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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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meisten hätten lieben sollen.
    »Ich muss jetzt gehen«, flüsterte ich ihr ins Ohr.
    Als ich mich aufrichtete, zeigte Carmens Nicken mir, dass ich ihrer Ansicht nach schon vor fünf Minuten hätte gehen sollen. »Du lässt also von dir hören?«, fragte sie in ihrem speziellen Tonfall, der deutlich erkennen ließ, dass sie nicht traurig gewesen wäre, wenn ich mich nie mehr gemeldet hätte.
    »Natürlich tut er das, Granny«, sagte Kelly rasch. »Was Nick verspricht, hält er auch.« Das war vielleicht gelogen, aber sie hatte ein gutes Gespür dafür, wann sie zu mir halten musste.
    Ich grinste. »Man tut, was man kann. Also, bis bald!«
    Jimmy lächelte schwach. Ich konnte nicht beurteilen, ob er glücklich war oder nur Blähungen hatte. Ich wusste gar nicht mehr, wann ich ihn zum letzten Mal reden gehört hatte.
    Carmen versuchte, Kelly von mir abzulenken. »Oh, das ist nett, du hast eine neue Platte, ja?«, sagte sie. »Von wem ist die?«
    »All Saints.«
    »Ah, die sind toll, nicht wahr? Am liebsten mag ich die Rothaarige mit dem Union-Jack-Kleid.«
    »Das sind die Spice Girls.«
    »Ach, tatsächlich?« Carmen funkelte mich an, als sei das meine Schuld, und ging dann auf Jimmy los. »Grandad mag sie alle nicht; er hält nichts von der ganzen Piercingmasche.«
    Kelly sah zu mir hinüber und verdrehte die Augen. Als gelinde Verzweiflung in ihren Blick trat, machte ich auf dem Absatz kehrt und ging davon.

Ich tat so, als ginge ich zu meinem Wagen zurück, aber in Wirklichkeit bestieg ich den Shuttle-Zug, der mich zum South Terminal brachte. Unterwegs dachte ich wieder an unsere geplatzte Tour durch London und wie Kelly jetzt zu Mute sein musste. Ich beschloss, die zweiminütige Zugfahrt dafür zu nutzen, mit meinem Gewissen ins Reine zu kommen, und dann die Arbeitskassette einzuschieben, sobald ich aus dem Zug stieg.
    Im Shuttle-Zug zwischen den Terminals drängten sich die üblichen Verdächtigen: junge Paare in gleichen Fußballtrikots, er mit einer Sporttasche mit dem Emblem eines der großen Klubs, sie mit Heften des Magazins Hello! und Kreuzworträtselheften; dazwischen abgehetzt wirkende Geschäftsleute in Anzügen und mit Aktenkoffern und Laptops.
    Im South Terminal folgte ich den Hinweisschildern zu den Parkgeschossen für Kurzzeitparker und fuhr mit dem Aufzug zur obersten Ebene hinauf. Ich befand mich jetzt wieder im Arbeitsmodus; alle anderen Überlegungen waren vorläufig zurückgestellt.
    Die Parkfläche auf dem Dach des Gebäudes war zu etwa drei Vierteln besetzt. Der ohrenbetäubende Lärm startender Flugzeuge übertönte alle sonstigen Geräusche von fahrenden Autos und scheppernden Gepäckkarren. Ich kniff die Augen zusammen, weil das Sonnenlicht blendete, und ging langsam die Reihen geparkter Wagen entlang.
    Ziemlich genau in der Mitte der Parkfläche sah ich zwischen mehreren anderen Vans das Fahrzeug stehen, das mir beschrieben worden war: einen dunkelblauen Toyota Previa mit getönten Scheiben. Vielleicht hatte die Firma doch Verwendung für einen der aus Syrien mitgebrachten Wagen gefunden; schließlich würde Hertz unsere Previas längst abgeschrieben haben. Ich ging zwischen parkenden Fahrzeugen durch, um auf die nächste Fahrspur zu gelangen, und näherte mich dem Van von hinten.
    Seit dem Regierungswechsel im Jahr 1997 schienen alle Behörden plötzlich Vans einzusetzen. Ich weiß nicht, ob es dafür eine Anordnung gab oder ob sie in Mode gekommen waren, weil Tony Blair einen fuhr, aber sie stellten jedenfalls eine deutliche Verbesserung dar - reichlich Platz für eine Besprechung, ohne dass man zusammengekrümmt auf dem Rücksitz einer Limousine hocken musste. Außerdem waren sie leicht zu finden, wenn man es eilig hatte.
    Als ich näher herankam, sah ich am Steuer des Vans einen Fahrer sitzen. Er füllte den rechten Vordersitz aus, las den Evening Standard und schien sich in Anzug und Krawatte unwohl zu fühlen. Alle Fenster des Wagens waren geschlossen. Sein Quadratschädel mit dem Bürstenhaarschnitt sah aus, als gehörte er eher in den Turm eines Panzers.
    Ich schlenderte von hinten an den Van heran und kontrollierte dabei das Kennzeichen. Ich hatte es mir nicht ganz gemerkt, aber ich wusste, dass es ein P enthalten würde. Wonach ich wirklich Ausschau hielt, war das angekündigte besondere Kennzeichen, das ich links unten am Heck über dem Schriftzug Toyota entdeckte: eine kleine verchromte
    Fischsilhouette, das Warenzeichen überzeugter Christen. Dies war der Van, den ich suchte.

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