Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen
Gepäckkarren an, die dem blauen EU-Kanal zustrebten.
»Er kann unsere Namen in den Buchungscomputern
markiert oder die Kreditkartenzahlung verfolgt haben –
wer weiß?«
Wir erreichten die Schikane und wurden an der
Engstelle aufgehalten. Ich hätte mich am liebsten durch die Menge gedrängt und wäre losgerannt, aber ich durfte nicht riskieren, die Sicherheitskräfte des Flughafens, die vermutlich nichts von alledem ahnten, zu alarmieren. Ein Fluchtversuch hätte mich noch tiefer in die Scheiße geraten lassen. Ich musste mich ganz normal verhalten, auch wenn ich spürte, wie meine Halsschlagader zu platzen drohte.
Ich reihte mich hinter einer Gruppe von vier Frauen Ende dreißig ein, die jeweils einen Gepäckkarren
schoben. Sie sahen wie vier Moms aus, die allein verreist waren: braun gebrannt und in Shorts und T-Shirts, lachend und scherzend, während sie versuchten, sich ihre Urlaubsstimmung zu bewahren, aber in Wirklichkeit sauer waren, weil sie morgen früh wieder ins Büro mussten.
Als ich mich umsah, war Suzy ungefähr drei Schritte hinter mir, während Sundance und Laufschuhe mit
weiteren zwanzig Schritt Abstand folgten. Ich konnte nur hoffen, dass sie hier drinnen nichts unternehmen würden.
Was hätte ich tun können? Einer der Frauen die Flasche auf den Schädel schlagen, wobei sie hoffentlich
zerbrechen würde? Sie auf dem Boden zerschellen
lassen? Ich blieb ziemlich dicht hinter den Urlauberinnen, behielt die Tragetasche in der linken Hand und ließ die einzelne Flasche in meiner leicht erhobenen Rechten.
Die Automatiktür öffnete sich, und wir gelangten in den Terminal hinaus, wurden dort aber sofort von
Stahlbarrieren an Reihen von Sitzen vorbeigeleitet, auf denen Leute über Laptops gebeugt dasaßen oder Kaffee tranken, den sie sich nebenan bei Costa geholt hatten. Ich sah zu dem Coffee Shop hinüber. Die beiden anderen Kerle hatten sich dort postiert, um mich abzufangen.
Ich blieb hinter den vier Moms, als sie das Terminal aus Glas, Stahl und Beton durchquerten und kichernd darüber sprachen, dass ihre Ehemänner sich nach zwei Wochen »ohne« heute Nacht auf einiges gefasst machen konnten. »Aber das mit zwei Wochen ›ohne‹ gilt
natürlich nicht für alle von uns, nicht wahr, Kate?« Die anderen brachen in schallendes Gelächter aus.
Kate gefiel das nicht. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon ihr redet. Andreas und ich haben nur …« Den Rest bekam ich nicht mit, weil eine Familie auf dem Weg zum Abfluggebäude zwischen uns hindurchhastete.
Kate und ihre Freundinnen schlängelten sich durch den Fußgängerverkehr, um zu den Aufzügen zu gelangen, die uns zum Parkgeschoss oder zum Bahnhof direkt unter dem Terminal bringen würden.
Mir schwirrte der Kopf, als ich überlegte, welche Möglichkeiten mir offen standen. Ich wollte in der Nähe dieses Quartetts bleiben, aber wenn es eine Etage tiefer im Parkgeschoss ausstieg, würde ich zur Bahnhofsebene hinunterfahren und mir neue Leute suchen müssen, an die ich mich anhängen konnte. Auf keinen Fall würde ich mich im Parkgeschoss isolieren lassen oder in den Micra steigen, um wegzufahren. Dann wäre ich allein gewesen.
Die anderen hätten mich kontrollieren können, sobald ich auf der Straße war.
Ich konnte beide Teams sehen, die ungefähr dreißig Meter hinter mir waren. Suzy war weiter in meiner Nähe.
Wir wechselten einen Blick.
»Ich bleibe.« Sie wies mit dem Daumen nach hinten.
»Du irrst dich.«
Ich ignorierte sie. Wir erreichten den Aufzug, und sobald feststand, was ich vorhatte, benutzten Sundance und Laufschuhe die Treppe und überließen es den beiden anderen, mich im Auge zu behalten.
Die großen Stahltüren öffneten sich rumpelnd, und die Urlauberinnen zerschrammten die Wände noch mehr, als sie ihre Gepäckkarren hineinrammten. Ich quetschte mich hinter ihnen hinein. Kate drückte auf den Bahnhofsknopf.
»Was wollen Sie, Schätzchen?«
»Das Gleiche wie Sie.« Darüber mussten ihre
Freundinnen erneut kichern.
Ich spürte einen Ellbogen im Rücken: Suzy hatte sich hereingezwängt, als die Türen sich schon schlossen.
Meine rechte Hand umklammerte weiter den
Flaschenhals, und ich sorgte dafür, dass sie das sah.
»Lass mich bloß mit deinem Scheiß in Ruhe!«
Als die Türen sich wieder öffneten, sahen die Frauen uns beide mitleidig an. Sie verstanden, was hier vorging: Sie hatten selbst genügend Ehekräche hinter sich. Ich trat aus der Kabine und zur Seite, um sie vorbeizulassen, dann folgte ich
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