Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Unternehmen noch abblasen konnten?
Während das Kaffeewasser heiß wurde, bückte ich mich, um den Gefrierschrank abzustellen, und tat es dann doch nicht. Die Lage hatte sich verändert, aber dieses Ausschalten hätte Sarah bewiesen, dass sie richtig vermutet hatte. Ich ließ ihn weiterlaufen.
Ich ging um die Frühstückstheke herum zum Sofa hinüber. Was zum Teufel sollte ich in dieser verfahrenen Situation unternehmen? Anfangs hatte ich daran gedacht, Josh einzuweihen und ihn schwören zu lassen, keinem Menschen davon zu erzählen, aber das würde nicht funktionieren. Selbst wenn ihm die Politprominenz so scheißegal war wie mir, würde er sich Sorgen wegen der Kinder machen. Und dann saß er in derselben Klemme wie ich. Einige würden Kinder von Freunden oder Kinder von deren Freunden sein. So würde bald halb Washington davon wissen.
Sarah kam aus dem Bad. Obwohl sie sich das Gesicht gewaschen hatte, waren ihre Augen noch immer gerötet. Sie sah Dampf aus dem Wasserkessel aufsteigen und ging an mir vorbei, um den Kaffee aufzugießen. Ich sah auf meine Uhr.
Diesmal meldete sich eine andere Frauenstimme. »O ja, sie ist schon unterwegs, sie müsste jeden Augenblick kommen.«
»Danke.« Ich klemmte das Telefon zwischen Kinn und Schulter ein, weil ich damit rechnete, länger warten zu müssen, aber Sekunden später hörte ich Kelly sagen: »Hi! Warum rufst du schon wieder an, was ist los?«
Ich überlegte, ob ich versuchen sollte, den Eindruck zu erwecken, ich spräche mit einer Erwachsenen, aber das wäre zu mühsam gewesen: »Nichts, ich wollte nur kontrollieren, ob du dir die Zähne geputzt hast.« Darüber musste sie lachen. »Hast du dein Adressbuch dabei?«
»Natürlich.«
»Okay, ich brauche Joshs Telefonnummer, weil ich gleich zum Flughafen muss. Stell dir vor, ich fliege nach Washington und komme dort vielleicht mit ihm zusammen.«
»Cool.«
»Klar, aber ich brauche seine Telefonnummer und hab sie leider zu Hause vergessen.«
»Oh, okay.« Ich hörte sie in ihrem Spice-Girls-Adressbuch blättern. »Augenblick .«
Kelly nannte mir die Nummer, und ich kratzte sie auf den Umschlag des Telefonbuchs, bevor ich sie in den Speicher des Mobiltelefons eintippte.
»Nick, warum fliegst du nach Amerika?«
»Ich fliege mit einer Freundin hin. Sie heißt Sarah.«
Ich sah zu ihr hinüber. Sie starrte mich fragend an und versuchte herauszubekommen, mit wem ich redete. Sie wusste bestimmt, dass ich mit einem Kind telefonierte. Das ließ sich kaum verheimlichen.
»Meine Freundin Sarah hat in Washington zu tun, und ich begleite sie«, erklärte ich Kelly. »Hey, willst du mal mit ihr reden?«
»Okay«, sagte sie mit leichtem Widerstreben in der Stimme. Wahrscheinlich spürte sie, dass die Dinge kompliziert zu werden begannen. Ich wollte ihr nicht erzählen, wie kompliziert sie bereits waren. Sarah kam mit zwei dampfenden
Kaffeebechern zum Sofa herüber.
Ich übergab ihr das Telefon. »Sarah, das hier ist Kelly. Sie möchte Hallo sagen.«
Sarah fixierte mich, während sie sprach. »Hallo?« Nach kurzer Pause fügte sie hinzu: »Ja, das stimmt ... Sarah.«
Ich beobachtete sie weiter und hoffte, das Richtige getan zu haben. Vielleicht würde es sich irgendwann später auszahlen. Sarah sprach weiter: »Ja, ich fliege nach Washington ... Was ich bin? Ich bin Rechtsanwältin . Ja, ich muss drüben arbeiten, nur ein paar Tage, und Nick begleitet mich.« Sie wurde offenbar einem strengen Verhör unterzogen. »Oh, schon ewig lange, aber wir haben uns seit Jahren nicht mehr gesehen . Ja, okay, ich gebe ihn dir wieder. War nett, mit dir zu reden, Kelly, bye.«
»Rufst du mich trotzdem nächste Woche an?«, wollte Kelly wissen.
»Ehrenwort. Sei unbesorgt, dieser Anruf ist nicht als Ersatz für den von nächster Woche gedacht. Wir sehen uns bald, kein Problem.« Ich wollte mich eben wie üblich verabschieden, aber dann fiel mir etwas ein. Dieser Anruf war anders als sonst. Scheiße, vielleicht war dies das letzte Mal, dass wir miteinander sprachen. »Hey, Kelly.«
»Was?«
»Ich liebe dich.«
Sie schien sich darüber zu wundern, dass ich das als Erster sagte, aber ihre Stimme klang glücklich, als sie antwortete: »Ich liebe dich auch!«
»Bye.« Ich nahm langsam das Telefon vom Ohr, schaltete es aus und war mir in diesem Augenblick nicht ganz sicher, ob es richtig gewesen war, Sarah mit Kelly reden zu lassen.
»Wie alt ist sie?«
»Letzte Woche neun geworden.«
»Das hast du gut geheim gehalten, was?«
»Sie
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