Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel
Hubschrauber als Relaisstation einsetzen? Konnten wir einen Hubschrauber bekommen, der in drei oder vier Kilometern Entfernung ständig kreiste?
Sobald die äußeren Verhältnisse erkundet waren, musste eine Erkundung des Hausinneren folgen. Dafür würde ich eine Infrarotkamera kaufen oder mir einen IR-Filter für meine Kamera besorgen müssen, damit ich Aufnahmen machen konnte, ohne dass die Hausbewohner etwas merkten. Verlangt wurden Einzelheiten, die aus der Verkaufsbeschreibung eines Immobilienmaklers hätten stammen können. Größe und Grundrisse sämtlicher Räume? Verlauf der elektrischen Leitungen? Installiert man Mikrofone oder Kameras, haben ihre Batterien nur eine begrenzte Lebensdauer, sodass man gezwungen sein kann, die Hausstromversorgung anzuzapfen. Wo lassen sich Wanzen am besten anbringen? Und in welche
Richtung verlaufen die Bodendielen? Versucht man eine Antenne zu verstecken, legt man sie bei älteren Häusern gern in die Ritzen zwischen den Bodenbrettern - aber dazu muss ihre Kompassrichtung bekannt sein, damit die Nachrichtentechniker ausrechnen können, wo das stärkste Signal ankommen müsste.
Solche Aufträge erfordern tagelange Vorarbeiten, und ich würde die ganze Zeit auf meinem Posten bleiben und das Ziel weiter beobachten müssen, bis alles vorbereitet war. Ging mir inzwischen der Proviant aus, würde ich mit Unterstützung von außen über einen toten Briefkasten versorgt werden müssen - und allein das zu organisieren, würde schwierig genug sein.
Aus meiner Sicht war mein Auftrag abgeschlossen. Ich hatte Sarah gefunden und diese Tatsache durch mehrere Fotos untermauert. Ich hatte keine Lust, noch weiter in diesen Fall verwickelt zu werden.
Um auf andere Gedanken zu kommen, erinnerte ich mich an ein Unternehmen, zu dem ich einmal im Dschungel unterwegs gewesen war. Wir hatten unsere Meldelinie erreicht, es goss in Strömen, und wir lechzten nach einem heißen Tee, den wir uns aber nicht kochen konnten, weil wir kein Feuer machen durften. Wir sendeten unseren Lagebericht, der ungefähr folgendermaßen lautete: »Wir sind an der Quelle des Flusses - was nun?«
»Warten«, kam die Antwort.
Ungefähr vier Stunden später meldeten sie sich wieder und wiesen uns an: »Irgendeinen Pfad erkunden.«
Was zum Teufel sollte Irgendeinen Pfad erkunden heißen? Was hätten wir davon gehabt? Also fragten wir an: »Welchen Pfad?«
Aus London kam die Anweisung: »Irgendeinen Pfad in West-Ost-Richtung erkunden.«
Die Kerle mussten übergeschnappt sein. Wir meldeten: »Wir können keinen in West-Ost-Richtung finden. Aber es gibt einen, der in Ost-West-Richtung verläuft. Den erkunden wir.«
Die Antwort lautete: »Ost-West ist gut. Ende.« Entweder waren in der Zentrale alle besoffen oder der dämlichste Offizier der Welt hatte in dieser Nacht dort Dienst. Welche unserer Vermutungen zutraf, bekamen wir nie heraus. Das erfährt man nie.
Hier passierte im Augenblick nichts. Sogar die Angler waren zum Mittagessen zu ihren Zelten zurückgefahren.
Ich hatte gerade beschlossen, mir ein Stück Pizza zu gönnen, und wollte es aus der Frischhaltefolie wickeln, als ich hinter mir ein Tapsen und gleich darauf ein aufgeregtes Hecheln hörte.
Das typische metallische Klappern einer Namensplakette an einem Hundehalsband wurde lauter, als der Hund näher an mein Versteck herankam. In der Umgebung des Ziels hatte nichts darauf hingewiesen, dass es hier einen Hund geben könnte, also stammte er vermutlich nicht aus dem Haus. Aber die Namensplakette bedeutete, dass der Hund ein Haustier war
- und das bedeutete wiederum, dass vermutlich Leute mit ihm unterwegs waren.
Ich begann sein aggressives Schnüffeln zu hören. Sekunden später bohrte sich eine feuchte, schmutzige Hundeschnauze in mein Versteck. Vielleicht hatte der Köter eine Vorliebe für die Pizza Four Seasons von WalMart.
Ich griff in zwei Taschen meiner Gore-Tex-Jacke und zog langsam den Tazer und das Pfefferspray heraus. Ob das Pfefferspray bei Hunden wirkte, wusste ich nicht; sie können gegen diesen Scheiß teilweise immun sein. Eines wusste ich jedoch bestimmt: An dem Tazer würde er keine Freude haben. Andererseits würde sein entsetztes Aufjaulen alle alarmieren - und was war, wenn der Stromstoß ihn tot umfallen ließ? Dann würde ich ihn zu mir hereinziehen müssen und einen nassen, übel riechenden, mausetoten Köter als neuen besten Freund neben mir haben.
Das Schnüffeln schien nur eine Handbreit von meinem rechten Ohr entfernt zu
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