Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
gesehen, aber ich kenne sein Gesicht von Fotos. Als ich so dastehe und warte, kommt er heraus - mit einer anderen Frau am Arm! Ich habe mein Namensschild sofort weggetan und bin ihnen nachgegangen. In der Schlange am Taxistand habe ich sogar hinter den beiden gestanden und ihnen zugehört. Sie hat Anna ... Ella ... nein, Antonella geheißen. Ein blöder Name, wenn Sie mich fragen, aber gerade richtig für ein Sloaney-Flittchen - so hat sie nämlich ausgesehen. Zu viel protziger Schmuck, der ihr überhaupt nicht gestanden hat .« Er machte wieder eine Kunstpause.
»Was ist dann passiert?«, fragte ich.
»Nun, was sollte ich tun? Eine Stunde später rufe ich Sarah im Restaurant an, um zu melden, dass ich ihn irgendwie verpasst habe. >Kein Problem<, sagte sie, >er hat sich schon übers Mobiltelefon gemeldet.< Wie Sie sich vorstellen können, Nick, habe ich die ganze Nacht kein Auge zugetan. Soll ich’s ihr erzählen oder nicht? Aber eigentlich geht’s mich nichts an, nicht wahr? Und am nächsten Tag ist mir die Entscheidung zum Glück abgenommen worden.« Sein Lächeln zeigte, dass er damit sehr zufrieden war.
»Bitte weiter.«
»Nun, die arme alte Antonella war mitten in New York unter die Räuber geraten. Ein Überfall, Geld futsch, Kreditkarten weg, die Ärmste war tagelang im Krankenhaus, wissen Sie. Und wen lässt sie die Polizei über die Botschaft verständigen? Den lieben Jonathan. Der Anruf geht ein, und ich höre davon, und raten Sie mal, was sich rausstellt - er ist ihr Verlobter ! Damit hatte ich die Kontaktnummer, und Antonella war im Krankenhaus. Die Ärmste! Eigentlich müsste man Mitleid mit ihr haben.«
Ich lachte. Gleichzeitig fragte ich mich, wie ein Mann so verrückt sein konnte, Sarah mit einer anderen Frau zu betrügen. »Was ist dann passiert?«
Er hielt die linke Hand mit abgebogenem Zeigefinger hoch. »Er hat jetzt einen Finger weniger - Sarah hat die Autotür zugeknallt, als er sie am Wegfahren hindern wollte. Das wird ihn lehren, sich mit ihr anzulegen! Würden Sie Sarah so gut kennen wie ich, Nick, würden Sie wissen, dass sie eine wundervolle Frau ist. Viel zu gut für einen Kerl wie diesen Jonathan.« In unserer Nähe musste jemand sein Mobiltelefon eingeschaltet haben, denn Metal Mickey wechselte plötzlich
das Thema. »Und wie sie sich kleidet - einfach fantastisch!«
Als wir die Kreuzung erreichten, sah ich, dass der Haupteingang in der N Street lag. Ein Latino, der zu seinem blauen Polohemd eine grüne Arbeitshose trug, spritzte den Gehsteig vor dem Eingang mit einem Wasserschlauch ab, während die Pflanzen entlang der Straßenfront des Gebäudes automatisch bewässert wurden.
Der Haupteingang bestand aus Glas und kupferfarbenen Metallrahmen. Links hieß uns eine Messingplakette im Gebäude willkommen; rechts sorgte ein Kontrollsystem mit Bildschirm und Kamera dafür, dass kein Unbefugter hineinkam. Metal Mickey zog einen langen Plastikschlüssel heraus, der als Aufziehschlüssel eines Kinderspielzeugs hätte dienen können, und steckte ihn in den entsprechenden Schlitz. Vor uns glitten die beiden Türflügel zur Seite.
Wir betraten eine Welt mit schwarzem Marmorboden, dunkelblauen Wänden und unglaublich hoher Decke. Bis zu den Aufzügen an der Rückwand des Foyers waren es mindestens zwanzig Meter. Rechts von uns stand ein halbkreisförmiger Schreibtisch mit glänzend polierter Holzplatte, der von Terence Conran hätte sein können; dahinter saß ein eleganter, tüchtig aussehender Portier, der in jedem Fünfsternehotel eine gute Figur gemacht hätte. Metal Mickey schien ihn recht gut zu kennen, denn er begrüßte ihn freundlich: »Oh, hallo, Wayne, wie geht’s Ihnen heute?«
Wayne, den ich auf Anfang Vierzig schätzte, ging es offensichtlich gut. »Danke, ausgezeichnet«, antwortete er lächelnd. »Und Ihnen?«
Er wusste offenbar nicht, wie Metal Mickey hieß, sonst hätte er ihn mit seinem Namen angesprochen, aber er kannte ihn
vom Sehen.
»Mir geht’s klasse«, versicherte Mickey ihm grinsend. Er nickte zu mir hinüber. »Das hier ist Nick, ein Freund von Sarah. Er wohnt ein paar Tage hier, solange sie verreist ist, und ich bin mitgekommen, um ihm alles zu erklären.«
Ich lächelte dem Portier zu und schüttelte ihm die Hand, damit er merkte, dass ich harmlos war. Wayne erwiderte mein Lächeln. »Sollten Sie etwas brauchen, Nick, wählen Sie einfach H-E-L-P auf dem Haustelefon, und wir kümmern uns sofort darum.«
»Vielen Dank. Ich brauche Sarahs Parkplatz,
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