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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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der Großmarkthalle tranken ihre Pints und standen dabei Schulter an Schulter mit Börsenmaklern und ihrem Flaschenbier. Während ich dastand, mir das freie Ohr mit einem Finger zuhielt und den Wählton zu hören versuchte, hatte ich ein Regal mit mehreren Reihen Werbebroschüren vor mir, die alle verkündeten, wie großartig der Londoner Tower war. Sie schienen anklagend mit dem Finger auf den schurkischen Meuterer zu zeigen, der vielleicht versuchen würde, heimlich von Bord zu gehen.
    Ich warf einige Münzen ein, wählte die Nummer und steckte meinen Finger wieder ins andere Ohr, um Oasis in der Musicbox auszublenden. Sofort nach dem ersten Klingeln sagte eine sehr energische, effiziente Frauenstimme: »Hallo?«
    »Hier ist Nick. Ich rufe auf Anforderung an.«
    »Wo sind Sie?«
    Sie wusste genau, wo ich war. Jeder Anruf bei der Firma wird auf einem digitalen Display angezeigt. Diese Leute verwenden ebenso viel Mühe darauf, sich gegenseitig zu bespitzeln, wie sie darauf verwenden, den Feind auszuspionieren. Es wäre zwecklos gewesen, am Telefon zu behaupten: »Ich bin in Glasgow und kann leider nicht weg«, denn ihr Display hätte ihr trotzdem angezeigt, dass ich von einem Münztelefon in Southwark anrief.
    »London«, sagte ich.
    »Augenblick, bitte.«
    Sie drückte auf den Knopf, der mich in die Warteschleife schickte. Zwei Minuten später meldete sie sich wieder. »Sie werden heute um fünfzehn Uhr dreißig in Gatwick gebraucht.«
    Mein Herz verkrampfte sich, aber ich wusste bereits, dass ich pünktlich dort sein würde. »Für wie lange?« An sich spielte das keine Rolle, aber ich dachte voraus und überlegte mir schon, welche Ausreden ich bei einem vor kurzem neun Jahre alt gewordenen kleinen Mädchen vorbringen würde.
    »Diese Information habe ich nicht«, erklärte sie mir.
    Nachdem sie mir die Details des Treffs mitgeteilt hatte, hängte ich den Hörer ein und rechnete damit, die nicht verbrauchten Münzen zurückzubekommen, aber das erwartete Klappern blieb aus. Das Münztelefon im Pub war einer dieser privaten Apparate, mit dem sie einem abknöpfen können, was sie wollen. Für ein Pfund hatte ich nicht mal vier Minuten lang telefoniert.
    Ich verließ den Pub und machte einen Bogen um die Gäste im Freien, die jetzt mit der Sonne näher an die Golden Hind herangerückt waren. Unterwegs zerbrach ich mir den Kopf darüber, was ich sagen würde. Nicht zu Josh - da würde es kein Problem geben -, sondern zu Kelly.
    Ich sah, dass Josh zu mir herübersah. Bis zur Gangplanke waren es nur zwanzig bis dreißig Meter, und ich erwiderte seinen Blick und schüttelte langsam den Kopf, um schon einmal anzudeuten, was sich ereignet hatte. Josh wusste genau, was passiert war; er kannte diese Dinge aus eigener Erfahrung.
    Ich ging die Gangplanke hinauf, war mir ziemlich sicher, dass ich in der Scheiße sitzen würde, und wirkte vermutlich schon entsprechend schuldbewusst. Seit Kelly mit nach England gekommen war, wäre dies unsere erste längere gemeinsame Freizeit gewesen; ich kam mir vor wie ein jung Verheirateter, der seine Hochzeitsreise abbricht, um möglichst schnell wieder ins Büro zu kommen.
    Als ich das Oberdeck erreichte, räumte Kelly unter Anleitung des Bootsmanns mit einigen anderen Kindern das Geschirr ab. Ein paar schreckliche Sekunden lang erinnerte ich mich an die Szene in ihrem Elternhaus, wo sie für ihre Mutter den Tisch gedeckt hatte, kurz bevor ihre gesamte Familie ermordet worden war. Das machte mich noch schuldbewusster, aber ich sagte mir, dass wir beide darüber hinwegkommen würden. Sie würde enttäuscht sein, aber ich konnte alles wieder gutmachen, wenn ich zurückkam. Außerdem hatte sie Josh und die Kinder gesehen, und wir hatten uns gemeinsam herrlich amüsiert. Sie würde bestimmt Verständnis für meine Lage haben. Außerdem konnte sie jetzt ihre Großeltern besuchen.
    Josh wusste, was kommen würde. »Jo!« Er beugte sich zu seinen Kindern hinunter, die auf Anweisungen warteten, und klatschte in die Hände. »Okay, Kids, wir wollen dem Bootsmann die Teller zurückbringen.« Er ging mit gutem Beispiel voran und schleppte seine drei Kinder auf diese Weise weg.
    »Kelly?« sagte ich.
    »Hmmm?« Sie sah nicht auf, sondern tat weiter so, als sei sie sehr damit beschäftigt, Teller einzusammeln. Sie dachte nicht daran, es mir zu erleichtern, ihr die schlechte Nachricht beizubringen.
    »Das am Telefon ist mein Boss gewesen. Er will, dass ich für ihn verreise.«
    Sie sah mich noch immer

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