Nick Stone - 04 - Eingekreist
getrockneten Gurtzeuge, das M-16 und den Reservekanister heraus und trabte damit zum Fluss zurück, während meine Ausrüstung an mir
herumbaumelte wie an einem Jungpfadfinder, der
schlecht gepackt hat.
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Samstag, 9. September
Mir kam es vor, als hätte ich mein gesamtes Leben
damit zugebracht, unter einem Baum im Schlamm zu
sitzen und auf eine Million Zikaden zu horchen, deren Schrillen die Nacht erfüllte. Aber diesmal befand ich mich nicht unter dem Laubdach des Dschungels,
sondern drunten am Bayano, der in der Dunkelheit vor mir vorbeirauschte. Die Moskitoschwärme waren hier
kleiner, aber trotzdem hatten mich genügend entdeckt, um mir im Nacken ein paar Beulen zu verpassen, die
andere ersetzten, die eben abzuschwellen begannen. Ich ließ meine Zunge über meine Zähne gleiten: Sie fühlten sich jetzt nicht nur pelzig an, sondern schienen
Lammfellmäntel zu tragen. Ich überlegte mir, was ich hier zu suchen hatte. Wieso konnte ich nicht endlich zur Vernunft kommen? Warum hatte ich Michael nicht
einfach erschossen und die Sache damit zu Ende
gebracht?
In dieser letzten halben Stunde, in der ich warten
musste, bis der Tag anbrach und ich ins Zielgebiet
vorstoßen konnte, war ich mir darüber im Klaren, dass ich mich damit selbst verarschte. Ich wusste, dass ich auf jeden Fall so gehandelt hätte. Das lag nicht nur daran, dass so viele Menschen – reale Menschen – in
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Lebensgefahr schwebten; Tatsache war, dass ich
ausnahmsweise vielleicht das Richtige tat. Unter
Umständen würde ich zuletzt sogar ein bisschen stolz auf mich sein.
Ich zog meine Knie hoch, legte die Ellbogen als
Kopfstütze darauf und rieb mein stoppeliges,
verschwitztes Gesicht an den Unterarmen. Irgendwo
draußen in der Dunkelheit war schwach das schnelle
Wup-wup-wup einer Huey zu hören. Ich sah keine Positionslichter, aber ich hörte, dass es nur eine
Maschine war. Vielleicht war Charlie noch mal im Haus gewesen. Nach allem, was er dort entdeckt hatte, würde er auf der Suche sein, aber dagegen konnte ich nichts machen. Jedenfalls würde er seine Hubschrauber vorerst die Küste nach der Sunburn absuchen, statt sie schon jetzt nach uns fahnden zu lassen.
Unsichtbare Vögel begannen ihre Morgenlieder,
während im Osten ein blassgelber Bogen Sonnenlicht
über den Horizont aufstieg und einen heißen Morgen
ankündigte. Ich hatte bereits meine Papiere und die Karte in die beiden Plastikbeutel gesteckt und die Beutel jeweils zugeknotet. Ich kontrollierte die
Klettverschlüsse der Magazintaschen an den
Gurtzeugen, damit sichergestellt war, dass sie in der nächsten Phase nicht herausfallen würden. Zuletzt
überzeugte ich mich davon, dass meine Kleidung locker saß – dass nichts eingesteckt war, in dem sich Wasser ansammeln und mich behindern konnte.
Ich löste die rückwärtigen Schnappverschlüsse der
Gurtzeuge und schob ihre Enden durch den Griff des
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Benzinkanisters, bevor ich sie wieder einschnappen ließ.
Die Nackengurte führte ich durch den Gewehrriemen
des M-16 und schloss sie ebenfalls wieder. Aus eigener Erfahrung und den Erzählungen von Kameraden wusste
ich, dass mehr Soldaten beim Schwimmen in reißenden Flüssen umkommen, als jemals bei Feuergefechten im
Dschungel fallen. Deshalb wurde alles nicht an mir, sondern an dem Kanister befestigt, und deshalb hatte ich bis Tagesanbruch hier gewartet.
Ich schleppte den ganzen Krempel zum Rand des
lauwarmen, rostbraunen Wassers hinunter. Es fühlte
sich gut an, als ich bis zu den Hüften hineinwatete und den Kopf eintauchte, um den Schweiß von meinem
Gesicht zu spülen. Nachdem ich mich so erfrischt hatte, legte ich die drei Gurtzeuge und das M-16 auf den
schwimmenden Benzinkanister, der mit der Strömung
davontreiben wollte. Sie war stärker, als sie vom Ufer aus ausgesehen hatte, und frisch abgerissenes grünes Laub schoss an mir vorbei, während der Kanister, der unter seiner Last halb eingetaucht war, vor mir auf und ab tanzte. Ich legte meine Arme über das Gewehr und die Gurtzeuge und schob ihn so ins tiefere Wasser, bis meine Füße beinahe den Kontakt zum Flussbett
verloren. Ich stieß mich vom Schlamm ab und ließ mich wie ein kleiner Junge mit einer Luftmatratze mit der Strömung treiben. Das Wasser trug mich mit sich, aber ich behielt Kontakt mit dem Flussbett, um nicht hilflos mitgerissen zu werden, und bewegte mich so mit
Riesenschritten vorwärts, als sei ich auf dem Mond
unterwegs.
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Die Holzfäller waren hier
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