Nick Stone - 04 - Eingekreist
war?« Die Frage nach dem Kicherkraut war irrelevant, und ich wusste selbst nicht recht, warum ich sie gestellt hatte — ich wollte vermutlich nur irgendetwas sagen. Ihr Kopf bewegte sich nicht, aber sie sah zu mir auf. »Als ob das nötig gewesen wäre ... aber heute ist’s okay.«
Carrie versuchte zu lachen, aber ihr Lachen klang eher wie ein Husten.
Ich bückte mich, hob eine Elastikbinde vom Boden auf und steckte sie ein. »Okay, wir müssen los.«
Sie nickte Carrie zu, die einen weiteren tiefen Zug von ihrem Joint nahm.
»Komm, wir müssen deine Mutter zu dem Land Cruiser rausschaffen.«
Wir packten unsere Tragegriffe. Diesmal stand Luz mir gegenüber am Fußende.
»Fertig? Eins, zwei, drei. Hoch, hoch, hoch.«
Ich sah mich über die Schulter um, während ich rückwärts gehend hinausschlurfte und mit den Füßen durch den Müll auf dem Fußboden des Lagerraums pflügte. Wir platschten durch den Schlamm und schoben Carrie wieder mit dem Kopf voraus hinten in den Geländewagen. Ich schickte Luz in den Lagerraum zurück, damit sie Mineralwasser und die bereitgelegten Wolldecken holte, während ich die Elastikbinde dazu benutzte, das Kopfende der Trage zu fixieren, damit sie unterwegs nicht herumrutschen konnte. Carrie wandte mir ihren Kopf zu. Ihre Stimme klang benommen, was nach dem Cocktail aus Dihydrocodein, Aspirin und Marihuana kein Wunder war.
»Nick, Nick .«
Ich war im schwachen Lichtschein der Innenbeleuchtung damit beschäftigt, die Elastikbinde sicher zu verknoten.
»Was soll ich jetzt tun?«
Ich wusste, worauf sie hinauswollte, aber dies war nicht der richtige Augenblick dafür. »Ich bringe euch nach Chepo, und bevor du dich’s versiehst, seid ihr beide
in Boston.«
»Nein, nein. Ich rede von Aaron . was soll ich seinetwegen tun?«
Luz rettete mich, als sie mit Mineralwasser und einem Arm voll Wolldecken zurückkam. Sie half mir, Carrie damit zuzudecken.
Ich sprang von der Heckklappe wieder in den Schlamm hinunter, ging nach vorn und setzte mich ans Steuer. »Luz, du musst auf deine Mom aufpassen, damit sie nicht zu viel herumrutscht, okay?«
Sie nickte ernsthaft und kniete über ihr, während ich den Motor anließ und mit dem Land Cruiser langsam in einem weiten Bogen wendete, um auf den Weg zu gelangen. Der Lichtkegel der Scheinwerfer wanderte über den Mazda hinweg. Auch Carrie sah ihn schließlich im Widerschein unserer Schlussleuchten, als wir an ihm vorbeikrochen.
»Halt, halt, Nick . halt .«
Ich bremste behutsam und drehte mich nach hinten um. Sie hatte den Kopf gehoben, verrenkte sich den Hals und starrte angestrengt aus der offenen Heckklappe. Luz beeilte sich, ihren Kopf zu stützen. »Was ist los, Mom? Irgendwas nicht in Ordnung?«
Carrie starrte nur weiter den Mazda an, während sie ihrer Tochter antwortete. »Schon gut, Baby — ich hab nur gerade an etwas gedacht. Später.« Dann umarmte sie Luz und hielt sie fest an sich gedrückt.
Ich wartete einige Zeit, während der Regen etwas nachließ und der Motor im Leerlauf tickte, bevor ich fragte: »Können wir fahren?«
»Ja«, sagte sie. »Wir sind hier fertig.«
Die Fahrt nach Chepo war langwierig und schwierig, weil ich versuchte, möglichst wenige Rillen und Schlaglöcher zu treffen. Ich wünschte mir wirklich, ich hätte Zeit gehabt, mich nach einer weiteren Machete umzusehen. Ohne Machete in den Dschungel zurückkehren zu müssen, erinnerte mich zu sehr an letzten Dienstag.
Als wir das Tal der toten Bäume verließen, war der Regen noch schwächer geworden, und die Scheibenwischer liefen nur in Intervallen. Obwohl ich nichts erkennen konnte, sah ich am Lenkrad sitzend immer wieder nach oben und hoffte, dass die Wolken weiter tief über den Hügeln hingen. Andernfalls würden bald ein paar Hubschrauber starten.
Auch als wir die Straße erreichten, die stellenweise mehr an ein Flussbett erinnerte, kamen wir nicht viel schneller voran. Ich roch wieder Cannabis, und als ich mich umdrehte, sah ich Luz neben ihrer Mutter knien; sie hielt einen Joint in den Fingern und bemühte sich, ihn Carrie zwischen die Lippen zu stecken, wenn der Wagen gerade mal nicht holperte. Ich angelte das Dihydrocodein aus meiner Tasche. »Hier, gib deiner Mom noch eine dieser Tabletten mit etwas Wasser. Zeig dem Arzt oder sonst jemandem das Fläschchen. Sie hat insgesamt vier dieser Tabletten und ein Aspirin bekommen. Verstanden?«
Nach endlos langer Fahrt kam die befestigte Polizeistation in Sicht, und ich fragte nach einer
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