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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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war vermutlich Jonathan - allerdings noch in glücklicheren Zeiten.
    Sarah sah etwas älter aus als bei unserem Einsatz in Syrien; ihr dunkelbraunes glattes Haar hatte drei Jahre Zeit gehabt, wieder zu wachsen, und sie trug es jetzt schulterlang und mit Stirnfransen über ihren großen dunklen Augen. Sie war so schlank wie früher und sah noch immer fantastisch aus, als sie mich auf diesem Foto mit ihrem strahlenden, fast kindlichen Lächeln anzusehen schien. Ich merkte, dass ich ihren Begleiter anstarrte und mir wünschte, ich stünde an seiner Stelle, bevor ich das Foto wieder in den Karton fallen ließ. Ich nahm ihn mit ins Schlafzimmer und ließ mich aufs Bett fallen. Es roch nach frischer Bettwäsche.
    In diesen beiden ersten Monaten waren wir von Pakistan aus immer wieder in Afghanistan gewesen - leider erfolglos. Die Mudschaheddin hatten es trotz ihrer Stammesfehden geschafft, eine Großoffensive zu beginnen, und erzielten damit beachtliche Erfolge gegen die Russen. Im Augenblick hatte niemand Zeit für Verhandlungen mit uns, deshalb zogen wir uns vorläufig zurück, machten Urlaub und warteten die weitere Entwicklung ab. Wir konnten nur hoffen, dass eine unternehmerisch veranlagte Rebellengruppe einen Hubschrauberplatz angreifen und uns ein paar Mi-24 besorgen würde.
    Sarah und ich hätten wie die drei anderen in England Urlaub machen können, aber sie wollte zum Trekking nach Nepal, und ich kannte das Land von früher recht gut. Wir ergänzten uns hervorragend: Sie zeigte mir die historischen und
    buddhistischen Sehenswürdigkeiten, und ich zeigte ihr die Bars und Nachtlokale, in denen ich als junger Infanterist bei den Gurkhas, zu denen ich im Rahmen eines Austauschprogramms abkommandiert worden war, mein Geld gelassen hatte. Das war für beide sehr lehrreich.
    In der ersten Woche, die wir in Katmandu verbrachten, bevor wir zu unserer einwöchigen Trekkingtour nach Pokhara flogen, passierte es dann. Sarah hatte angefangen, sich über meinen Akzent lustig zu machen: Ich nannte es Hackney ‘ackney, und sie nannte es Hackerney. Als wir von einem Tagesausflug zurückkamen und beide nach unseren in den Socken versteckten Magnetkarten angelten, beugte sie sich zu mir hinüber und flüsterte: »Was ist, Schätzchen, willst du ficken, oder was?«
    Als wir drei Wochen später mit dem Rest des Teams wieder in Pakistan waren, spielten wir nicht länger ein Paar, sondern waren es wirklich. Ich träumte sogar davon, wir könnten nach diesem Auftrag zusammenbleiben. Ich war seit vier Jahren verheiratet, und unsere Ehe war nie besonders glücklich gewesen. Jetzt war ich erst recht unglücklich. Mit Sarah konnte ich reden, von ihr konnte ich Dinge lernen, die mir bislang unbekannt gewesen waren. Bis dahin hatte ich Cosi fan tutte für eine italienische Eissorte gehalten. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben richtig verliebt. Und noch besser: Ich glaubte zu spüren, dass Sarah meine Gefühle erwiderte. Allerdings hatte ich nicht den Mut, sie danach zu fragen; meine Angst vor einer Zurückweisung war zu groß.
    Nach unserem Einsatz in Afghanistan flogen wir von Delhi aus zurück und befanden uns längst im Anflug auf Heathrow, als ich den Mut aufbrachte, ihr die entscheidende Frage zu stellen. Ich wusste noch immer nicht allzu viel über sie, aber das spielte keine Rolle; ich hatte nur das Bedürfnis, mit ihr zusammen zu sein. Ich kam mir vor wie ein Kind, das nicht weiß, ob seine Eltern, die es abgesetzt haben, jemals zurückkommen werden. Mut oder Verzweiflung beflügelte mich, als ich BA-Zeitschrift blätternd scheinbar ganz nonchalant fragte: »Wir sehen uns auch weiterhin, stimmt’s?«
    Meine Angst, zurückgewiesen zu werden, verflog, als sie sagte: »Natürlich.« Aber dann fügte sie hinzu: »Wir müssen noch gemeinsam über unsere Erfahrungen berichten.«
    Ich dachte, sie hätte mich missverstanden. »Nein, nein . ich habe gehofft, wir könnten uns auch später gelegentlich treffen ... außerdienstlich, meine ich.«
    Sarah wandte sich mir zu, und ich sah den ungläubigen
    Blick, mit dem sie mich musterte. »Das wäre wenig ratsam, nicht wahr?«
    Sie schien zu merken, wie verwirrt ich war. »Komm schon, Nick, wir sind schließlich kein Liebespaar oder dergleichen. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, und das war großartig.«
    Ich konnte es nicht ertragen, Sarah anzusehen, deshalb starrte ich weiter die Seite an. Scheiße, so elend hatte ich mich noch nie im Leben

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