kriechend bis unter die letzten Bäume am Straßenrand vor. Das Asphaltband war eine schmale zweispurige Straße in nicht besonders gutem Zustand: eine wenig befahrene Nebenstraße, die aussah, als sei der Asphalt einfach von der Ladefläche eines langsam fahrenden Lastwagens gekippt und kaum festgewalzt worden. Vielleicht war dies sogar die Straße, die wir überquert hatten; das ließ sich unmöglich feststellen. Unterdessen goss es nicht mehr in Strömen; der Regen war zu einem gleichmäßigen Nieseln geworden.
    Ich hatte noch immer keine Ahnung, wo wir waren, aber das spielte keine Rolle. Man verläuft sich nie - man ist lediglich zur falschen Zeit an einem anderen als dem gewünschten Ort. Sarah war inzwischen ebenfalls näher gekommen und lag neben mir auf dem Rücken. Ihr Haar klebte so zusammen, dass ich an einigen Stellen ihre weiße Kopfhaut sah. Wir dampften beide, als hätten wir tragbare Dampferzeuger umgeschnallt.
    Ich entschied mich dafür, nach rechts zu laufen - es hätte auch die andere Richtung sein können, das spielte keine Rolle
    - und einfach der Straße zu folgen. Irgendwann würden wir ein Fahrzeug finden oder wenigstens herausbekommen, wo wir waren, um überlegen zu können, was wir weiter tun sollten. »Fertig?«
    Sie sah auf, schniefte einmal kurz und nickte dann. Wir krochen tiefer unter die Bäume

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