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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Blut war.
    Ich zwang mich dazu, in raschem Tempo
    weiterzuhinken, und blieb nur gelegentlich stehen, um auf den Kompass zu sehen. Im Augenblick kam es nur
    darauf an, die Straße zu erreichen und rechtzeitig zu dem Treff mit Aaron zu kommen. Schon nach wenigen
    Minuten stieß ich auf den Zaun. Das Schrillen der
    Buckelzirpen schwoll zu einem Crescendo an. In einer Viertelstunde würde es stockfinster sein.
    Auf der im letzten Licht vor mir liegenden freien
    Fläche ging ein Platzregen mit solcher Gewalt nieder, dass er im Schlamm winzige Kratzer erzeugte. Drüben in Charlies Landhaus brannte schon Licht, und durch ein bis in den ersten Stock hinaufreichendes Fenster war ein riesiger Kronleuchter zu sehen. Auch der Brunnen war angestrahlt, aber ich konnte die Statue nicht erkennen.
    Das war gut, denn es bedeutete, dass auch mich niemand sehen konnte.
    Ich folgte dem Zaun einige Minuten lang, wobei Kopf und Poncho des Kerls auf meinem Rücken sich ständig in Wart-ein-Weilchen verfingen, sodass ich anhalten und etwas zurückgehen musste, um ihn zu befreien.
    Dabei behielt ich ständig das Haus im Auge. Ich stieß auf einen schmalen Trampelpfad, der einen halben Meter vor dem Waldrand parallel zum Zaun verlief und ein
    Wildwechsel zu sein schien, und folgte ihm. Dass ich in 233
    dem aufgewühlten Schlamm Spuren hinterließ, war mir jetzt egal. Der Regen würde sie bald verwischen.
    Ich hatte noch kein Dutzend Schritte gemacht, als
    mein hinkendes rechtes Bein mir blitzschnell unter dem Leib weggezogen wurde, sodass wir beide ins Unterholz krachten.
    Ich schlug wild um mich, während ich das Gefühl
    hatte, eine unsichtbare Hand habe mich am Knöchel
    gepackt und zur Seite geschleudert. Ich versuchte, um mich zu treten, aber mein rechter Fuß saß fest. Ich versuchte wegzukriechen, aber auch das konnte ich
    nicht. Mein unfreiwilliger Begleiter, der neben mir zu Boden gegangen war, stöhnte vor Schmerzen laut auf.
    Als ich nach unten sah, erkannte ich etwas schwach
    metallisch Glänzendes. Es war ein Draht: Ich war in die Schlinge eines Wilderers geraten, und je mehr ich
    strampelte, desto fester zog sie sich zu.
    Ich hob den Kopf, um zu sehen, was der Kerl machte.
    Er lag in seiner eigenen kleinen Welt zusammengerollt da, ohne die über den Nachthimmel zuckenden Blitze
    und das ständige Donnergrollen um uns herum
    wahrzunehmen.
    Es war eine Kleinigkeit, die Schlinge so weit zu
    öffnen, dass ich meinen Fuß herausziehen konnte. Ich rappelte mich auf, ging zu dem Kerl hinüber, hievte ihn mir auf den Rücken und setzte mich wieder in
    Bewegung.
    Nachdem ich ungefähr fünf Minuten lang
    weitergestolpert war, erreichten wir die Stelle, wo die weiß gestrichene Mauer begann, und nach weiteren zehn 234
    Metern das hohe eiserne Gittertor. Es war gut, Asphalt unter den Füßen zu haben. Ich wandte mich nach links und marschierte los, so schnell ich nur konnte, um von hier wegzukommen. Kam ein Fahrzeug die Straße
    entlang, würde ich mit einem Satz im Unterholz
    verschwinden.
    Als ich unter dem Gewicht des Mannes über meiner
    Schulter gebeugt weiterschlurfte, machten sich die
    Schmerzen in meiner rechten Wade immer mehr
    bemerkbar. Der Regen spritzte mindestens fünfzehn
    Zentimeter vom Asphalt hoch und verursachte dabei
    schrecklichen Lärm. Ich merkte, dass ich ein hinter uns herankommendes Fahrzeug auf keinen Fall rechtzeitig hören würde; deshalb musste ich immer wieder stehen bleiben und mich umsehen. Hinter mir zuckten Blitze, denen rollender Donner folgte, und ich stolperte weiter, als versuchte ich vor ihnen wegzulaufen.
    Es dauerte über eine Stunde, aber schließlich konnte ich meine Last am Rand der Ringstraße im Schutz des Dschungels absetzen. Der Regen war schwächer
    geworden, nicht jedoch die Schmerzen des
    Schwerverletzten – und auch meine Schmerzen nicht. Im Dschungel war es jetzt so finster, dass ich meine Hand nicht vor den Augen sehen konnte, nur die kleinen
    Lichtpunkte auf dem Waldboden, die vielleicht
    phosphoreszierende Sporen oder winzige Nachttiere auf Beutesuche waren.
    Ich saß mindestens eine Stunde da, rieb vorsichtig
    mein schmerzendes Bein, wartete auf Aaron und horchte auf das Wimmern des Schwerverletzten und das
    235
    Rascheln seiner Beine im Laub auf dem Waldboden. Sein Stöhnen wurde immer leiser und verstummte schließlich ganz. Ich kroch auf allen vieren zu ihm hinüber und ertastete seinen Körper. Als ich mich bis zu seinem Gesicht vorgearbeitet hatte, konnte ich nur noch einen

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