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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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plätscherte, standen mit dem Lexus insgesamt sechs auf Hochglanz polierte Pickups und Geländewagen. Vor allem ein Fahrzeug war mir aufgefallen: ein
    dunkelblauer GMC Suburban mit schwarzer Folie hinter den Scheiben.
    Am eindrucksvollsten war der weißgelbe Jet-RangerHubschrauber, der ein Teilstück der Auffahrt als
    Landeplatz benutzte. Das ideale Gerät, um dem morgendlichen Berufsverkehr zu entgehen.
    Ich lag still da und beobachtete, aber dort drüben war keine Bewegung zu erkennen. Ich hielt meinen Mund leicht geöffnet, um nicht durch Schluckgeräusche gestört zu werden, und versuchte, irgendwelche Geräusche aus dem Haus zu hören, aber ich war zu weit entfernt und die Hausbewohner waren zu vernünftig: Sie hielten sich bei dieser Hitze in der klimatisierten Villa auf.
    Mein Kopf bekam immer mehr Beulen von Insektenstichen, während ich Tausende von großen dunkelroten Ameisen beobachtete, die nur eine Handbreit vor meiner Nase vorbeizuziehen begannen und dabei Blattstücke mitschleppten, die teilweise doppelt so groß waren wie sie selbst. An der Spitze bahnten einige Hundertschaften, die zu dreißig oder vierzig Tieren nebeneinander marschierten, der Kolonne den Weg, und die anderen folgten so dicht gedrängt, dass ich ihr Rascheln hören konnte.
    Als ich mich dann wieder aufs Zielobjekt konzentrierte, stieg mir ein ziemlich unangenehmer Geruch in die Nase. Ich brauchte nicht lange, um zu merken, dass er von mir stammte. Ich war durchnässt, mit Schlamm, Laub und kleinen Zweigen bedeckt, hatte am ganzen Körper juckende Stiche und lechzte danach, mich ausgiebig zu kratzen. Ich glaubte zu spüren, dass ein neuer Plagegeist mein zwischen Jeans und Sweatshirt entblößtes Kreuz anknabberte. Aber ich musste ihn knabbern lassen, denn ich durfte nicht riskieren, mehr als meine Augen zu bewegen. Vielleicht würde ich den Dschungel morgen wieder lieben; im Augenblick wollte ich die Scheidung. Nach fast zwanzig Jahren hatte ich von diesem Scheiß genug.
    Jedenfalls brauchte ich hier kein elektrisches Spielzeug zu imitieren und das Zielobjekt zu umkreisen: Was ich sehen musste, konnte ich von hier aus feststellen. Eine Annäherung an das Haus bei Tageslicht war unmöglich — über diese freien Flächen kam ich nicht ungesehen hinweg. Nachts war es vielleicht ebenso schwierig, ans Haus heranzukommen; da ich nicht wusste, ob das Gelände mit Nachtsichtgeräten, Fernsehkameras oder Infrarotsensoren überwacht wurde, musste ich annehmen, dies sei der Fall.
    Damit waren meine Probleme noch längst nicht gelöst. Wie sollte ich Michael finden, selbst wenn es mir gelang, ins Haus einzudringen? Nur Errol Flynn konnte sich in die Eingangshalle schleichen und hinter einem großen Vorhang verschwinden, während schwer bewaffnete Wachen an ihm vorbeimarschierten.
    Nachdem ich meine Position leicht verändert hatte, begann ich die Szene vor mir zu beobachten. Ich hatte das Gefühl, Sand in den Augen zu haben, und musste sie immer wieder kurz schließen.
    Während ich zusah, wie die Ameisenkolonne gut vorankam, setzte sich ein riesiger schwarzer Schmetterling dicht vor meinem Gesicht auf eine Ranke. Auch das erinnerte mich wieder an Kolumbien. Was bunt war und herumflatterte, fingen wir für Bernard. Er war über einsneunzig, wog hundertzwanzig Kilo und sah aus, als fräße er Babys zum Frühstück. Irgendwie enttäuschte er alle, indem er stattdessen Falter und Schmetterlinge für seine Mutter sammelte. Kamen wir nach einer Patrouille ins Basislager zurück, war unser Kühlschrank nicht mit Bierdosen und Verpflegung, sondern mit zugeschraubten Gläsern mit farbenprächtigen Schmetterlingen voll gestopft. Aber keiner traute sich, offen darüber zu meckern, weil jeder Angst hatte, Bernard könnte stattdessen uns an die Wand pinnen.
    In der Ferne war träges, leises Donnergrollen zu hören, während über der freien Fläche vor mir Hitzewellen flimmerten und aus dem schlammigen Boden kaum sichtbare Dampfwolken aufstiegen.
    Es wäre wunderbar gewesen, aufzustehen und sich fern von dieser düsteren Welt voller Stechmücken draußen in der Sonne zu strecken. Das schrille Summen, mit dem sie sich auf meinen Kopf und meine Hände stürzten, klang wie der Bohrer eines dämonischen Zahnarzts, und mein Kreuz war eindeutig von irgendeinem psychopathischen Insekt angeknabbert worden.
    Drüben vor dem Haus bewegte sich etwas.
    Zwei Weiße, die kurzärmlige Hemden und Krawatten trugen, traten mit einem Mann in einem leuchtend rosa Hawaiihemd

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