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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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wichtiger, als Leben zu retten. Fehlt ihm ohne Essen die Kraft dazu, muss er das Fasten brechen. Und wir retten doch Leben, stimmt’s? Glaubst du, dass muslimische Ärzte im Ramadan zu arbeiten aufhören?«
    Das klang vernünftig. »Täten sie das, müssten die meisten europäischen Krankenhäuser zumachen.«
    Er fing an, seine Duschhaube zurechtzurücken.
    »Übrigens habe ich den Artikel in der Tribune gelesen, den du mir empfohlen hast. Mir war nie klar, dass die Jungfrau Maria im Koran öfter erwähnt wird als in der Bibel.«
    Er steckte zwei Haarsträhnen unter die Duschhaube. »Auch Jesus wird im Koran verehrt.«
    »Für ihn habe ich leider nie viel Zeit gehabt. Mir war’s immer zu lästig, am Sonntagmorgen einigermaßen früh aufzustehen.«
    Er quittierte meine flapsige Antwort mit einem stillen Lächeln. »Was gibt dir also Überzeugungen, einen moralischen Kompass, was erfüllt dein Leben?«
    Ich hasste es, solche Fragen von Leuten gestellt zu bekommen, die so offensichtlich in sich selbst ruhten. »Na ja, ich wurstle mich einfach von einem Tag zum anderen durch, du weißt, wie das ist.«
    »Nein, das weiß ich nicht. Dies ist eine traurige Sache, Nick. Du tust mir Leid. Du hast viel verpasst.« Er starrte mich so durchdringend an, dass ich unwillkürlich den Blick abwandte und mich nach Hubba-Hubba umsah. »Es muss schmerzen, innerlich so leer zu sein .«
    »Ich mag’s gern einfach, das kommt mir irgendwie besser vor.« Ich begann mir zu wünschen, ich hätte die Klappe gehalten.
    »Einfachheit ist gut, Nick. Leere nicht.« Sein strenger Gesichtausdruck wurde sanfter. »Aber du kannst noch immer dazulernen, noch immer Erfüllung finden. Die Bibel und der Koran gehen beide auf Abraham und Adam zurück, weißt du. Aus ihnen gibt’s wirklich viel zu lernen. Vielleicht solltest du sie mal lesen, sie haben viele Menschen geheilt.«
    Ich lächelte. Lofti erwiderte mein Lächeln, obwohl er genau wusste, dass meine Chancen, vom Blitz erschlagen zu werden, größer waren.
    Lofti kehrte mir den Rücken zu, sodass er nach Osten, in Richtung Fernseher blickte. Als er sich auf die Knie niederließ, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, ihn zu fragen: »Ist die Welt deshalb so voller Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Mitleid?«
    »Wie ich sehe, hast du den Artikel gründlich gelesen, nicht wahr?« Er drehte sich nicht wieder nach mir um, aber ich sah sein verschwommenes Spiegelbild auf dem Bildschirm. »Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Mitleid wären ideal, findest du nicht auch? Aber wenn ich an Leute wie die Al-Qaida-Aktivisten in Amerika denke, die meine Religion als Vehikel für ihren egoistischen Zorn missbrauchen, sehe ich keine Gerechtigkeit und finde es schwierig, Barmherzigkeit und Mitleid zu empfinden. Allah hat mir jedoch geholfen, diese Dinge zu überwinden. Diese Leute, diese Aktivisten, nennen sich Muslims, aber sie sind nicht wirklich welche. Indem sie ihre Untaten als den Willen Allahs ausgeben, verüben sie Schirk, die schwerste aller Sünden. Deshalb ist es meine Pflicht als gläubiger Muslim, der Allah wahrhaft ergeben ist, diese Leute, die in seinem Namen sündigen, zu seinen Engeln zu schicken, damit das Buch ihres Schicksals gewogen werden kann.«
    Ich fand, George und er sollten sich mal bei einer Tasse Kaffee zusammensetzen. Sie hätten viel miteinander zu reden gehabt.
    »In den kommenden Tagen wird Allah entscheiden, was mit ihnen geschehen soll. Er entscheidet alles, auch unser aller Schicksal.«
    »Das ist Kismet, nicht wahr?«
    Er wandte sich mir wieder zu, während draußen ein Wagen mit defektem Auspuff vorbeiröhrte. »Was weißt du von Kismet, Nick?«
    »Nicht viel.« Ich grinste. »In meiner Jugend habe ich den Film gesehen. Mit Unmengen deiner Leute, die auf fliegenden Teppichen herumgeflitzt sind. Solches Zeug.«
    »Du reißt Witze, um alle möglichen Dinge zu verbergen A nicht wahr?«
    Ich zuckte mit den Schultern, verkniff mir eine weitere dämliche Bemerkung.
    »Kismet, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Mitleid. Seit unserem letzten Gespräch hast du offenbar etwas mehr gelesen als nur diesen Zeitungsartikel, nicht wahr? Hier ist noch etwas, worüber du nachdenken solltest.« Er wandte sich wieder dem Fernseher zu, ließ sich auf die Fersen nieder und wiegte sich leicht, um eine bequeme Haltung einzunehmen. Mit seiner Duschhaube sah er absolut lächerlich aus, aber er sprach so würdevoll, dass ich gespannt zuhörte. »Im achtundachtzigsten Vers der achtundzwanzigsten

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