Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
ausgestellt, von denen ich drei verschiedene nahm. Der Verkäufer hatte ein breites Vollmondgesicht, auf dem ein ärgerlich zufriedenes Grinsen stand. Ich verabschiedete mich mit »Merci, au revoir« und ging mit meinem Wechselgeld davon, das die Franzosen einem nie in die Hand, sondern immer auf die Theke legen, als fürchteten sie, sie könnten sich eine ansteckende Krankheit holen.
Ich ging zu meinem Wagen zurück.
Der Jachthafen war weit größer, als die Ansichtskarten hatten vermuten lassen. Zwei- bis dreihundert blanke Stahlmasten schwankten glitzernd im Sonnenschein.
Kurz bevor ich die Zufahrt zum Hafen erreichte, sah ich auf beiden Straßenseiten je eine Bushaltestelle und neben einer davon eine verglaste Telefonzelle. Mit diesem Hafen hatte die Besatzung der Neunter Mai eine gute Wahl getroffen: Von hier verkehrten Busse nach Monaco und Nizza, und der Bahnhof war nur zehn Minuten zu Fuß entfernt. Und auch für uns war die Telefonzelle ein zusätzlicher Bonus.
Ein riesiges blaues Schild hieß mich willkommen, dankte mir für meinen Besuch, freute sich auf ein baldiges Wiedersehen und führte die hier im Hafen verfügbaren Geschäfte und Dienstleistungen auf. Ich bog nach rechts auf die Zufahrt ab, bei der es sich um eine kurze Stichstraße zwischen pedantisch gestutzten Buchsbaumhecken handelte. Vor mir hatte ich eine kleine Wendefläche, und dahinter schien die weltgrößte Ansammlung von Luxusjachten zu liegen. Ich fuhr nach links in Richtung Parkplatz weiter.
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Auf beiden Seiten der Wendefläche erstreckte sich ein ungefähr hundert Meter langes ebenerdiges Gebäude mit Flachdach, unter dem sich zahlreiche Cafés, Läden und Restaurants angesiedelt hatten. Ich rollte langsam über eine Serie von Bodenschwellen und an eleganten Restaurants vorbei, deren Tische mit blendend weißem Leinen und polierten Gläsern fürs Mittagessen gedeckt waren. Es war kurz vor eins, deshalb würden sie bald voll sein, sobald die Schönen und Reichen mit Tragetaschen, die mit Polohemden und Pullovern von Lacoste voll gestopft waren, aus den Geschäften kamen.
Kaffeetrinker saßen nur wenige Meter vom Hafenbecken entfernt an Cafetischen und wünschten sich wahrscheinlich, sie wären stattdessen an Bord der eleganten, schönen Jachten, die rechts von mir knapp außer ihrer Reichweite lagen. Die meisten Boote schienen englische Namen wie Suntreader oder Kathy’s Dreams zu tragen, und um diese Tageszeit war es offenbar üblich, dass die Jachtbesitzer sich an Deck aufhielten, um einen Aperitif zu nehmen und die neidischen Blicke des Publikums zu genießen.
Ich erreichte die Stelle, wo die Ladenzeile in mehrere Verwaltungsgebäude überging, die den Parkplatz umgaben. Ich parkte neben dem menschenleeren Strand unter einem Schild, auf dem »Petite Afrique« stand, vermutlich weil der Sand von dort stammte. Es gab auch einen kleinen Spielplatz, der wegen Verschönerungsarbeiten halb umgegraben war.
Dank der Postkarten und meiner bisherigen Beobachtungen hatte ich jetzt eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie die Liegeplätze der Boote angeordnet waren. Von der Wendefläche aus führte ein Zentralpier, von dem auf beiden Seiten rechtwinklig vier kleinere Piers abzweigten, mitten ins Hafenbecken hinaus. Drei weitere Piers ragten vom Kai hinter der Ladenzeile ins Wasser, und auf der gegenüberliegenden Seite des Hafenbeckens kamen drei weitere hinzu. An allen Piers lagen endlose Reihen von Jachten, deren Masten mit den Takelagen turmhoch in den Himmel ragten. Ich hatte keine Ahnung, wo die Neunter Mai anlegen würde, denn sämtliche Liegeplätze schienen belegt zu sein.
Als Erstes musste ich eine Beobachtungsstelle finden, von der aus der gesamte Jachthafen zu überblicken war, damit ich die Neunter Mai direkt sehen und beobachten konnte, wie die Geldeinsammler von Bord gingen, um ihren Auftrag auszuführen. Erwies sich das als unmöglich, musste ich mehrere Stellen finden, von denen aus wir den Hafen überwachen konnten.
Ich konnte bereits zwei Routen erkennen, die an Land aus dem Hafen führten: die Zufahrtsstraße, auf der ich hergekommen war, und ein Fußweg rechts neben der Ladenzeile, der zu einem in Terrassen angelegten Park hinaufführte.
Ich ließ den Megane abgesperrt stehen und ging an den Geschäften vorbei in Richtung Wendefläche und Zentralpier zurück. Während ich mit meiner Kamera in der Hand dahinschlenderte, bewunderte ich vor allem den Terrassenpark. Er war fast so lang wie die Strandpromenade
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