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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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keinen Poncho als
    Regenschutz, sondern nur Munition, Verpflegung für
    vierundzwanzig Stunden, Wasser und Verbandmaterial.
    Aber ich hatte nicht einmal das. Nur garantiertes Elend, 239
    während ich langsam Bestandteil des Dschungelbodens wurde.
    Nach einiger Zeit verschwand das Kribbeln wieder.
    Ich hatte den Jetlag überwunden, aber mein Körper
    hatte trotzdem nur den verzweifelten Wunsch, sich zu einer Kugel zusammenzurollen und in Tiefschlaf zu
    verfallen. Ich tastete mich wieder die raue Rinde eines Baumes hinunter und plumpste zu Boden, wo ich von
    unsichtbaren Zikaden umgeben sitzen blieb. Als ich die Beine ausstreckte, um den Krampf in der linken und die Schmerzen in der rechten Wade zu lindern,
    vergewisserte ich mich tastend, dass der improvisierte Druckverband weiter die Wunde bedeckte; sie schien
    nicht mehr zu bluten, aber sie pochte schmerzhaft, und ich konnte mir vorstellen, wie scheußlich sie jetzt aussah.
    Als ich mich im Sitzen bewegte, um meinem fast
    gefühllosen Hintern etwas Linderung zu verschaffen, stießen die Sohlen meiner Timberlands gegen den in
    meiner Nähe liegenden Mann. Er war inzwischen tot.
    Ich hatte ihn durchsucht, bevor ich ihn von der Straße wieder in den Dschungel geschleppt hatte, und in einer Gürteltasche aus Segeltuch seine Geldbörse und
    mehrere gut einen Meter lange Kupferdrahtabschnitte gefunden. Er hatte Schlingen gelegt. Vielleicht hatte er das zu seinem Vergnügen getan; schließlich waren die Leute in Charlies Haus nicht darauf angewiesen, dass er ab und zu einen wilden Truthahn zurückbrachte.
    Ich dachte über einige der Dinge nach, die ich im Lauf der Jahre gemacht hatte, und hasste in diesem
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    Augenblick alle Aufträge, die ich jemals ausgeführt hatte. Ich hasste den vor mir Liegenden dafür, dass er mich gezwungen hatte, ihn zu töten. Ich hasste mich selbst. Ich saß in der Scheiße, wurde von allem
    überfallen, was kriechen oder fliegen konnte, und sollte trotzdem noch jemanden umbringen. Irgendwie war das schon immer so gewesen.
    Bis Mitternacht hatte ich auf der Straße nur drei
    Autos gehört, ohne genau sagen zu können, ob sie zu dem Haus fuhren oder von dort kamen. Danach war im
    Wesentlichen nur noch das Summen der Insekten zu
    hören. Einmal kam eine Horde von Brüllaffen vorbei, die durch die Baumkronen turnte, um für ihre
    Fortbewegung den Sternenschein zu nutzen. Ihr lautes Bellen und Grunzen hallte durch den Dschungel, dass die Bäume zu erbeben schienen. Als sie sich kreischend und brüllend durchs Geäst schwangen, stießen sie
    riesige Blätter an, in denen sich große Regenmengen gesammelt hatten, und ich wurde wieder nass geregnet.
    Während ich dasaß und vorsichtig mein
    schmerzendes Bein rieb, hörte ich ein neues Summen, das meinen Kopf umkreiste und praktisch in dem
    Augenblick aufhörte, in dem ich einen Stich in der Backe spürte. Als ich danach schlug, war hoch über mir im Geäst ein Rascheln zu hören, dem ein weiterer
    Sturzbach folgte. Was sich dort oben herumtrieb, schien jedoch zurückzuweichen, statt runterzukommen und
    sich für mich zu interessieren, was mir gerade recht war.

    Um 2.58 Uhr hörte ich das leise Brummen eines
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    Autos. Diesmal wurde das Geräusch nicht leiser. Der Motorenlärm übertönte das Zirpen der Grillen und
    passierte mein Versteck, wobei ich deutlich hören
    konnte, wie die Reifen durch mit Wasser gefüllte
    Schlaglöcher platschten. Der Wagen hielt ganz in
    meiner Nähe mit dem leichten Quietschen nicht allzu guter Bremsen. Der Motor lief unregelmäßig im
    Leerlauf weiter. Das musste der Mazda sein.
    Ich stützte mich auf die Machete, um leichter
    aufstehen zu können, streckte mit knackenden Gelenken meine steifen Beine und überzeugte mich davon, dass ich meine Dokumente noch hatte. Als ich jetzt wieder stand, schmerzte die Wunde noch mehr, und meine nassen
    Sachen hingen bleischwer an meinem Körper. Da ich der Versuchung schon vor Stunden erlegen war, kratzte ich wieder an den Schwellungen auf meinem Rücken.
    Ich tastete nach dem Toten, bekam einen Arm und ein Bein zu fassen und hievte ihn über meine Schulter. Er war etwas steif, aber keineswegs leichenstarr. Das hing vermutlich mit der Wärme und der hohen
    Luftfeuchtigkeit zusammen. Der freie Arm und das
    andere Bein baumelten schlaff herab, als ich ihn auf meiner Schulter zurechtrückte.
    Mit der Machete und dem Strohhut in der rechten
    Hand bewegte ich mich langsam auf den Waldrand zu,
    wobei ich den Kopf leicht gesenkt und

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