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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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sein. Der Hund war hörbar aufgeregt; er würde jeden Augenblick zu kläffen anfangen.
    »Bob!«, rief eine junge Frau. »Wo bist du, Bob? Hierher, Bob!« Diese Stimme kannte ich.
    Bob schnüffelte weiter an meinem Beobachtungsposten herum. Ich überlegte mir blitzschnell: Ich bin ein englischer Journalist, der für ein Boulevardblatt arbeitet. Ich bin dabei, eine Story über die Prominenten zu schreiben, die sich in diesem Haus verstecken, und will Fotos von ihrer ehebrecherischen Affäre machen. Am besten überfalle ich sie gleich mit Fragen, bevor sie selbst welche stellen können. Wissen Sie etwas über diese Leute? Wohnen Sie hier in der Nähe? Sie können einen Haufen Geld verdienen, wenn Sie erzählen, was Sie über sie wissen ...
    Das menschliche Gehirn hat zwei Hälften. Eine Seite verarbeitet Zahlen und analysiert Informationen, die andere ist als Sitz des Vorstellungsvermögens fürs Kreative zuständig - und wenn man sich Situationen vorstellt, kann man im Allgemeinen im Voraus eine Möglichkeit finden, sie zu bewältigen. Je detaillierter man sie sich ausmalt, desto besser wird man mit ihnen fertig. Das klingt vielleicht nach einer Idee aus einem Kreativ-Workshop, aber es funktioniert tatsächlich.
    Mein Blick blieb weiter aufs Ziel gerichtet, aber mein Gehör konzentrierte sich auf den Hund. Fliegt man auf, ist daran fast immer solcher Scheiß mit unbeteiligten Dritten schuld, und Hunde sind mit am schlimmsten. Unter günstigen Umständen können sie einen Menschen aus Entfernungen bis zu eineinhalb Kilometern wittern. Hunde sehen sehr schlecht - nur ungefähr halb so gut wie ein Mensch -, aber ihr Gehör ist doppelt so gut. Der leichte Wind wehte vom See her landeinwärts. Bob konnte mich gehört haben, aber ich war mir sicher, dass ihn irgendein Geruch angelockt hatte. Das brauchte kein Futtergeruch gewesen zu sein - auch Schweiß, feuchte Kleidung, Seife, Deodorant, Leder, Tabak, Schuhcreme, Benzin und viele andere Gerüche konnten einen verraten. Der Teufel mochte wissen, was es in meinem Fall gewesen war.
    Je länger Bob vor mir herumschnüffelte, desto bestimmter glaubte ich, er sei hinter meiner Pizza her. Obwohl ich sie eingepackt hatte, ließ seine Nase sich nicht täuschen. Canabisschmuggler wickeln ihre Ware in Eukalyptusblätter ein, um die Hunde zu täuschen, die nach Drogen schnüffeln, aber das funktioniert nicht; die Köter wittern beides gleichzeitig und wissen genau, dass sie als Belohnung ein gutes Schokoladenplätzchen bekommen.
    Keine zwanzig Meter hinter mir war eine Männerstimme zu hören, aber ich hoffte, dass der Kerl in einer Senke stand. »Bob! Wo steckst du? Hierher .«
    Auch seine Stimme erkannte ich wieder. Gestern Abend war ich über diese beiden gestolpert, und jetzt würden sie sich dafür revanchieren.
    »Wo ist er, Jimmy?«, fragte die junge Frau besorgt.
    Jimmy war wütend. »Ich hab dir gesagt, wir sollten den Köter an die verdammte Leine nehmen, Mann, oder gleich im Auto lassen.«
    Ihre Stimme klang, als sei sie kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Meine Eltern bringen mich um, wenn ich ohne ihn heimkomme.«
    Er lenkte sofort ein. »Schon gut, Bob ist bestimmt nichts passiert, tut mir Leid.«
    Ich konnte nur hoffen, dass den beiden mehr daran lag, sich wieder zu vertragen, als Bob in mein Versteck zu folgen. Aber ich war auf alles vorbereitet; ich würde bei der Reportergeschichte bleiben und dafür sorgen, dass sie meine Kamera sahen. Außerdem war es dann nur logisch, dass ich ihnen gestern Abend nicht auf die Nase gebunden hatte, mit welchem Auftrag ich unterwegs war. Ich würde nur den Sportbogen verstecken müssen.
    Die beiden ahnten offenbar nichts von meiner Anwesenheit, aber Bob, dieser neugierige, kleine Scheißer, hatte mich erschnüffelt. Die junge Frau jammerte weiter. »Ich muss dringend zurück, Jimmy. Meine Eltern flippen aus, wenn ich den Wagen zu spät zurückbringe und ohne Bob aufkreuze.«
    Jimmy reagierte ungehalten. »Okay, okay, ich hab gesagt, dass ich dich rechtzeitig heimbringe.« Er war hörbar sauer; er merkte natürlich, dass seine Chancen auf ein mittägliches Schäferstündchen im Wald sich verflüchtigten.
    Ein Kichern verriet, dass er einen letzten Versuch unternahm: »Jimbo, nicht hier! Ich muss wirklich heim. Bob, komm schon, hierher!«
    Aber Bob dachte gar nicht daran, auf Frauchen zu hören. Er schnüffelte weiter an meinem Versteck herum. Im nächsten Augenblick hatte ich seine Schnauze so dicht vor mir, als wolle er sich

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