Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
übertönten. Die Sterne schienen durch einzelne Wolkenlücken, und die Seefläche war spiegelglatt. Ich konnte nur hoffen, dass das Wetter sich hielt und nicht wieder in Schauerwetter umschlug.
    Um die Gefahr von Vandalismusschäden zu verringern, waren die WCs nahtlos aus Edelstahl gezogen und hatten nur einen in die Wand eingelassenen Spülknopf. In der kleinen Kabine, die ihr Licht nur von der Deckenlampe im Eingangsbereich erhielt, war es heiß, dunkel und feucht. An der Decke hängend, warteten ganze Schwärme von Stechmücken auf den ersten blanken Hintern, der sich ahnungslos ihrem Radar präsentierte. Als die ersten zwei oder drei zustachen, hörte ich die junge Frau am Grill auflachen. Vielleicht hatte er sein Ziel ebenfalls gefunden.
    Während ich die Spülung betätigte, fiel mir ein, dass ich ein paar Kapseln Imodium schlucken musste, damit meine Verdauung weitgehend zum Stillstand kam. Mit meinen Timberlands in der Hand und den glänzend neuen Springerstiefeln an den Füßen marschierte ich zu meinem Wagen zurück. Das Liebespaar war nirgends zu sehen, aber sein Auto stand noch da, und die Holzkohle unter dem Grill glühte. Der junge Mann war offenbar erfolgreich gewesen, und die beiden hatten sich einen Platz gesucht, an dem sie unbeobachtet waren - wieder mal ein Beweis dafür, was man alles erreichen kann, wenn man eine Frau zum Lachen bringt.
    Ich öffnete den Kofferraum, holte Rucksack und Sportbogen heraus und überzeugte mich davon, dass ich nichts zurückgelassen hatte, was ich für diesen Einsatz brauchen würde oder was mich belasten konnte, falls der Wagen geklaut wurde. Die Timberlands warf ich hinein; ich hatte keine Lust, sie hier in einen Abfallbehälter zu stopfen, denn schließlich hatte ich sie gerade erst eingelaufen. Dann öffnete ich eine Packung Imodium und schluckte vier Kapseln. Auf dem Beipackzettel stand, man solle höchstens zwei nehmen, aber das war mein Leben lang mein Problem gewesen: Ich hörte nie auf gute Ratschläge.
    Ich nahm den Rucksack, an dem ich den Sportbogen festgeschnallt hatte, über meine rechte Schulter, prägte mir die Lage der Häuser am Seeufer nochmals ein und marschierte los. Mein Plan sah vor, dass ich dem Ufer folgen, den Bach überschreiten und wieder dem Seeufer folgend ans Ziel gelangen würde. Auf diese Weise vermied ich es, die Zufahrt benutzen zu müssen. Das Risiko, dass dort Fahrverkehr herrschte, war zu groß, und ich wusste nicht, wie wachsam die Bewohner der beiden Häuser waren. Auf der Zufahrt konnte ich auffallen, bevor ich mein Ziel überhaupt erreichte. Hatte man jedoch einen vernünftigen Plan, brauchte man sich um solche Dinge keine Sorgen zu machen.
    Ich kam am Wagen des Liebespaars vorbei. Alle Fenster waren stark angelaufen, aber dahinter waren schemenhaft merkwürdige Bewegungen zu erkennen.
    Einige Schritte weiter fiel mir am Grillplatz eine dort angenagelte Tafel mit dem rot geschriebenen Wort
    WARNUNG auf. Ich blieb davor stehen, um den Text zu lesen; je mehr Informationen ich hatte, desto besser. »Achtung, Wanderer!«, hieß es auf der Warntafel. »In der Jagdsaison kann im unmittelbar an den Park angrenzenden Revier der Wildlife Ressources Commission mit Schusswaffen und anderen legalen Waffen gejagt werden. Bitte bleiben Sie in der Jagdsaison auf den markierten Wegen, um die Gefahr von schweren Verletzungen oder Todesfällen zu minimieren. Das Tragen eines Kleidungsstücks in orangeroter Leuchtfarbe wird nachdrücklich empfohlen.« Alles schön und gut - aber wann zum Teufel war die Jagdsaison?
    Ich ging weiter und erreichte auf Höhe der Zelte einen zwei Meter hohen Holzzaun, der den Platz zu umgeben schien. Als ich dem Zaun folgte, kam ich zu dem so genannten Recyclingzentrum, das aus drei verzinkten Abfallbehältern für Kunststoffe, Glasflaschen und Aluminiumdosen bestand. Ich umging es und hatte nun den ungefähr zehn Meter breiten gerodeten Uferstreifen vor mir. Aus dem Sandboden ragten zahlreiche drei bis fünf Zentimeter hohe Baumstümpfe, an denen ich mir immer wieder die Zehenkappen meiner Stiefel anstieß, während ich dem Ufer folgte.
    Als meine Augen sich nach einigen Minuten an die Dunkelheit gewöhnt hatten, kam ich besser voran. Die Gewöhnung an nächtliche Verhältnisse dauert erstaunlich lange. Die Zapfen der Netzhaut, die Tagessehen und Farbsehen vermitteln, sind nachts wertlos. Ihre Aufgabe muss dann von den Stäbchen am Rand der Iris übernommen werden, die wegen der konvexen Form des Augapfels in

Weitere Kostenlose Bücher