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Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Erkennungssatz herausrücken. Ich würde auf Julia deuten und sagen: »Sie ist schön, nicht wahr?« Seine Antwort würde lauten: »Ja, aber nicht so schön wie Katharine Hepburn, finden Sie nicht auch?« Darauf würde ich aufstehen, zu ihm
    hinübergehen, mich an seinen Tisch setzen und mit ihm über Katharine diskutieren. Das war unsere zur Tarnung erfundene Geschichte: Wir hatten uns zufällig kennen gelernt und waren wegen des Titelbilds von Paris-Match ins Gespräch über Filmstars gekommen. Ich wusste nicht, wie er hieß; er wusste nicht, wie ich hieß; wir kannten uns nicht, sondern unterhielten uns nur ein bisschen in einem Café. Man braucht immer einen Grund, um
    irgendwo zu sein.
    Trotzdem fühlte ich mich weiterhin unbehaglich. Ein Treff im Café, aus dem es keinen Fluchtweg gab, wäre schlimm genug gewesen, aber die Tische auf dem
    Gehsteig waren noch schlimmer. Dieser Kerl konnte mich in Position für einen Schnappschuss bringen, der mich belasten würde, oder für ein im Vorbeifahren verübtes Attentat. Ich kannte ihn nicht, hatte keine Ahnung, worin er verwickelt war. Ich wusste nur, dass ich unbedingt mit ihm reden musste; klappte alles nach Plan, würde ich die Informationen erhalten, die wir brauchten.
    Ich stand auf, rückte Sweatshirt und Bauchtasche
    zurecht und nickte der alten Frau zu. Sie war gerade dabei, Jeans zusammenzulegen, und murmelte
    irgendetwas Unverständliches, als ich den Waschsalon verließ und hügelabwärts in Richtung Stadtzentrum davonging. Den Kaschmirmann brauchte ich nicht zu beobachten. Für unseren Treff waren dreißig Minuten eingeplant; er würde bis 11.30 Uhr dort drüben sitzen.
    Alles schien normal zu sein, als ich an der Parfümerie vorbeiging. Frauen schnüffelten probeweise an
    überteuerten Flakons, und junge Männer im Tintin-Look
    – mit gezupften Augenbrauen und hochfrisiertem Haar –
    verpackten ihre Einkäufe in sündteuer aussehenden Boxen. Das Café auf dieser Straßenseite war bei weitem nicht so überfüllt. Ein paar alte Männer tranken kleine Biere und schwatzten missmutig miteinander. Mir fiel nichts Ungewöhnliches auf.
    Ich erreichte den Fußgängerübergang ungefähr fünfzig Meter weiter hügelabwärts, und als ich auf der anderen Straßenseite war, ging ich am Zeitungskiosk und der Patisserie vorbei auf den leuchtend roten
    Kaschmirpullover zu. Nur in Frankreich konnte ein Mann so etwas tragen, ohne eines zweiten Blicks gewürdigt zu werden.
    Als ich näher herankam, sah ich ihn kurz im Profil, während er Espresso schlürfte, rauchte und etwas zu aufmerksam verfolgte, wie die Welt an ihm
    vorbeiflanierte. Mit seinem mit Pomade
    zurückgekämmten Haar, das oben schon etwas dünn
    wurde, und dem dunklen, runden Gesicht kam er mir irgendwie bekannt vor. Ich trat noch ein paar Schritte auf ihn zu, bevor ich ihn erkannte, und hätte dann beinahe abrupt Halt gemacht. Der Kerl war der Fettkloß aus Algerien.

    11
    Ich verschwand im ersten Ladeneingang links und
    versuchte den Eindruck zu erwecken, als interessierten mich die dort hängenden Schaukästen, während ich
    meine Gedanken sammelte. Der ältliche Ladenbesitzer bedachte mich mit einem Lächeln und einem
    freundlichen »Bonjour«.
    »Bonjour, parlez-vous anglais?«
    »Ja, Monsieur.«
    »Danke, ich wollte mich nur mal umsehen,«
    Er ließ mich in Ruhe, während ich die ausgestellten Pfeifen und den gesamten dafür nötigen Raucherbedarf begutachtete. Ein Blick auf die Traser zeigte mir, dass es 11.04 Uhr war. Fettkloß musste noch sechsundzwanzig Minuten warten, bevor dieser Treff zu Ende war, und ich brauchte mich nicht zu beeilen. Ich ließ mir Zeit. Ich musste nachdenken.
    Auch wenn Fettkloß eine Quelle war, wollte ich mich nicht mit ihm treffen, vor allem nicht im Freien, vor allem nicht, wenn er vielleicht ein bekannter Mann war.
    Beruflich war das für mich schlecht; ich musste stets ein grauer, gesichtsloser Mann bleiben.
    Ich wandte mich dem Ausgang zu, verabschiedete
    mich von dem Ladenbesitzer mit einem mechanischen
    »Au revoir« geradewegs aus dem Sprachführer und wünschte mir, ich hätte in der Schule, die ich oft genug geschwänzt hatte, auch Französisch gelernt.
    Ohne zum Treffpunkt hinüberzusehen, trat ich wieder auf die Straße, wandte mich nach rechts, überquerte den Boulevard auf dem Fußgängerübergang und verschwand in dem kleinen Café auf der anderen Straßenseite. Es war eine trostlose Bude mit dunkelbraunen
    Wandbespannungen, die zu dem dunklen

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