Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
sinken und sah nochmals auf die Uhr, als sie an mir vorbeiging.
Der Türknopf wurde gedreht, und die Tür öffnete sich. Ich versuchte zu schreien, brachte aber nicht viel heraus. Der einzige Ton war ein heiseres Krächzen. »Fuck you!«, stieß ich mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor. Sarah blickte mit ausdrucksloser Miene auf mich herab.
Nun folgte eine Pause, während sie kontrollierte, ob die Luft rein war; dann wurde die Tür leise geschlossen.
Sie war fort.
Die Schmerzen wurden stärker. Ich sah mich verzweifelt nach einem Alarmknopf oder einem Telefon um, aber mein Sehvermögen verschlechterte sich immer mehr, und ich sah alles nur noch verschwommen. Zwei weitere Attentäter?
Unsinn, sie war die ganze Zeit die einzige Attentäterin gewesen. Wie zum Teufel hatte mir das entgehen können?
Hier zu einer Kugel zusammengerollt auf dem Linoleumboden zu liegen, konnte weder mir noch den VIPs nützen. Ich musste irgendwas unternehmen, selbst wenn ich damit keinen Erfolg hatte. Wenn ich dann starb, würde ich wenigstens die Gewissheit haben, mein Bestes versucht zu haben, um mein Versagen wettzumachen.
Vor meinen Augen verschwamm alles immer mehr. Ich atmete hechelnd, und meine Bauchmuskeln schienen sich von selbst krampfhaft anzuspannen. Ich tastete mit der rechten Hand meinen Bauch ab, entdeckte eine Einschusswunde von der Größe eines Quarters und verstopfte sie mit meinem Daumen. Wenigstens brauchte ich mir keine Sorgen wegen einer Austrittswunde zu machen: Die chinesische Pistole mit Schalldämpfer verschoss Munition mit geringer Durchschlagskraft. Die Kugel würde noch irgendwo in meinem Körper stecken.
Ich schleppte mich zur Tür - durch eine Lache aus Davys Blut, die sich langsam über den Fußboden ausbreitete - und wollte mich eben hochziehen, um sie zu öffnen, als sie aufflog und gegen meinen Schädel knallte. Während ich wieder Sterne vor den Augen sah und mich vor Schmerzen erneut zusammenrollte, bekam ich gerade noch mit, dass mein Körper verhinderte, dass die Tür ganz geöffnet wurde.
Aber jemand wollte mit Gewalt herein. Als man Widerstand spürte, warf man sich mit dem ganzen Gewicht gegen die Tür und stieß sie gewaltsam auf. Ich wurde zur Seite geschoben, bis man hereinkonnte.
Sarah war zurückgekommen. Sie sagte kein Wort, schloss nur die Tür hinter sich. Dann packte sie mich an den Füßen, wobei sie darauf achtete, kein Blut auf ihren Hosenanzug zu bekommen, fing an, mich auf dem Bauch liegend quer durch den Raum zu schleifen, und ächzte dabei vor Anstrengung.
Ich hatte das Gefühl, in meinem Magen brenne eine Leuchtkugel ab. Während ich mich bemühte, meine Bauchmuskeln angespannt zu halten, konnte ich außer der dunklen Blutspur, die mein Körper zurückgelassen hatte, nichts sehen.
Nach vier oder fünf Schritten ließ Sarah meine Beine zu Boden fallen. Ich rollte mich stöhnend erneut zusammen, um die Schmerzen leichter ertragen zu können, während sie mit ihrer Pistole auf die Tür zielte.
Sie wurde geöffnet. Josh hatte gute Nachrichten für uns. »Hey, Leute, es sieht so aus, als könnten wir ...«
Ich versuchte, einen Warnruf auszustoßen, aber ich brachte keinen Ton heraus. Sein Gesichtsausdruck verriet Schock und fassungsloses Staunen, das seine Augen hinter den Brillengläsern noch größer erscheinen ließ. Sarah stand in perfekter Schusshaltung vor Josh und zielte gelassen auf seine Körpermitte. Wer so bedroht wird, braucht einige Zeit, um diese Erkenntnis zu verarbeiten - vor allem, wenn sie unerwartet kommt -, aber Josh stellte sich rasch auf die neue Situation ein.
Sarahs Stimme klang weiterhin cool, sehr beherrscht. »Machen Sie die Tür zu, Josh.«
Sein Blick fuhr zwischen uns beiden hin und her, streifte Davys leblosen Körper, begutachtete meinen Zustand und fixierte zuletzt wieder die Pistole. Bestimmt überlegte er angestrengt, wie zum Teufel sie es geschafft hatte, diese Waffe
hier einzuschmuggeln.
»Machen Sie die Tür zu, Josh.«
Falls Josh Angst hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Er nahm sämtliche Informationen auf, ohne ein Wort zu sagen, schloss die Tür hinter sich und blieb dann unbeweglich stehen, wobei er darauf achtete, dass Sarah seine Hände sah.
»Sie drehen sich jetzt um und legen Ihre Hände auf den Kopf«, sagte sie.
Er wusste, was das bedeutete. Kehrt man jemandem, der einen mit einer Pistole bedroht, den Rücken zu, kann man nicht mehr beurteilen, was um einen herum vorgeht.
»Jetzt treten Sie aus dem Blut heraus und
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