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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Municipad war damit beschäftigt, sie mit Wurzelbürsten und Seifenlauge abzuschrubben. Außerdem rissen sie alles Grünzeug heraus, das zwischen den Gehsteigplatten wuchs. Ein paar von ihnen schienen gerade Pause zu haben: Sie lehnten an der Mauer, tranken Kokosmilch aus aufgeschlagenen Früchten und eine rosa Flüssigkeit aus Plastikbeuteln, in denen ein Strohhalm steckte.
    Vor uns ragte eine Halbinsel etwa einen Kilometer weit ins Meer hinaus; sie trug eine alte spanische Kolonialsiedlung mit einer Ansammlung altersgrauer Ziegeldächer um die strahlend weißen Doppeltürme einer Kirche. Aaron bog rechts ab, sodass wir vom Strand weg durch ein noch verwahrlosteres Viertel fuhren. Die Straße war mit Schlaglöchern übersät, und meine Kopfschmerzen wurden schlimmer, als die Federung des Mazda ächzte und quietschte. Die verfallenen Gebäude auf beiden Seiten der Straße waren niedrige Wohnblocks mit Flachdächern. Ihre einst bunten Fassaden waren von der Sonne ausgebleicht, und die hohe Luftfeuchtigkeit hatte dunkle Flecken hinterlassen. Wo der Verputz abgefallen war, waren Hohlblocksteine zu sehen.
    Die Straße wurde schmaler, und der Verkehr floss langsamer. Fußgänger und Motorroller schlängelten sich zwischen den Autos hindurch, und Aaron schien sich ganz darauf konzentrieren zu müssen, niemanden anzufahren. Wenigstens hielt er so eine Zeit lang den Mund.
    Die Sonne stand jetzt direkt über uns und schien dieses Viertel aufzuheizen und den Gestank der Auspuffgase, die hier viel schlimmer waren als auf dem Boulevard, noch zu verstärken. Ohne Fahrtwind war ich bald in Schweiß gebadet. Die Straße wurde so eng, dass die Fahrzeuge dem Randstein so nahe kamen, dass ihre Außenspiegel gelegentlich einen Fußgänger streiften. Aber das schien niemanden zu stören; die Leute auf den Gehsteigen waren zu sehr damit beschäftigt, zu schwatzen, gebratene Bananen zu essen oder Bier zu trinken.
    Es dauerte nicht lange, bis der Verkehrsfluss ins Stocken geriet, worauf alle Fahrer sofort zu hupen begannen. Ich roch starke, blumige Parfüms, als Frauen sich an uns vorbeidrängten, und Essensgerüche aus einer offenen Haustür. Das ganze Viertel — Mauern, Türen, sogar die überall klebenden Plakate — war in eine Farborgie aus Rot- und Gelbtönen getaucht.
    Wir krochen weiter vorwärts und hielten dann neben zwei alten Frauen, die zu plärrender karibischer Musik die Hüften schwenkten. Hinter ihnen lag ein trüb beleuchteter Laden, der Gaskocher, Waschmaschinen, Konserven und Töpfe und Pfannen aus Aluminium verkaufte und aus dem die Salsarhythmen auf die Straße drangen. Hier gefiel es mir: Mit Klein-Manhattan hatte ich nichts anfangen können; dies war eine Umgebung,
    die mir mehr zusagte.
    Als wir einen Straßenmarkt passierten, wurde der Verkehr allmählich wieder etwas flüssiger. »Dies ist El Chorrillo. Sie erinnern sich an >Just Cause< — Sie wissen schon, die Invasion?«
    Ich nickte.
    »Nun, dies war Ground Zero, als sie — wir — die Stadt angegriffen haben. Noriega hatte hier seine Kommandozentrale. Jetzt liegt hier dieser freie Platz. Alles in Grund und Boden gebombt.«
    »Ah, richtig.« Ich sah nach draußen und beobachtete eine Reihe alter Frauen, die hinter Kartentischen saßen, auf denen sie fein säuberlich Lotterielose ausgebreitet hatten. An einem der Tische kaufte ein muskelbepackter Bodybuilder, ein Schwarzer in hautengen Jeans und einer Golds-Gym-Weste, ein paar Lose. Mit seinem eleganten schwarzen Stockschirm, den er gegen die Sonne aufgespannt trug, sah er wie ein absoluter Vollidiot aus.
    Nachdem wir uns durch den Markt geschlängelt hatten, erreichten wir eine T-förmige Einmündung, an der wir hielten. Die Querstraße vor uns war eine stark befahrene Hauptverkehrsader. Nach meinen bisherigen Beobachtungen brauchte man nicht zu bremsen, wenn das Auto, auf das man zuhielt, kleiner als das eigene war; man hupte nur und gab Gas. Der Mazda war nicht gerade das größte Spielzeug im Laden, aber Aaron schien nicht zu erkennen, dass er trotzdem groß genug war, um dort hinauszukommen.
    Rechts neben mir stand eine hölzerne Getränkebude, an der Pepsi verkauft wurde. Neben der Bude lehnten im Schatten eines Baums fünf Latinos, junge Männer Anfang zwanzig, an einem glänzend polierten Ford Explorer mit glitzernden Chromfelgen und einer am Rückspiegel hängenden Muttergottes. Der Laderaum hinter der offenen Hecktür war mit zwei riesigen Lautsprechern ausgefüllt, aus denen Salsa wummerte. Mit

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