Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
genau kannte.
Als Erstes musste ich unsere Funkverbindungen
überprüfen; ohne sie würde außer einem
Riesenschlamassel nichts passieren.
Ich wünschte mir wieder einmal, wir hätten das US-Kriegsschiff als Relaisstation benutzen können. Mit solcher Unterstützung hätten wir störungsfrei und abhörsicher miteinander und mit der ganzen Welt – sogar mit George – kommunizieren können. Aber wer einen Auftrag übernimmt, der jederzeit geleugnet werden kann, ist auf E-Mails, flüchtige Kontakte und die Firma Sony angewiesen.
Ich schaltete das kleine gelbe Handfunkgerät ein und zog das Klebeband von dem beleuchteten Display halb ab, um mich davon zu überzeugen, dass es auf Kanal eins eingestellt war. Auch der Kanalwahlschalter war
überklebt, damit er nicht unbeabsichtigt verstellt werden konnte. Hubba-Hubba würde das alles kontrolliert haben, bevor er das sichere Haus verließ, aber jetzt war dies mein Funkgerät, das ich selbst überprüfen musste. Ich steckte es in die Innentasche meiner Jacke und klemmte mir die Freisprechgarnitur übers linke Ohr. Als Nächstes kontrollierte ich das Spritzbesteck, bevor es in meine Bauchtasche wanderte.
Auf der Straße donnerte ein Lastwagen in Richtung Monaco vorbei, während ich das Reservefunkgerät und die Rohrbombe überprüfte. Der Sprengsatz steckte in einem Müllbeutel, damit er steril blieb. Dann machte ich es mir mit dem Rücken zur Hecke so bequem wie
möglich und behielt das Zielobjekt durch die V-förmige Lücke im Palmengebüsch im Auge, während ich einen Schokoriegel aß und zwischendurch auf die Traser sah.
Noch sechs Minuten bis zur ersten Sprechprobe.
Ich beobachtete die Neunter Mai und verschaffte mir eine kleine Sitzmulde, indem ich meinen Hintern hin und her bewegte. Diese Nacht würde verdammt lang werden.
Nach einem erneuten Blick auf die Uhr zog ich den Reißverschluss meiner Jacke auf und drückte die
Sprechtaste. »Guten Morgen, Hotel. Sprechprobe.« Ich sprach in normaler Lautstärke langsam und deutlich.
Diese Funkgeräte waren keine empfindlichen
militärischen Geräte, in die man flüstern konnte. Das hätte lediglich dazu geführt, dass ich meine Nachricht wiederholen musste, während die beiden anderen zu erraten versuchten, was das Gebrabbel in ihrem Ohr bedeuten sollte. Damit hätte ich nur Strom verschwendet und wäre unnötig lange auf Sendung geblieben.
Ich ließ die Sprechtaste los und wartete, bis ich eine Stimme hörte. »Hotel, okay, okay.« Mehr sagte sie nicht.
Ich drückte erneut die Sprechtaste. »Verstanden. Lima?«
»Ich höre dich.«
»Gut, gut. Okay, hier ist alles in Ordnung, ich bin in Position. Ich rufe euch, wenn ich mir überlegt habe, was ich tun werde. Hotel, ist das verstanden?«
Ich hörte einen Doppelklick.
»Lima?«
Klick, klick.
»Okay.«
Nachdem ich den Reißverschluss wieder hochgezogen hatte, beobachtete ich weiter die Jacht und überlegte angestrengt, welche Möglichkeiten es für die Anbringung des Sprengsatzes gab. Ich brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass es tatsächlich nur eine gab. Schwimmen wäre die unauffälligste Annäherung gewesen, aber dann hätte ich an Bord feuchte Spuren hinterlassen, die unter Umständen nicht bis zum Morgen getrocknet wären. Und ich hätte riskiert, dass jemand nachts an Deck kam und meine Fußabdrücke sah. Deshalb würde das Badetuch heute Nacht unbenutzt bleiben, was nur gut war. Ich hatte mich ohnehin nicht auf ein kaltes Bad im Hafenbecken gefreut.
Ich beschloss, einfach zur Jacht zurückzugehen, an Bord zu klettern und zu den abgedeckten Sitzbänken auf dem Oberdeck hinaufzusteigen. In dieser Jahreszeit würden sie nicht benutzt werden: Das Wetter und der Grund ihres Besuchs würden die Romeos dazu
veranlassen, sich unauffällig zu verhalten. Die
Anbringung dort oben war nicht ideal; wäre die Bombe im Bootsinneren detoniert, wäre ihre Sprengkraft für eine Nanosekunde eingedämmt worden, bevor sie mit voller Gewalt nach außen brach und Rumpf, Aufbauten und
jeden, der sich an Bord befand, in Tausende von kleinen Stücken zerriss. Aber selbst bei einer Anbringung auf dem Oberdeck würden die gesamte Kajüte und der
Steuerstand vor ihr demoliert werden. Starben die Romeos nicht bei der Detonation, würden sie den Hagel aus überschallschnellen Holz-, Metall- und
Glasfasersplittern nicht überleben. Ich konnte nicht abschätzen, ob die Sprengwirkung ausreichen würde, um die Jacht zu versenken, aber an Bord würde niemand überleben,
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