Nick Stone - 04 - Eingekreist
die Augen halb geschlossen hielt, um sie vor den unsichtbaren Wart-ein-Weilchen zu schützen. Ich hätte die Augen ebenso gut ganz schließen können, so finster war es unter den Bäumen.
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Sobald ich aus dem Dschungel trat, sah ich die
Silhouette des Mazda im Widerschein weißer und roter Leuchten, deren Licht der nasse Asphalt zurückwarf. Ich legte den Toten mit seinem Hut ins hohe Gras am
Straßenrand und ging mit der Machete in der Hand
nach vorn zur Beifahrertür, wobei ich mich davon
überzeugte, dass in der Doppelkabine nur eine Gestalt sichtbar war.
Aaron hielt das Lenkrad mit beiden Händen
umklammert. Im schwachen Schein der
Instrumentenbeleuchtung sah ich, dass er roboterhaft nach vorn starrte. Obwohl beide Fenster
heruntergekurbelt waren, schien er nicht zu merken, dass ich draußen stand.
»Haben Sie irgendwelche dieser Barry-Soundso-
Bäume gefunden?«, fragte ich halblaut.
Er fuhr zusammen, als habe er ein Gespenst gesehen.
»Ist hinten offen, Kumpel?«
»Ja.« Er nickte hastig, und seine Stimme zitterte.
»Gut, dauert nicht lange.«
Ich ging nach hinten, öffnete die Heckklappe und
marschierte weiter, um den Toten zu holen. Diesmal
hielt ich ihn wie eine Puppe an mich gepresst in den Armen und schleppte ihn so zu dem Mazda. Die
Federung gab etwas nach, als ich den Toten auf den mit Müll übersäten Boden des Glasfaseraufbaus plumpsen
ließ. Sein Strohhut folgte, dann bedeckte ich ihn im Lichtschein der Rückleuchten mit seinem eigenen
Poncho und zog die Heckklappe herunter, bevor ich sie mit einem sanften Klicken zuschnappen ließ. Ihr kleines 243
ovales Fenster war mit einer dicken Schmutzschicht
bedeckt, durch die niemand würde hindurchsehen
können.
Ich kam wieder nach vorn und stieg auf der
Beifahrerseite ein. Aus meinen Jeans sickerte Wasser, das die über den Sitz gebreitete Wolldecke durchnässte.
Aarons Haltung hatte sich nicht im Geringsten
verändert. »Also los, Kumpel. Aber ganz normal, nicht zu schnell.«
Er stellte den Wahlhebel auf D, und wir fuhren an.
Durch das offene Fenster kam ein angenehm kühler
Luftzug, der mein geschwollenes Gesicht traf. Während wir durch Schlaglöcher platschten, beugte ich mich nach vorn und legte die Machete unter meine Füße.
Aaron fand endlich den Mut, mich anzusprechen.
»Was liegt hinten drin?«
Es hatte keinen Zweck, um den heißen Brei
herumzureden. »Eine Leiche.«
»Um Himmels willen.« Er fuhr sich mit einer Hand
durchs Haar, starrte nach vorn und rieb sich seinen Stoppelbart. »Um Himmels willen … Was ist passiert?«
Ich gab keine Antwort, sondern horchte auf das
Knistern der Bartstoppeln, als er sich mit der linken Hand imaginäre Dämonen vom Gesicht wischte.
»Was machen wir jetzt, Nick?«
»Das erkläre ich Ihnen später – alles ist okay, kein Drama.« Ich bemühte mich, langsam und ruhig zu
sprechen. »Wir müssen nur zusehen, dass wir von hier wegkommen, dann regle ich die Sache, okay?«
Ich schaltete die Innenbeleuchtung ein, zog die
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Geldbörse des Toten aus meinen Jeans und klappte sie auf. Sie enthielt ein paar Dollar und einen auf den Namen Diego Paredes ausgestellten Lichtbildausweis, der als Geburtsdatum den 10. November 1976 angab –
zwei Monate nachdem ich in die Army eingetreten war.
Außerdem fand ich ein an den Rändern beschnittenes
Familienfoto, das ihn anscheinend mit seinen Eltern und Geschwistern in Sonntagskleidung zeigte, wie sie an einem Tisch sitzend dem Fotografen zuprosteten.
Aaron sah das Foto ebenfalls. »Irgendjemands Sohn«, sagte er.
Waren wir das nicht alle? Ich steckte das Zeug in die Lederfächer zurück.
Ihm gingen offenbar tausend Dinge durch den Kopf,
die er sagen wollte. »Können wir ihn nicht in ein
Krankenhaus bringen? Wir können ihn nicht einfach
dort hinten liegen lassen, verdammt noch mal.«
Ich bemühte mich um einen entspannten Tonfall. »Im
Prinzip müssen wir das – aber nur vorläufig.« Ich sah zu Aaron hinüber. Er erwiderte meinen Blick nicht,
sondern starrte nur den Lichtkegel seiner Scheinwerfer auf der Straße an. Er befand sich in einer eigenen Welt, und ich konnte mir vorstellen, wie beängstigend sie war.
Ich sah weiter zu ihm hinüber, aber er konnte sich
nicht dazu überwinden, meinen Blick zu erwidern. »Der Kerl ist einer von Charlies Leuten. Finden sie seine Leiche, kann uns das alle in Gefahr bringen – und ich meine alle . Wozu sollen wir das riskieren?« Ich ließ das eine Weile wirken. Er wusste genau,
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