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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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falls sie einen hat.«
    »Sagen Sie’s mir einfach, wenn Sie die Magnetkarte abholen wollen.« Wayne lächelte strahlend.
    Ich musste noch etwas mit ihm besprechen. Dazu beugte ich mich nach vorn, als wollte ich ihn in ein Geheimnis einweihen. »Sollte Sarah zurückkommen, sagen Sie ihr bitte nicht, dass ich da bin. Ich möchte sie überraschen.«
    Er nickte mit dem wissenden Blick eines Mannes von Welt. »Kein Problem. Oder noch besser - ich rufe Sie übers Haustelefon an, falls ich sie sehe.«
    Metal Mickey und ich fuhren mit dem Lift in den sechsten Stock hinauf. Als die Tür sich öffnete, lag vor uns ein Korridor, der ebenso luxuriös wie das Foyer im Erdgeschoss war. Auch hier dunkelblaue Wände und dezente indirekte Beleuchtung. Auf dem hochflorigen, taubengrauen Teppich waren Staubsaugerspuren zu erkennen.
    Als wir den Korridor entlanggingen, hielt Metal Mickey zur Abwechslung die Klappe, weil er damit beschäftigt war, irgendwelche Schlüssel zu sortieren. Er blieb vor der Tür von
    Apartment 612 stehen. »So, da wären wir.« Nachdem er umständlich die beiden Sicherheitsschlösser aufgesperrt hatte, stieß er die Tür auf und ließ mir den Vortritt.
    Ich trat ein, blieb stehen und blockierte so die Tür, die direkt in den Wohnraum führte. Er verstand, was das bedeutete, und hielt mir die Wohnungsschlüssel hin. »Soll ich bleiben und Ihnen einen Kaffee machen? Oder brauchen Sie noch irgendwas?«
    »Wir müssen uns noch über Verschiedenes unterhalten - was meine Arbeit betrifft, wissen Sie«, sagte ich. »Aber das hat Zeit bis später. Vorläufig brauche ich nichts, Kumpel, aber trotzdem vielen Dank für Ihre Mühe. Ich brauche ein bisschen Zeit, um erst mal alles auf die Reihe zu kriegen. Das hier ist mein erster Auftrag dieser Art, und ich möchte gute Arbeit leisten.«
    Er nickte, als wisse er, wovon ich redete, was nur gut war, weil ich das keineswegs wusste; ich hatte einfach gesagt, was mir in den Sinn kam. Ich hatte nichts gegen ihn persönlich; ich wollte ihn nur nicht um mich haben.
    Er hielt mir seine Karte hin. »Meine private Telefonnummer und mein Piepser.«
    Ich nahm sie ihm aus den Fingern. »Danke. Ich werde versuchen, Sie nicht mitten in der Nacht zu stören. Dafür sehe ich auch keinen Grund. Bestimmt hat alles Zeit bis Montag.«
    Es macht sich immer bezahlt, nett zu Leuten zu sein, denn man weiß nie, wann man sie brauchen wird. Und außerdem war Metal Mickey harmlos. Als er auf dem Rückweg zum Aufzug war, streckte ich meinen Kopf aus der Wohnungstür und rief ihm nach: »Vielen Dank, Michael!«
    Er winkte nonchalant ab. »Byee«, sagte er. »Und rufen Sie
    einfach an, falls Sie was brauchen.«
    Ich schloss die Tür und blieb an sie gelehnt stehen, während ich Metal Mickeys Nummern in meinen 3 C eintippte, weil Karten immer verloren gehen. Als ich damit fertig war, sah ich mich um, ohne auf bestimmte Dinge zu achten, um erst ein Gefühl für die Atmosphäre dieser Wohnung zu bekommen, statt blindlings reinzustürmen und nichts wahrzunehmen. Ich wusste, dass ich keine unter der Tür durchgeschobenen Briefe vorfinden würde, weil alle Mieter Postfächer hatten. Und ich wusste auch, dass ich nichts Greifbares wie ein vergessenes Notizbuch mit ihrem genau ausgearbeiteten Aktionsplan finden würde, aber wer überhastet vorgeht, kann sich auf Unwichtiges stürzen und dabei Wichtiges übersehen.
    Ich schloss die Tür hinter mir ab, damit niemand hereinkommen konnte, aber diese instinktive Vorsichtsmaßnahme war eigentlich überflüssig. Ich wollte, dass Sarah hier aufkreuzte; das hätte mir die Arbeit sehr erleichtert, und wenn Wayne die Augen offen hielt, würde ich rechtzeitig gewarnt werden.
    Dann kam mir ein merkwürdiger Gedanke. Ich hatte Sarah schon oft in Hotelzimmern gesehen, aber nun würde ich erstmals sehen, wo und wie sie wirklich lebte. Ich kam mir wie ein Voyeur vor - als beobachtete ich sie durchs Schlüsselloch ihrer Schlafzimmertür beim Ausziehen.
    Eigentlich hatte ich nur eine geräumige Zweizimmerwohnung vor mir, die unverkennbar mit dem »Unterkunfts-Set« möbliert war, der Diplomaten zur Verfügung gestellt wurde. Teure, luxuriöse Designermöbel, aber nicht allzu viele Einzelstücke - eine Ausstattung, die im Sprachgebrauch des Außenministeriums vermutlich als »minimalistisch« bezeichnet wurde, weil das modern klang. Den Rest, für den ein Festbetrag zur Verfügung stand, kaufte man sich selbst. Dazu war Sarah offensichtlich noch nicht gekommen.
    Der Teppichboden

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