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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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glucksend und drehte sich Anerkennung heischend nach seiner Freundin um.
    »Sie bauen ihr Gelege am anderen Seeufer«, erklärte ich ihm. »Das tun sie nur in dieser Jahreszeit.« Im Gegensatz zu euch beiden, fügte ich im Stillen hinzu. Ich schwafelte weiter davon, wie die Schildkröten an Land kamen, um dort ihre Eier abzulegen - was ich tatsächlich aus einer Sendung im Discovery Channel wusste. Außerdem stand in meinem Vogelbeobachtungsbuch, wo sie anzutreffen waren.
    Lover Boy lachte; er hatte das Gefühl, seine Ehre gerettet zu haben. Ich war kein Spanner, sondern nur ein harmloser Naturfreund im Anorak. Weil er nicht recht wusste, wie er darauf reagieren sollte, lachte er nochmals. »Schildkröten,
    Mann, Schildkröten!« Dann legte er den Arm um seine Freundin und ging mit ihr in Richtung Seeufer davon.
    Ich war noch mal davongekommen, aber dieser Zwischenfall war ärgerlich, weil die beiden jungen Leute mich nun möglicherweise identifizieren konnten. Vorerst spielte das keine Rolle, aber falls später ein Drama passierte, würden sie sich vielleicht an diese Begegnung erinnern. Andererseits hätte alles noch schlimmer kommen können; zum Glück war der junge Mann kein begeisterter Naturliebhaber gewesen.
    Es war 22.27 Uhr, und ich hatte zwei Stunden gebraucht und war beim Durchwaten des Bachs bis zu den Oberschenkeln nass geworden, um eine Stelle zu erreichen, die ungefähr sechzig Meter vom Ziel entfernt lag. Ich befand mich direkt am Seeufer, denn wegen einiger Bodenwellen war das Haus nur von dort aus anständig zu sehen. Das Gelände war hier anders; die Parkverwaltung hatte den Uferstreifen nicht gerodet, sodass der Wald bis fast ans Wasser hinunterreichte.
    Im Erdgeschoss des Hauses brannte Licht, aber die Vorhänge waren zugezogen, und ich konnte keine Bewegung erkennen. Jetzt ging es darum, ein Versteck zu finden, das genügend Deckung und zugleich einen guten Blick auf das Haus bot. Finden konnte ich es jedoch nur, indem ich die Umgebung des Hauses bei einem Rundgang erkundete.
    Ich ließ mir Zeit, hob behutsam einen Fuß nach dem anderen, um kein Geräusch zu machen, indem ich an Felsbrocken, Steine oder auf dem Boden liegende Äste stieß, und trat mit der Außenkante meiner Stiefel auf, bevor ich die ganze Sohle belastete. Diese Methode beansprucht die Beinmuskeln ziemlich stark, aber nur so hat man das Geräusch
    seiner Schritte einigermaßen unter Kontrolle.
    Als ich am Wasser angelangt war, blieb ich nach etwa zehn Metern stehen, horchte in Richtung Ziel und öffnete dabei leicht den Mund, um etwaige Störgeräusche - beispielsweise durch Kieferbewegungen - auszuschalten. Außer schwachem Wellenschlag am Seeufer war nichts zu hören, jedenfalls nicht aus dem größeren Haus, das mein Ziel war. Ich überlegte, wohin ich als Nächstes gehen wollte, und suchte vorsichtig einen Weg zwischen den Felsbrocken hindurch. Auch in dem kleineren Haus brannte noch Licht, aber ich konnte nicht viele Einzelheiten erkennen, weil es zu weit entfernt war. Über mir hatte der Himmel sich wieder verdunkelt, aber es regnete wenigstens nicht.
    Diese nächste Etappe brachte mich bis auf ungefähr vierzig Meter ans Ziel heran. Weil das Gelände sehr uneben war, würde es fast unmöglich sein, das Haus aus sicherer Entfernung zu überwachen. Machte ich mir die Sache einfach und wich ins höher gelegene Gelände dahinter aus, würde ich lediglich das Dach des Hauses sehen. Andererseits durfte ich meinen Beobachtungsposten auch nicht zwischen die beiden Häuser legen: Kinder können verdammt neugierig sein, und ich wollte nicht riskieren, dass die beiden Jungen, die ich gesehen hatte, schon morgen Vormittag neben mir lagen und sich Pizza und Schokoriegel mit mir teilten. Ich erkannte, dass meine Möglichkeiten so beschränkt waren, dass ein Rundgang ums Haus sich nicht lohnte; er war die Mühe nicht wert, weil er nichts bringen würde.
    Ich kehrte ans Ufer zurück, ließ den Rucksack von meinen Schultern gleiten und versteckte ihn unter einem gewaltigen überhängenden Baum. Dort würde ich ihn wieder finden, selbst wenn ich aus irgendeinem Grund hastig verschwinden musste: Ich brauchte nur auf dieser Seite des Hauses zum See hinunterzurennen und mich dort rechts zu halten ... gar nicht zu verfehlen. Und je leichter ich war, je weniger ich zu tragen hatte, desto leiser konnte ich mich auf der Suche nach einem guten Versteck bewegen. Obwohl ich noch nichts davon gehört oder gesehen hatte, konnte es hier Hunde geben -

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