Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
eine Enttäuschung: Ein Aufkleber informierte mich darüber, dass ich für diese Armbrust einen hiesigen Waffenschein brauchte.
Also blieb mir nur ein gewöhnlicher Bogen, von denen es eine reichliche Auswahl gab. Sie füllten eine ganze Reihe von Ständern und trugen Namen wie Beast 4 x 4, Black Max und Conquest Pro. Für einen dieser modernen Sportbogen aus Kohlefaser, Aluminium oder Komposit-Werkstoff, die an den Enden Gelenkhebel zur Erhöhung der Zugkraft besaßen, hätte Robin Hood seinen alten Langbogen weggeschmissen.
Ich wählte den, der mir äußerlich am besten gefiel: einen Spyder Synergy 4, ein sofort benutzbares, etwas über achtzig Zentimeter hohes Prachtstück, zu dem ich nur noch Pfeile brauchte. Ich wollte die kürzesten, die es gab - genau wie ich den kürzesten Bogen genommen hatte. Als ich das Angebot in den Regalen begutachtete, wurde mir rasch klar, dass ich die sechzig Zentimeter langen Pfeile wollte, von denen ich einen Sechserpack in meinen Wagen legte. Aber das war noch nicht alles, denn nun musste ich mich für eine Pfeilspitze entscheiden. Ich wählte die Ausführung Rocky Mountain Assassin, zu der eine Befiederung aus Aluminiumflächen gehörte, die dünn wie Rasierklingen waren. Außerdem schien dies die einzige Ausführung mit bereits vormontierter Befiederung zu sein.
Es machte Spaß, sich Pfeile und Bogen selbst zusammenzustellen. Als Nächstes brauchte ich einen Köcher. Die hier angebotenen Köcher ließen sich am Bogen befestigen, sodass die Pfeile gut verstaut und rasch zur Hand waren.
Ich setzte meinen Rundgang fort, suchte die übrigen Artikel zusammen, die auf meiner geistigen Einkaufsliste standen, und schob dann meinen Wagen mit genug Ausrüstung, um bis Weihnachten mit Pfeil und Bogen zu jagen, an die Kasse. Die Frau mit dem Kleinkind in der Rückentrage begutachtete im Schmuckladen eine Halskette. Das Pistolenhalfter hatte ihr anscheinend nicht gefallen, denn die glänzende Smith & Wesson CQB aus Edelstahl lag noch immer in ihrer offen auf der Theke stehenden Handtasche.
An der Kasse saß eine sichtlich gelangweilte junge Frau, die keinerlei Interesse an den neuesten Modellen von Handfeuerwaffen oder wetterfester Kleidung erkennen ließ. Sie hob nicht einmal den Kopf mit der modischen Gelfrisur, als sie fragte: »Cash oder Karte?« Ihre Fingernägel faszinierten mich geradezu. Sie waren drei Zentimeter lang, fast wie Dr. Fu Manchus Nägel gekrümmt und in einem raffinierten schwarzweißen Schachbrettmuster lackiert. Ich stellte mir bereits vor, wie ich sie Kelly genau beschrieb.
»Cash«, antwortete ich, legte das Geld hin, nahm meine Tragetaschen in eine Hand, warf die zwanzig Cent Rückgeld in die Box mit der Aufschrift Bonbons für Kinder und verließ den Laden. Als ich meine Einkäufe im Kofferraum verstaute, kam die Frau mit ihrem kleinen Sohn heraus und stieg in einen Van. Ich musste unwillkürlich grinsen, als ich die Aufkleber las, mit denen das Wagenheck bepflastert war:
»Dieser Wagen ist von Smith & Wesson versichert.«
»Die stolze Mutter eines wundervollen Kindes, von Burger King gesponsert.«
Und der beste: »Fahrerin hat nur 50 Dollar bei sich ... IN FORM VON MUNITION!«
Zwischen allen diesen Sprüchen klebte der große silberne Umriss eines Fischs - das Wahrzeichen bekennender Christen
- mit dem Wort Jesus in der Mitte. Das erinnerte mich wieder an früher, an das verrückte Kaleidoskop aus Widersprüchlichkeiten, das der Grund dafür war, dass ich Amerika so liebte. Nur gut, dass ich letztes Mal, als ich nach einem Van mit dem Fischsymbol Ausschau gehalten hatte, nicht den Fehler gemacht hatte, in den Wagen dieser Frau einzusteigen. Die Begrüßung durch die Versicherer dieses Fahrzeugs wäre bestimmt unvergesslich gewesen.
Da ich noch ein paar Kleinigkeiten brauchte, fuhr ich von der Yadkin Road weg in Richtung Stadtzentrum - oder jedenfalls in die Richtung, in der ich es vermutete. Nach zehn Minuten musste ich halten und aus dem Handschuhfach meine Straßenkarten holen, von denen eine hoffentlich einen Stadtplan von Fayetteville enthalten würde. Ich stellte fest, wo ich war und wohin ich wollte: zum nächsten Einkaufszentrum, das knapp zwei Kilometer von meinem Standort entfernt war.
Das Einkaufszentrum war nicht der allein stehende kompakte Bau, den ich erwartet hatte. Das Hauptgebäude erinnerte ans Pentagon, schien aber mit Sandstein verkleidet zu sein, und die angebauten Ladenkomplexe mit ihren riesigen Parkplätzen bedeckten eine
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