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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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unbedingt, und dabei ist die Sache außer Kontrolle geraten. Als dann alles angelaufen ist, konnte ich niemanden mehr um Hilfe bitten, ich musste allein weitermachen.« Sie klammerte sich schluchzend an mich. »Was soll ich bloß tun, Nick? Oder ist dir das egal?«
    Es war zwecklos, mich das zu fragen. Ich versuchte noch immer, über mein Schuldbewusstsein hinwegzukommen. Scheiße, ich war so tief gesunken, dass ich den Gefrierschrank angestellt hatte. Wie hatte ich ihr das antun können? Vielleicht besaß ich kein normales Anstandsgefühl wie andere Menschen. Würde ich mein Leben lang ein Außenseiter ohne Gefühl und Moral bleiben müssen?
    Sarah übte weiter Selbstkritik; sie schien jetzt mit sich selbst zu reden. »Zu Anfang hätte ich noch was daran ändern können, aber nein, ich wollte den Erfolg ganz allein beanspruchen können. Jetzt tut’s mir Leid, verdammt Leid. Scheiße, was hab ich getan, Nick?«
    Sie umklammerte mich noch fester, drängte sich Halt suchend an mich. Ich umarmte sie unbeholfen, während sie verzweifelt weiterschluchzte. Ich hätte sie gern getröstet, aber ich fand nicht die richtigen Worte. Mir fehlte einfach die Übung.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Sarah«, flüsterte ich.
    »Umarm mich einfach, Nick, halt mich ganz fest.«
    Ich schloss meine Arme noch enger um sie. Das war ein eigenartig schönes Gefühl. So standen wir minutenlang da, bis ihr Schluchzen allmählich verstummte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie überhaupt noch im Stande sein sollte, weitere Tränen zu weinen.
    Sie wischte ihr Gesicht an meinem Hemd ab. Ich versuchte ihr Kinn hochzuheben, aber sie hielt es hartnäckig gesenkt. »Sorry, Nick, nicht jetzt ....« Sie löste sich aus meiner Umarmung, trat einen Schritt zurück und wischte ihr Gesicht mit den Handflächen trocken. Ihr Schluchzen war zu einem Schniefen geworden, das in dem Maß schwächer wurde, in dem sie ihre Fassung zurückgewann.
    »Sarah, für wann ist der Anschlag geplant?« Sie sah atemlos auf. »Für morgen im Weißen Haus.«
    »Wie? Was planen die Attentäter?« Das musste ich wissen, bevor ich London anrief, denn es war meine Rechtfertigung dafür, dass ich Sarah am Leben ließ. Sie saß in der Scheiße, darüber war ich mir im Klaren, aber ich würde ebenfalls darin sitzen, wenn ich ihr half und mir nicht schon jetzt überzeugende Argumente für die Untersuchung beschaffte, die unweigerlich folgen würde. Sie schniefte laut. »Auf dem Rasen des Weißen Hauses findet ein Fototermin mit Clinton, Arafat und Netanjahu statt. Die drei geben eine Pressekonferenz; danach folgt eine Zeremonie mit weißen Tauben und Kindern, die Friedenslieder singen - eben der übliche Scheiß für die Kameras. Mehr weiß ich nicht. Die beiden Kerle, die gestern aus Washington kommen sollten, hätten letzte Anweisungen mitgebracht. Das Team arbeitet genau wie wir: Details erfährt man erst in letzter Minute. Wir haben nur gewusst, dass wir bereits als Fernsehteam fürs Weiße Haus akkreditiert waren.«
    »Deshalb hat der alte Knabe also den Anzug mitgebracht?«
    Sie nickte. »Wir sollten uns unauffällig unter die Reporter mischen. Scheiße, Nick, wieso hab ich nur geglaubt, ich könnte das allein durchziehen?«
    Meine erste Reaktion war, das Ganze erinnere eher an eine Szene aus einem zweitklassigen Film als an einen ernsthaften Plan. »Das würde nicht funktionieren; sie würden dort nie mehr rauskommen.«
    Sarah hatte plötzlich wieder Tränen in den Augen. »Nick, das ist diesen Leuten egal! Ihr Leben ist ihnen nicht wichtig. Du weißt doch, wer hinter ihnen steht, wer sie anstachelt. Bin Laden hatte sich das Ziel gesetzt, Afghanistan von den Russen zu befreien - und jetzt verfolgt er ebenso fanatisch das Ziel, die Amerikaner aus Saudi-Arabien zu vertreiben. Er finanziert
    und inspiriert diese Leute: Syrer, Palästinenser, sogar
    Amerikaner. Der Tod hat für sie keine Schrecken, das weißt du.«
    Ich nickte langsam. »Kann man den Feind nicht angreifen, greift man einen Freund des Feindes an. So demonstriert man der Welt, dass selbst die Supermacht Amerika nicht in der Lage ist, jemanden vor der Rache Allahs zu schützen - nicht einmal in ihrer eigenen Hauptstadt.« Während ich das sagte, wurde mir klar, was für ein hirnverbrannter Idiot ich gewesen war, weil ich mich nur auf meinen Auftrag konzentriert hatte, statt darüber nachzudenken, was hinter dieser ganzen Sache steckte. »Scheiße, Sarah, das musst du mir genauer erklären - das mit den

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