Nick Stone - 04 - Eingekreist
leiser Stimme antwortete: »Das hängt sozusagen davon ab, was . äh . meine Frau ist .«
»Sie heißt Carrie, stimmt’s?«
»Ja, Carrie.«
Ich merkte, dass ich vergessen hatte, mich vorzustellen. »Wissen Sie meinen Namen?«
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass er mir den Kopf zuwandte, deshalb sah ich ebenfalls zu ihm hinüber. Seine blauen Augen fixierten einen Punkt irgendwo neben meinem linken Ohr. »Nein, aber wenn Sie ihn mir nicht sagen wollen, ist das auch okay. Was immer Ihnen sicherer erscheint . was immer für Sie am besten ist.«
Er wirkte nicht ängstlich, aber ihm war eindeutig unbehaglich zu Mute. Vielleicht witterte er meine gefährliche Begabung, Scheiße zu bauen.
Ich blieb stehen und streckte ihm meine rechte Hand hin. »Nick.« Es ist immer ratsam, das Personal freundlich zu behandeln, statt es gegen sich aufzubringen: Das führt zu besseren Resultaten. Das war eine kleine Lehre, die der Jasager hätte beherzigen sollen.
Er lächelte verlegen, ließ dabei nicht allzu gute Zähne sehen, die von zu viel Kaffee oder Tabak verfärbt waren, und streckte mir ebenfalls die Hand hin. »Aaron. Freut mich, Sie kennen zu lernen, Nick.«
Seine Hand war eine Pranke mit harten Schwielen, aber der Händedruck war sanft. Die Handoberfläche wies zahlreiche kleine Narben auf; er war kein Büromensch. Seine Fingernägel waren schmutzig und unregelmäßig abgebrochen; an der linken Hand trug er einen matt glänzenden Ehering und eine bunte Swatch- Uhr, eigentlich eine Kinderuhr.
»Nun, Aaron, wie Sie sehen, habe ich kein Gepäck für einen langen Aufenthalt mitgebracht. Ich führe nur meinen Auftrag durch und bin bis Freitagabend wieder fort. Ich werde mir Mühe geben, Ihnen bis dahin nicht zur Last zu fallen. Na, wie klingt das?«
Sein verlegenes Grinsen ließ erkennen, dass er mit beiden Punkten sehr einverstanden war. Trotzdem bemühte er sich, diesen Eindruck zu verwischen. » Hey, kein Problem. Sie haben mich nur ein bisschen verblüfft. Ich hatte keinen Engländer erwartet.«
Ich lächelte und beugte mich leicht nach vorn, um ihn in mein Geheimnis einzuweihen. »In Wirklichkeit bin ich Amerikaner, das ist nur eine Tarnung.«
Eine Pause, während er mich forschend anstarrte. »Das ist nur ein Scherz, stimmt’s?«
Ich nickte lächelnd, weil ich hoffte, so das Eis brechen zu können. »Ich hatte erwartet, auch Carrie zu sehen.«
Er deutete auf einen Punkt hinter mir. »Da kommt sie gerade.«
Ich drehte mich um und sah Gl Jane auf uns zukommen. Sie begrüßte mich mit lächelnd ausgestreckter Hand. »Hi, ich bin Carrie.«
Ihr lockiges schwarzes Haar war ziemlich kurz geschnitten. Sie war schätzungsweise Anfang bis Mitte dreißig, nur ein paar Jahre jünger als ich. Unter den Rändern ihrer Sonnenbrille kamen ein paar Fältchen hervor, und um ihre Mundwinkel bildeten sich beim Sprechen weitere.
Ich schüttelte ihre feste Hand. »Ich bin Nick. Sind Sie mit Ihrer Pepsi fertig?« Ich wusste nicht, ob sie mich herumlungern gesehen hatte, aber das spielte eigentlich keine Rolle.
»Klar, sie war gut.« Ihr Auftreten war forsch, irgendwie aggressiv, und sie hätte damit auf die Wall Street gepasst. Ihre Stimme klang gebildet wie die von Aaron — aber mir kam jeder gebildet vor, der den Buchstaben H im Anlaut deutlich aussprach.
Als sie neben Aaron stand, bildeten die beiden ein höchst ungewöhnliches Paar. Vielleicht hatte ich etwas falsch verstanden. Vielleicht waren die beiden Vater und Tochter. Er hatte einen kleinen Bauch und sah eher älter aus, als er in Wirklichkeit war; sie hatte einen sportlichen schlanken Körper, der straff und durchtrainiert war.
Carrie sah mich erwartungsvoll an. »Was passiert jetzt?«
Die beiden warteten auf Anweisungen.
»Sie haben so was noch nie gemacht, stimmt’s?«
Aaron schüttelte den Kopf. »Dies ist das erste Mal. Wir wissen nur, dass wir Sie abholen sollen — und dass wir alles Weitere von Ihnen erfahren.«
»Okay. Haben Sie das Bildmaterial schon?«
Sie nickte. »Es ist gestern als E-Mail gekommen und liegt bei uns zu Hause.«
»Wie lange fahren wir dorthin?«
»Ungefähr vier Stunden, wenn es nicht regnet. Sonst mindestens fünf. Wir leben in der Wildnis.«
»Wie weit ist es bis zum Haus der Zielperson?«
»Eineinhalb bis zwei Stunden. Es liegt auf der anderen Seite der Stadt — ebenfalls ziemlich einsam.«
»Ich möchte mir erst dieses Haus ansehen, bevor wir zu Ihnen fahren. Kann ich nahe genug herankommen, um es wirklich gut zu
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