Nick Stone 07 - Schattenkiller
Taschenlampen in Bewegung. Ein Fahrzeug kam aus einem der Ställe, rollte an unserem Audi vorbei und fuhr in Richtung Sarajevo.
Salkic umarmte Nasir noch immer. Leise sprachen sie noch etwas länger miteinander, und beide weinten.
Schließlich drehten sie sich um und kehrten zu uns zurück. Nasir kletterte etwas weiter nach oben und kniete sich dann hin. Stille herrschte; niemand sprach.
Ich stand auf und half Benzil auf die Beine. »Wir müssen weiter und vor Tagesanbruch diesen Hügel hinter uns bringen, damit uns die Typen dort unten nicht mehr sehen können.«
So erschöpft Benzil auch war, seine Sorge galt den anderen. »Ist mit Nasir alles in Ordnung?«
»Er wird wieder zu sich finden«, erwiderte Salkic. »Er braucht nur ein wenig Zeit. Der Mann, den sie gerade getötet haben, war sein jüngster Bruder.« Er zögerte. »Und mein Schwager.«
79
Nasir übernahm die Spitze.
Benzil kam als Nächster. Es ging ihm nicht gut, und wir mussten ihn im Auge behalten und unser Tempo anpassen. Er gab sich alle Mühe. Jerry, Salkic und ich wechselten uns dabei ab, ihn zu stützen und auf den Beinen zu halten.
Nasir schien jetzt die Ruhe selbst zu sein und erwies sich als alter Haudegen: Gelegentlich kehrte er zurück und murmelte das eine oder andere aufmunternde Wort. Benzil nickte bei solchen Gelegenheiten. »Ja, ja, danke.« Nach etwa zehn Minuten musste er erneut innehalten. »Es tut mir so Leid, Nick. Es tut mir so Leid.«
»Keine Sorge. Versuchen Sie es einfach weiter.«
Unten im Tal knallten Schüsse, als die Typen auf Gespenster schossen.
Wind heulte über den Gipfel, schien mir das Gesicht zerkratzen zu wollen und kühlte den Schweiß. Der Plastikmantel schützte vor ihm, als wir nach unten kletterten und rutschten.
Unsere Reihe zog sich immer mehr in die Länge, und nicht nur wegen Benzil. Jerry und Salkic bekamen die Anstrengung zu spüren und ermüdeten. Nasir war noch immer vorn und wurde in regelmäßigen Abständen langsamer, damit wir zu ihm aufschließen konnten.
Als sich am östlichen Horizont erstes Licht zeigte, gewann das Tal vor uns allmählich Konturen, und was ich sah, gefiel mir nicht: keine Deckung, nur Schlamm und Steine. Es gab nicht einmal eine Straße.
Ich blieb stehen und wartete auf Salkic.
»In offenem Gelände sind wir erledigt.« Ich nickte in Richtung Nasir. »Fragen Sie ihn, wie weit es bis zu der Höhle ist.«
Wir waren in einem miserablen Zustand. Meine Jeans war zerrissen, die Beine voller Blut und Schweiß. Jeder von uns trug eine Schlammkruste.
Salkic und Jerry bemühten sich noch immer, Benzil auf den Beinen zu halten, als wir den mühsamen Weg nach unten fortsetzten.
Nasir kniff die Augen zusammen, als sein Blick durchs Tal glitt. Ich sah, dass seine Besorgnis wuchs, und mir ging es ebenso. Mir lag nichts daran, in einer Höhle Zuflucht zu suchen, die nur einen Zugang hatte. Aber als ich mich umblickte, wurde mir klar: Uns blieb nichts anderes übrig, wenn uns die Angreifer hierher folgten.
Nasir sagte etwas. Salkic nickte und wandte sich mir zu. »Nicht sehr weit. In der Nähe der Talsohle. Ich erinnere mich jetzt an die Höhle, die er meint. Mein Vater hat dort ebenfalls gekämpft.«
Hier war der Hang viel steiler, und wir stolperten hinter Nasir her, als er versuchte, einen leichten Weg durch Schlamm und Felsgestein zu finden. Nach einigen hundert Metern blieb er stehen und deutete nach Osten. Ich sah in die entsprechende Richtung und bemerkte einen dunklen Schatten an der Seite des Hügels.
Eine Sekunde später knallte es zweimal über uns. Ich blickte auf und bemerkte den ersten Verfolger auf der Hügelkuppe. Verdammter Mist, die Umstände nahmen uns die Entscheidung ab.
80
Es sah nach einer natürlichen Spalte im Fels aus, die die Serben mit mehreren Kisten Sprengstoff erweitert hatten: Der Zugang bot jetzt genug Platz, um einen Laster aufzunehmen. Schutthaufen lagen zu beiden Seiten, und Gras bedeckte die Reifenspuren im Boden.
Drinnen war es kalt und feucht, aber wenigstens gewährte die Höhle Schutz vor dem Wind. Schleim glänzte an den Wänden, und auf dem Boden hatten sich Pfützen gebildet. Zwei rostige alte Wagen und ein Korb mit Holz standen dicht hinter dem Eingang.
Je tiefer wir in die Höhle gingen, desto stärker roch es nach Moder und Zerfall. Dunkelheit und von den Sprengungen übrig gebliebene Steinhaufen gaben uns Deckung, aber uns stand genau der taktische Albtraum bevor, den ich befürchtet hatte: Es gab nur wenig Platz und
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