Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
Ich dachte an Jimmy, der nun fast ein halbes Jahrhundert mit ihr verheiratet war, und ihren Sohn Kevin. Kein Wunder, dass er bei erster Gelegenheit nach Amerika gegangen war.
    Ich versuchte mit einem Lachen darüber hinwegzugehen; um Kellys willen durfte ich nicht auf diese emotionale Erpressung reagieren.
    »Hör zu, Carmen, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Ich muss ganz plötzlich verreisen. Könntet ihr Kelly zu euch nehmen und am Montagmorgen im Internat abliefern? Ich wollte sie ein paar Tage aus der Schule nehmen, um ihr London zu zeigen, aber das hat sich jetzt leider zerschlagen.«
    Ich merkte, dass Carmen die Vorstellung, Kelly würde zu ihnen kommen, aufregend fand, aber sie konnte nicht gleich klein beigeben. »Natürlich. Wann bringst du sie her?«
    »Das ist eben das Problem. Ich habe nicht genug Zeit, um
    Kelly zu euch zu bringen. Könnten wir uns in Gatwick treffen?«
    Ich wusste, dass wir das konnten. Wahrscheinlich schickte sie Jimmy bereits mit einer ungeduldigen Handbewegung fort, damit er einen elf Jahre alten Rover, der wie neu aussah, aus der Garage holte. Durch die neue Tür, die er selbst eingesetzt hatte, konnte er aus dem Bungalow direkt in die Garage hinübergehen; darauf war er sehr stolz. Ich sah ihn vor mir, wie er noch einmal rasch mit einem Staubtuch über die Motorhaube wischte.
    »Oh . du kannst nicht herkommen? Das würde heißen, dass wir erst spät zurückkämen.«
    Die beiden wohnten nur eine Autostunde von Gatwick entfernt, aber Carmen ließ niemals eine Gelegenheit aus, mich zu ärgern.
    »Tut mir Leid, ich kann wirklich nicht. Ich bin ziemlich in Eile, weißt du.«
    »Aber wo würden wir uns treffen?« In ihrer Stimme schwang Panik mit, als sie sich vorstellte, eine so schwierige Aufgabe lösen zu müssen; gleichzeitig klang ihre Stimme verärgert, weil ihr auf die Minute genau festgelegter Tagesplan umgestoßen werden würde. Es musste verdammt aufregend gewesen sein, als Mr. und Mrs. Browns kleiner Junge aufzuwachsen.
    Ich hatte von Anfang an gespürt, dass die beiden - oder vielmehr Carmen - mich nicht mochten. Vielleicht machten sie mich für den Tod ihres Sohnes verantwortlich; klar war jedenfalls, dass sie sich darüber ärgerten, dass ich zum Vormund ihrer Enkelin bestellt worden war, obwohl sie genau wussten, dass sie zu alt waren, um sich noch vernünftig um sie kümmern zu können. Aber zum Glück würden die beiden es nicht mehr lange machen. Mir tat nur Kelly Leid, die damit auch ihre Großeltern verlieren würde; sie brauchte Menschen, die ihr Halt geben konnten, selbst wenn sie so stinklangweilig wie die Browns waren.
    Als ich mich wieder ans Steuer setzte, gab Kelly vor, in eine weitere Broschüre vertieft zu sein, und begrüßte mich - ohne den Kopf zu heben - mit einem Seufzer, der einer Märtyrerin würdig gewesen wäre. Ich würde ihr demnächst den Kopf zurechtrücken müssen, bevor sie ihrer bösartigen Großmutter immer ähnlicher wurde.
    Ich bemühte mich um einen lockeren Tonfall. »Die beiden sind ganz aufgeregt, weil du schon heute statt erst am Wochenende zu ihnen kommst. Sie können es kaum erwarten, dich zu sehen und sich erzählen zu lassen, wie’s auf dem Schiff gewesen ist.«
    »Okay. Heißt das, dass ich wie die anderen am Montag wieder in die Schule muss?«
    »Ja, aber bis dahin wirst du dich bei Granny und Grandpa prächtig amüsieren.«
    Kelly teilte meinen Optimismus nicht, aber sie war einsichtig genug, um zu wissen, dass ihre Großeltern, so langweilig sie auch waren, sie von Herzen liebten. Das war der einzige Grund, weshalb ich mich mit ihnen abgab.
    Ich ordnete mich wieder in den Verkehr ein, fuhr in Richtung Blackwell-Tunnel weiter und dachte unterwegs an den bevorstehenden Treff. Kelly schwieg weiter bedrückt und verbissen, und ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte, sie wieder zum Reden zu bringen.
    Schließlich sagte ich: »Ich rufe dich nächste Woche mal
    während der Mittagspause in der Schule an. Okay?«
    Das munterte sie etwas auf. »Wirklich? Du rufst mich an?«
    »Klar doch. Ich weiß nicht, an welchem Tag ich kann, aber ich rufe bestimmt an.«
    Kelly musterte mich prüfend und zog vorwurfsvoll die Augenbrauen hoch. »Ist das wieder eines deiner üblichen Versprechen?«
    Ich nickte lächelnd. Ich wusste, dass es riskant war, ihr noch etwas zu versprechen, weil meine Versprechen in letzter Zeit die Eigenart hatten, nicht in Erfüllung zu gehen. Ich hatte keine Ahnung, wohin man mich schicken würde, und war

Weitere Kostenlose Bücher