Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen
Kupplung
getreten und der erste Gang eingelegt wurde. »Danke.«
Sie gab keine Antwort, sondern fummelte am
Lichtschalter herum, während ich ausstieg. Als ich die Tür schließen wollte, flammte ein weiteres
Scheinwerferpaar auf. Es gehörte dem Transit.
»Nick?« Ich beugte mich ins Auto, um ihre Stimme
trotz des laufenden Motors hören zu können. »Sie haben nicht erwähnt, wo Ihre Waffe liegt …« Ich zog die Browning aus meinen Jeans und holte die beiden
Reservemagazine unter dem Sitz hervor. »Sie ist geladen und gesichert.« Es drängte mich, sie meiner Dankbarkeit zu versichern. »Hören Sie, ich bin Ihnen wirklich sehr
…«
Sie winkte ab. »Ich hoffe nur, dass Kellys Therapie gut wirkt.«
Ich stieg aus und schloss die Tür. Der Mondeo fuhr davon. Sundance und Laufschuhe sahen geradeaus, als sie mit dem Transit an mir vorbeikamen. Wahrscheinlich hätten sie mich liebend gern in die Mangel genommen, aber sie hatten einen wichtigeren Auftrag: Sie mussten dafür sorgen, dass niemand Yvettes Wagen von hinten rammte und dabei die Flaschen zertrümmerte. Die waren vermutlich zu einem der über die Stadt verteilten sicheren Gebäude der Firma unterwegs – oder zum Heliport
Battersea, um nach Porton Down in Wiltshire geflogen zu werden, wo Simons Kollegen mit den Mikroben
herumspielen konnten.
Nachdem wir nun die Waffen abgegeben hatten, war
für uns Schluss, Ende, Auftrag erledigt.
47
Ich telefonierte wieder mit meinem Handy, wartete die Tonbandansage ab. »Hallo, Carmen, ich bin’s, Nick. Hör zu, der Plan hat sich geändert – Kelly kann am Dienstag doch nach Chelsea. Bringt sie bitte nicht zum Flughafen; sie muss hier bleiben. Ich rufe später noch mal an, fahrt nur nicht zum Flughafen – es ist wichtig, dass sie hier bleibt. Die Rechnung von Mastercard bezahle ich auf jeden Fall.«
Brachten wir die Besprechung nach dem Einsatz rasch hinter uns, konnte ich vor der geplanten Abfahrzeit in Bromley sein.
Ich drückte auf den Klingelknopf neben der
Sprechanlage. »Hallo, Schätzchen, ich bin wieder da.«
Erst als ich die Treppe hinaufzusteigen begann, merkte ich, wie erschöpft ich war. In Schweiß gebadet zu sein hatte nur den Vorteil, dass sich so eine dünne Fettschicht zwischen der Haut und meiner regennassen Kleidung bildete. Meine Augen brannten, und als ich mir müde das Gesicht rieb, rochen meine Hände wie eine
Gummifabrik. Ich brauchte ein handfestes Frühstück und sehnte mich nach einem Kaffee.
Suzy machte mir die Wohnungstür auf, als ich
anklopfte. »Netter Tag im Büro, Schatz? Tasse Tee?«
»Gute Idee.« Ich folgte ihr in die Küche. »Auch in den Staaten ist ein Anschlag geplant. Das hat der
Golfschläger mir praktisch erzählt.«
Sie drehte sich um und blieb an den Herd gelehnt
stehen. »O Scheiße.«
»Aber kein Wort dem Jasager gegenüber, okay? Sie
hat’s für Kelly getan.«
Suzy nickte. »Hat sie auch etwas von Deutschland
gesagt?«
»Nein, aber ich wette, dass auch dort einer geplant ist.
Eine schreckliche Vorstellung. Die Anschläge müssten koordiniert erfolgen, damit niemand vorzeitig gewarnt wird.«
Wir schwiegen beide. Vermutlich taten wir das
Gleiche: Wir dachten über den Alptraum nicht nur eines Anschlags, sondern dreier Anschläge nach. Und wie wir gesehen hatten, gehörte dazu nicht viel: Das ASU
brauchte nur etwas Dark Winter, eine Vorrichtung, um das Zeug zu zerstäuben, und ein paar Handys.
Ich zwang mich dazu, nicht mehr darüber
nachzudenken. Unser Teil war getan. In den Staaten würde George ein weiteres Team einsetzen, um zu
versuchen, die Attentäter aufzuspüren, bevor er den Präsidenten informieren musste. Auch die Deutschen würden mit Hochdruck verdeckt ermitteln. Ich dachte an Josh und die Kinder und fragte mich, ob ich etwas für sie tun konnte.
Ich öffnete den Kühlschrank und holte die beiden
Packungen Scheiße in der Aluschale heraus, die wir nach dem ersten Treff mit dem Informanten eingekauft hatten.
Während ich die Schachteln aufriss, fiel mir auf, wie merkwürdig ich plötzlich um ein Gesprächsthema
verlegen war. Vielleicht erging es Suzy ähnlich: Sie konzentrierte sich jedenfalls ziemlich übertrieben darauf, Teebeutel in unsere Becher zu hängen.
Während sie sich mit Milch und Löffeln zu schaffen machte, durchstieß ich die Zellophanhülle mit einer Gabel.
»Was gibt’s zum Frühstück?«
»Weiß ich nicht genau.« Ich begutachtete die
Tiefkühlmahlzeit. »Weißes Zeug.« Ich war zu faul, auf der
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